Mehrere Tiefdruckgebiete, darunter auch der tropische Sturm "Nicole", überquerten mit ihren Ausläufern Ende September 2010 die Ostküste der USA und sorgten dort für langandauernde und intensive Regenfälle. Innerhalb von vier Tagen fielen bis zu 525 mm Niederschlag.
Wetterlage und Entwicklung
Bereits am 22.09. begann die Entwicklung der erwähnten Wetterlage über der Mitte der USA im Lee der Rocky Mountains. In einer südwestlichen Höhenströmung konnte sich vorderseitig eines ausgedehnten Höhentroges der sich von Kanada bis Kalifornien erstreckte ein Bodentief entwickeln. Neben der vorderseitigen Position vor dem Höhentrog und der Überströmung der Rocky Mountains begüstigte weiterhin Warmluftadvektion aus dem Südwesten der USA die weitere Intensivierung. Nach seiner Entstehung verlagerte sich das Tiefdruckgebiet unter mäßiger Intensivierung nordostwärts und befand sich am 24. September mit einem Kerndruck um 1000 hPa über den großen Seen. Direkt unter einem abgeschlossenen Höhentief gelegen, war die Entwicklung des Bodentiefs somit abgeschlossen.
Bodendruckanalysen vom 24. bis 27.09.2010 | Quelle: NOAA/HPC |
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24.09.2010, 00 UTC |
25.09.2010, 00 UTC |
26.09.2010, 00 UTC |
27.09.2010, 00 UTC |
Westlich dieses steuernden Höhentiefs zeigte sich am 25.09. über der Mitte der USA ein schwacher Randtrog. Dieser vertiefte sich in den folgenden 12 Stunden und sorgte am Boden für die Bildung eines weiteren Tiefdruckgebietes. Von dem neu entstandenen Tief über Mississippi erstreckte sich ein Frontenzug nordostwärts und reichte bis zum erst beschriebenen Bodentief, welches sich mittlerweile über Neufundland befand. Entlang des Frontensystems kam es zu kräftigen Hebungsprozessen und somit zur Niederschlagsbildung. Während die Niederschläge über dem Süden der USA zu Beginn der Entwicklung vergleichsweise schwach ausfielen, kam es ab dem 27.09. nach ostwärtiger Verlagerung des Systems in den Staaten entlang der Ostküste zu unwetterartigen Regenfällen. Besonders kräftig fielen diese aus, da sich das Tief vom 28.09. bis 29.09. nordwärts verlagerte, das Frontensystem jedoch nahezu stationär über den Oststaaten blieb. Am 29.09. befand sich das Bodentief bereits über den großen Seen, die Ausläufer erstreckten sich allerdings noch entlang der Ostküste bis in den Golf von Mexiko.
Bodendruckanalysen vom 28.09. bis 01.10.2010 | Quelle: NOAA/HPC |
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28.09.2010, 00 UTC |
29.09.2010, 00 UTC |
30.09.2010, 00 UTC |
01.10.2010, 00 UTC |
Dort hatte sich inzwischen südlich von Kuba das 16. tropische Tief der aktuellen Hurrikansaison entwickelt. Zunächst als tropisches Tief eingestuft intensiviert sich dieses und wurde am 29.09., 15:00 UTC für einen Zeitraum von sechs Stunden als tropischer Sturm "Nicole" eingestuft. In Jamaika brachte "Nicole" starke Regenfälle von bis zu 300 mm. In Folge der starken Regenfälle kam es zu Erdrutschen bei denen mindestens fünf Menschen ihr Leben verloren. "Nicole" schwächte sich auf seiner nördlichen Zugbahn entlang der US-Ostküste rasch zu einem Sturmtief ab und sorgte dort für ergiebige Regenfälle. Entlang der Küste entstand eine bodennahe Tiefdruckrinne, welche sich am 01.10. von Florida bis Maine erstreckte. Nahezu identisch zum Niederschlagsereignis wenige Tage zuvor verlagerte sich das an das Tief gekoppelte Frontensystem nicht, so dass aufsummiert über vier Tage rekordverdächtige Regenmengen fielen.
Innerhalb von vier Tagen regnete es in Wilmington (North Carolina) 525 mm was in etwa dem durchschnittlichen Niederschlag innerhalb von drei Monaten entspricht. Zuletzt hatte es ähnlich hohe Regenmengen 1999 während des Hurrikans "Floyd" gegeben. Bereits das erste Niederschlagsereignis ab dem 27.09. brachte außergewöhnlich hohe Regenmengen. In Macon (Georgia) regnete es bis zum 27.09., 00:00 UTC innerhalb von sechs Stunden 85 mm. In Montgomery (Alabama) waren es im gleichen Zeitraum 52 mm. Über 24 Stunden aufsummiert meldeten die Wetterstationen in Macon mit 124 mm und in Carleston Airport (South Carolina) mit 112 mm die höchsten Regensummen. Im genannten Wilmington setzten die heftigen Niederschläge einen Tag später ein. Dort regnete es in sechs Stunden 86 mm und in 24 Stunden 137 mm. Am folgenden Tag kamen nochmals 84 mm hinzu. Bis zum 30.09. verlagerten sich die Gebiete mit den ergiebigsten Niederschlägen weiter gen Norden. In Allentown-Bethlehem (Pennsylvania) betrug die sechsstündige Niederschlagsmenge am 30.09., 00:00 UTC 84 mm. Über den gesamten Tag aufsummiert fielen hier 109 mm. Die höchste Regenmenge wurde an diesem Tag mit 139 mm wiedereinmal aus Wilmington gemeldet.
In Folge des Starkregens kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen bei denen mindestens sieben Menschen ihr Leben verloren. Allein in North Carolina waren zeitweise mehr als 150 Straßen gesperrt. Auf den Flughäfen in Newark und in New York fielen zahlreiche Flüge aus. In New York mussten sogar einige Linien der U-Bahn vorrübergehend den Betrieb einstellen.
Wetterwerte
Interpolierte Gesamtniederschlagsmenge vom 24.09.-01.10.2010 (links) und Abweichung vom Mittel | Quelle: NOAA/AHPS |
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Interpolierte Niederschlagsmengen vom 24.09.-01.10.2010, jeweils 24-stündig | Quelle: NOAA/AHPS |
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24.09.2010 |
25.09.2010 |
26.09.2010 |
27.09.2010 |
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28.09.2010 |
29.09.2010 |
30.09.2010 |
01.10.2010 |
Ausgewählte Niederschlagsmengen im Osten der USA vom 28.09., 12:00 UTC bis zum 30.09.2010, 00:00 UTC.
Quelle: NOAA/HPC
Maryland |
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Patuxent River Lake Riviera Solomons Annapolis Lynch Point |
232,9 mm 208,8 mm 203,2 mm 200,7 mm 195,1 mm |
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Virginia |
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Wakefield Jones Creek Marrowbone Norfolk Richmond |
277,9 mm 245,9 mm 239,0 mm 185,4 mm 134,6 mm |
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North Carolina |
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New Bern Perrytown Cherry Point Wilmington Jacksonville |
306,6 mm 296,2 mm 265,4 mm 256,8 mm 160,3 mm |
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Satellitenbilder
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24.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
25.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
26.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
27.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
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28.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
29.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
30.09., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
01.10., 23:45 UTC, GOES-13 IR Quelle: NASA |
Text: JQ
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