Teilweise intensive Regenfälle gingen Mitte Oktober 2010 rund um das Mittelmeer nieder. Dabei summierten sich örtlich über
100 mm Niederschlag innerhalb von zwölf Stunden. Eine deutsche Urlauberin verunglückte während eines Unwetters auf Sardinien
tödlich.
Wetterlage und Entwicklung
Bereits am 6. und 7. Oktober 2010 entwickelte sich über dem mittleren Nordatlantik, wenig nördlich der Azoren, aus einer
Frontalwelle innerhalb kürzester Zeit ein imposantes Tiefdruckgebiet. In nur 24 Stunden fiel der Luftdruck im Zentrum von
"Paula" - so der Name des Tiefs, der rein zufällig dem eines zur selben Zeit in der Karibik tobenden Hurrikans
entsprach - um mehr als 50 hPa auf unter 950 hPa am Abend des 7. Das Bodentief lag am 8. genau unterhalb des
korrespondierenden, aus einem nach Süden ausgreifenden Trog hervorgegangenen Höhentiefs, sodass "Paula" als
ausgeprägtes und hochreichendes Gebilde in Erscheinung trat.
Bodendruckanalysen vom 10. bis 14.10.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD |
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10.10.2010, 00 UTC |
11.10.2010, 00 UTC |
12.10.2010, 00 UTC |
13.10.2010, 00 UTC |
14.10.2010, 00 UTC |
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 10. bis 14.10.2010 | Quelle: Wetterzentrale |
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10.10.2010, 00 UTC |
11.10.2010, 00 UTC |
12.10.2010, 00 UTC |
13.10.2010, 00 UTC |
14.10.2010, 00 UTC |
Das zugehörige Frontensystem überquerte unter fortschreitendem Okklusionsprozess im Laufe des 9. die Iberische Halbinsel von
West nach Ost. Insbesondere im Osten und Nordosten Spaniens gingen schauerartig verstärkte und gewittrige Regenfälle nieder,
im tarragonischen Reus fielen in einem zwölfstündigen Zeitraum bis zum 10., 6 UTC 100 mm.
Auf der Vorderseite des sich südostwärts ausdehnenden Höhentiefs kam die Front im Laufe des 10. kaum noch weiter nach Osten
und Nordosten voran, aufgrund andauernder dynamischer Hebungsprozesse bildeten sich an ihr jedoch flache Tiefdruckgebiete
aus. Die Niederschläge konzentrierten sich nun auf die Pyrenäenregion; vor allem im Süden Frankreichs fiel ergiebiger Regen.
Die höchste Summe innerhalb von 24 Stunden bis zum 11., 6 UTC meldete Perpignan mit 138 mm, das Anderthalbfache des
Oktobermittels der Jahre 1961 bis 1990. Am unweit davon entfernt gelegenen Cap Bear kamen 115 mm zusammen, am internationalen
Flughafen Toulouse-Blagnac 57 mm.
Satellitenbilder, Meteosat-8 VIS/IR | Quelle: F. Valk |
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10.10.2010, 12 UTC |
11.10.2010, 12 UTC |
12.10.2010, 12 UTC |
13.10.2010, 12 UTC |
14.10.2010, 12 UTC |
Derweil schwächte sich "Paula" ab und verlor ihre klaren Umrisse, zumal durch die Bildung weiterer flacher Tiefs im
Bereich der Luftmassengrenze ein ausgedehnter, ganz Südwesteuropa überdeckender Tiefdruckkomplex entstanden war.
Nichtsdestotrotz blieb die Bezeichnung "Paula" erhalten, wobei das gesamte System bis zum 13. quasistationär über
dem westlichen Mittelmeer lag und sich erst zum Ende dieser 41. Kalenderwoche wieder ostwärts in Bewegung setzte. Demzufolge
gab es zunächst vor allem auf Korsika, Sardinien und im Süden Italiens teilweise unwetterartige Gewitter mit starkem Regen
und kräftigen Böen, in Decimomannu (Sardinien) wurden bis zum 12., 18 UTC 104 mm binnen zwölf Stunden registriert. Bei
Castiadas im Südosten der Insel kam eine Frau ums Leben; die deutsche Touristin war während eines Unwetters im Meer Schwimmen
gegangen. Durch die starken Regenfälle entstanden örtlich Schäden, auf Sizilien mussten Fährverbindungen vorübergehend
eingestellt werden.
Gemäß der Verlagerung von "Paula" waren am 13. und 14. vor allem die zentralen und östlichen Mittelmeerregionen von
starken Regenfällen betroffen. Insgesamt jedoch konnten keine außergewöhnlich großen Mengen mehr verzeichnet werden. Prizzi
in Sizilien immerhin wartete noch mit 72 mm innerhalb eines halben Tages bis zum 13., 6 UTC auf.
Text: CE
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