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Mittwoch, 12. Januar 2011, 09:30 MEZ
Hochwasser Deutschland 06.-11.01.2011 Pegel der Mosel in Cochem. Quelle: LUWG |
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Starkes Tauwetter bis in die Hochlagen verbunden mit Niederschlägen führte in der ersten Hälfte des Januars 2011 besonders an kleineren und mittleren Flüssen zu Überschwemmungen. An der Mosel standen zwischen Trier und Koblenz bis zu 30 Gemeinden teilweise unter Wasser. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung Die Veränderung der Wetterlage, die zunächst für Eisregen und später dann für Tauwetter sorgte, wurde bereits hier beschrieben. In einer südwestlichen Strömung gelangten mildere Luftmassen aus dem Mittelmeerraum und vom Atlantik nach Deutschland. In Folge dessen stiegen die Temperaturen deutschlandweit innerhalb kurzer Zeit um mehr als zehn Grad an. Am 06.01. befand sich über dem Ostatlantik ein breiter Trog, welcher sich von Island bis Nordafrika erstreckte. Dieser Langwellentrog verlagerte sich in den folgenden Tagen nur wenig und befand sich am 08.01. über Frankreich. Inzwischen hatte sich über dem Ostatlantik ein weiterer ausgeprägter Trog gebildet, welcher sich ähnlich seinem Vorgänger ebenfalls von Island bis Nordafrika erstreckte. Insgesamt hatte die Position dieser beiden Tröge zur Folge, dass sich über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung etablieren konnte, welche für konstante Zufuhr milder Luftmassen sorgte. Selbst in einer Höhe von 850 hPa (etwa 1300 m) stiegen die Temperaturen auf über fünf Grad an. In Bodennähe befand sich unter dem ersten Trog über dem Ostatlantik das Tiefdruckgebiet "Benjamin". Dieses bewegte sich vom 06.01. von einer Position nordwestlich der iberischen Halbinsel über den Ärmelkanal hinweg und erreichte am 08.01. Südskandinavien. Ausläufer dieses umfangreichen Tiefdruckkomplexes streiften Deutschland am 08.01. und 09.01. Auf Grund von Warmluftadvektion, vor Allem aber auf Grund Antriebe dynamischen Urpsrungs kam es besonders am 09.01. zu Regenfällen. Diese Regenfälle und die seit dem 06.01. andauernde Schneeschmelze ließen die Pegel vieler Flüsse ansteigen. Das Tauwetter begann am 06.01. nach Durchzug der Ausläufer des Tiefs "Arno". Die Zufuhr warmer Luftmassen sorgte besonders entlang des Rheins für Temperaturen im zweistelligen Bereich. In Freiburg wurden Höchstwerte von 13 Grad gemessen, in Lahr 12 Grad und in Rheinstetten 11 Grad. Am Vortag lagen die Tageshöchstwerte noch um den Gefrierpunkt. Auf Grund der Warmluftadvektion kam es zu Hebungsprozessen und Niederschlagsbildung. Bis zum 06.01., 18 UTC summierte sich der 24-stündige Niederschlag in Tholey im Saarland auf 34 mm. 20 mm wurden in Idar-Oberstein und auf dem Vogelsberg gemessen. Bis zum 07.01. konnte sich die warme Luft besonders im Südwesten und Westen des Bundesgebietes durchsetzen, wo an diesem Tag verbreitet zweistellige Temperaturen registriert wurden. Die höchsten Temperaturen meldeten die Wetterstationen in Freiburg, Lahr und dem Hohenpeißenberg mit 13 Grad. Im Vergleich zum Vortag ließen die Regenfälle etwas nach, dennoch wurden an vielen Orten 24-stündige Regenmengen von mehr als zehn Millimetern gemessen. Aufsummiert über 48 Stunden regnete es in Tholey 46 mm. Am 08.01. erreichten die milden Luftmassen auch den äußersten Osten Deutschlands, so dass nahezu landesweit Temperaturen von mehr als zehn Grad gemeldet wurden. Spitzenreiter an diesem Tag waren Freiburg und Bendorf mit 16 Grad. In Tier konnte mit 14 Grad sogar ein neuer Dekadenrekord verzeichnet werden. Am folgenden Tag erreichten kühlere Luftmassen den Norden Deutschlands, so dass hier Tageshöchsttemperaturen um fünf Grad verzeichnet wurden. Im Süden Deutschlands wurden erneut zweistellige Temperaturen gemessen. Die Wetterstation in München meldete z.B. an diesem Tag maximal 15 Grad. Die hohen Temperaturen ließen die Schneehöhen an vielen Orten rapide abnehmen. Genaue Werte sind der unten stehenden Tabelle zu entnehmen.
Durch das Hochwasser kamen in Deutschland mindestens drei Menschen ums Leben. In Thüringen wurde ein Autofahrer von den Fluten mitgerissen und in Niedersachsen ertrank ein Kanufahrer. Neben vielen Städten an der Mosel waren zum Beispiel auch Städte am Main betroffen. Die Altstadt von Wertheim wurde überflutet; rund 450 Häuser und 1000 Einwohner waren betroffen. In der Innenstadt wurden rund 400 Meter Stege errichtet und 4500 Sandsäcken an betroffene Bewohner verteilt. In Niedersachsen in Hann-Münden waren zeitweise mehrere Bundesstraßen gesperrt und sogar Schulen blieben geschlossen. Straßensperrungen gab es außerdem in Nordrhein-Westfalen entlang der Ruhr und in Brandenburg. Wetterwerte Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen vom 06. bis 10.01.2011, jeweils um 06:00 UTC. Quelle: DWD
Satellitenbilder
Text: JQ
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