Nicht nur in Deutschland sorgten heftige Schneefälle rund um die Weihnachtszeit für chaotische Zustände: ein kräftiger Schneesturm überquerte Ende Dezember 2010 den Osten der USA. Bis zu 80 cm Schnee fielen innerhalb von zwei Tagen und brachten den Verkehr verbreitet zum Erliegen.
Wetterlage und Entwicklung
Vorderseitig eines Höhentroges der sich von Grönland bis zum Golf von Mexiko erstreckte, begann am 25.12. über Texas die Entwicklung eines Bodentiefs. Mit einem Kerndruck von 1010 hPa befand sich das zunächst schwache Tiefdruckgebiet am 26.12., 00UTC über Florida. Zwölf Stunden später befand sich das System mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über der Ostküste der USA. An der Ostflanke des Tiefdruckgebietes wurden zu diesem Zeitpunkt Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 km/h erreicht. Weitere 24 Stunden danach befand sich das zum Sturmtief herangereifte System mit einem minimalen Druck um 970 hPa über der Ostküste Kanadas. Die höchsten Windgschwindigkeiten betrugen zu diesem Zeitpunkt bis zu 150 km/h. Besonders an der Nord- und Westflanke des Sturmtiefs kam es an einer markanten Luftmassengrenze zu kräftigen Hebungsprozessen und damit verbundenen Schneefällen. Am 29.12. setzte sich von Westen allmählich Hochdruckeinfluss durch und beendete somit die starken Schneefälle.
Bodendruckanalysen vom 26. bis 27.12.2010 | Quelle: NOAA |
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26.12.2010, 00 UTC |
26.12.2010, 12 UTC |
27.12.2010, 00 UTC |
27.12.2010, 12 UTC |
Niederschlagsradarbilder vom 26. bis 27.12.2010 | Quelle: NCAR |
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26.12.2010, 00 UTC |
26.12.2010, 12 UTC |
27.12.2010, 00 UTC |
27.12.2010, 12 UTC |
Die Schneefälle begannen über der Mitte der USA am 25.12. Innerhalb von 24 Stunden schneite es bis zu 22 cm, z.B. in Buffalo Creek. Bis zum 26.12. verlagerten sich die Schneefälle ostwärts. Maximal fielen die Schneefälle in North Carolina aus. Innerhalb von sechs Stunden schneite es bis zu 25 cm. Am folgenden Tag erstreckten sich die Schneefälle entlang der Ostküste von North Carolina bis Massachussetts. Verbreitet meldeten die dortigen Wetterstationen Schneezuwächse von 35 cm innerhalb von 24 Stunden. Deutlich kräftiger fielen die Neuschneemengen einen Tag später aus, die sich auf New Hampshire und Maine konzentrierten. In Pine Plains beispielsweise schneite es innerhalb von nur drei Stunden 63 cm. Auch in den Großstädten entlang der Ostküste wurden zum Teil beträchtliche Neuschneezuwächse verzeichnet. In New York im Central Park schneite es bei Durchzug des Schneesturms insgesamt 50 cm. Der absolute Spitzenwert wurde aus Rahway in New Jersey mit 80 cm gemeldet.
Zu erheblichen Schneeverwehungen kam es in den betoffenen Gebieten auf Grund stürmischer Windböen. Am 26.12. wurden in Florence (South Carolina) 106 km/h gemessen. In Islip (New York) erreichte die Spitzenböe an diesem Tag 96 km/h. Am John F. Kennedy Airport, ebenfalls New York, betrug die höchste Windgeschwindigkeit 91 km/h. Bis zum folgenden Tag verlagerten sich die Gebiete mit maximalen Windgeschwindigkeiten nach Kanada und die nordöstlichsten Staaten der USA. Auf dem Augusta State Flughafen in Maine wurden Orkanböen von 152 km/h gemessen. Weiter südlich auf dem Flughafen in Teterboro (New Jersey) betrug die Spitzenböe am 27.12. 117 km/h.
24-stündige beobachtete Neuschneemenge, 25.12.2010 bis zum 28.12.2010, jeweils 06 UTC
Quelle: NOAA/NOHRSC |
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25.12.2010 |
26.12.2010 |
27.12.2010 |
28.12.2010 |
Beobachtete Schneehöhe, 25.12.2010 bis zum 28.12.2010, jeweils 06 UTC
Quelle: NOAA/NOHRSC |
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25.12.2010 |
26.12.2010 |
27.12.2010 |
28.12.2010 |
Wie wenige Tage zuvor in Deutschland waren auch in den USA der Flug- und Bahnverkehr besonders stark betroffen. Die Flughäfen rund um New York blieben nach den heftigen Schneefällen für 24 Stunden geschlossen. Allein auf den Flughäfen John F. Kennedy und LaGuardia fielen mehr als 4500 Flüge aus. Im Bahnverkehr kam es zu erheblichen Verspätungen nachdem die Bahnstrecke zwischen New York und Boston für 13 Stunden gesperrt worden war. In den Bundesstaaten Delaware, Maryland, Massachusetts, North Carolina, Rhode Island und Virgina halfen Reservisten der Nationalgarde bei der Beseitigung der Schneemassen.
Auch in Kanada machte der Schneesturm den Menschen zu schaffen. In den Regionen New Brunswick, New Scotland und auf der Prince-Edward-Insel waren rund 20.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.
Wetterwerte
Nachstehend links Schneesturmrekorde in New York und Boston, rechts eine Auswahl von Neuschneemengen vom 26.-27.12.2010 Quelle: wunderground.com
New York |
Boston |
68,3 cm; 11.-12.02.2006 67,1 cm; 26.-27.12.1926 53,3 cm; 12.-14.03.1888 52,8 cm; 25.-26.02.2010 51,3 cm; 07.-08.01.1996 50,8 cm; 26.-27.12.2010 50,3 cm; 16.-17.02.2003 46,0 cm; 07.-08.03.1941 |
70,1 cm; 17.-18.02.2003 68,8 cm; 06.-07.02.1978 66,8 cm; 24.-28.02.1969 64,5 cm; 01.04.1997 50,3 cm; 03.-05.03.1960 49,3 cm; 16.-17.02.1958 47,5 cm; 08.-10.02.1994 46,2 cm; 26.-27.12.2010 |
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Ort |
Neuschnee |
Rahway (NJ) Great Kills (NY) Piermont (NH) Newark (NJ) Landgrove (VT) NYC Central Park (NY) Boston (MA) Philadelphia (PA) |
81,3 cm 73,7 cm 63,5 cm 61,5 cm 53,3 cm 50,8 cm
46,2 cm 31,5 cm |
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Satellitenbilder
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26.12.10, 00:15 UTC, NOAA GOES 13 VIS/IR Quelle: F. Valk |
27.12.10, 00:15 UTC, NOAA GOES 13 VIS/IR Quelle: F. Valk |
28.12.10, 00:15 UTC, NOAA GOES 13 VIS/IR Quelle: F. Valk |
Text: JQ
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In Zusammenarbeit mit:
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