Extrem ergiebige Regenfälle gingen zum Ende der zweiten Septemberdekade 2010 in Norditalien, Slowenien und Teilen
Kroatiens nieder. Besonders in Slowenien summierten sich binnen 72 Stunden verbreitet Mengen zwischen 100 und 200, zum Teil
deutlich über 300 mm. Großflächig kam es zu Überschwemmungen, zahlreiche Flüsse traten über die Ufer.
Wetterlage und Entwicklung
Mitte September 2010 nistete sich ein ausgeprägter und hochreichender Tiefdruckkomplex über Nordeuropa ein. Der langwellige
und breit angelegte Höhentrog überdeckte dabei den gesamten Norden und Teile Mitteleuropas; im Bodendruckfeld positionierte
sich Tief "Hiltrud" als steuernde Zyklone mit ihrem Zentrum über der Mitte und dem Süden Skandinaviens. Deren
Kaltfront überquerte Mitteleuropa am 15. von Nord nach Süd und kam in der Folge als quasistationäre Luftmassengrenze parallel
zur Höhenströmung ausgerichtet über Südeuropa zum Liegen. Fortan markierte sie den Südrand des sich immer wieder
regenerierenden Höhentroges und trennte in einem breiten Übergangsbereich die nördlich von ihr einströmende Meereskaltluft
von deutlich wärmerer Luft im Süden. Auf der Vorderseite eines weiteren Höhentroges - einem ehemaligen Cut-Off-Tief - über
der Iberischen Halbinsel wurde zudem auf der Südseite der Luftmassengrenze sehr warme Luft nach Nordosten geführt, die sich
über dem Mittelmeer mit Feuchtigkeit anreichern konnte. Über dem Golf von Genua formierte sich ein stationäres
Tiefdruckgebiet, das erst am 20. zusammen mit der Luftmassengrenze nach Südosten abgedrängt wurde. Anhaltende
Warmluftadvektion (siehe Grafiken) sowie in der mittleren und oberen Troposphäre ostwärts schwenkende Randtröge sorgten für
intensive und teilweise von Gewittern durchsetzte Niederschläge, die in den Südalpen und am Dinarischen Gebirge durch
Staueffekte regional noch verstärkt wurden.
Bodendruckanalysen vom 17. bis 20.09.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD |
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17.09.2010, 00 UTC |
18.09.2010, 00 UTC |
19.09.2010, 00 UTC |
20.09.2010, 00 UTC |
500-hPa-Geopotential und Schichtdickenadvektion 500 hPa-1000 hPa vom 18.09.2010 | Quelle: wetter3.de |
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18.09.2010, 00 UTC |
18.09.2010, 06 UTC |
18.09.2010, 12 UTC |
18.09.2010, 18 UTC |
Im Skigebiet Vogel im Westen Sloweniens fielen innerhalb von drei Tagen zwischen dem 16., 6 UTC und dem 18., 6 UTC 350 mm
Niederschlag, davon 207 mm binnen 24 Stunden. In der Hauptstadt Ljubljana wurden 271 mm gemessen, mehr als doppelt soviel
wie nach dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 im September zu erwarten. Verbreitet summierten sich im genannten
Zeitraum zwischen 100 und 200 mm (siehe Tabelle). Auch im Norden Italiens und im Nordwesten Kroatiens regnete es kräftig.
Rijeka, eine beliebte Touristenstadt an der Kvarnerbucht, verzeichnete zwischen dem 17., 6 UTC und dem 19., 6 UTC 152 mm.
Bergamo meldete 53 mm binnen zwölf Stunden bis zum Abend des 18.
Besonders in Slowenien kam es in weiten Landesteilen zu Überschwemmungen, zahlreiche Flüsse traten über die Ufer. Ein Dorf
im Bergland östlich von Ljubljana musste evakuiert werden; die durch seine Brauerei und Thermen bekannte Stadt Laško
war völlig von der Außenwelt abgeschnitten. In Ljubljana selbst waren rund 3.000 Menschen vorübergehend ohne Strom.
Wetterwerte
Nachstehend die größten gemessenen Niederschlagsmengen in Slowenien (soweit vorliegend) vom 16. bis zum 19.09.2010, jeweils
24-stündig bis 6 UTC. Quelle: DWD
Ort |
16./17. |
17./18. |
18./19. |
Summe |
Vogel Katarina Vojsko Ljubljana Postojna
Celje Kredarica Kočevje Lesce Ljubljana/Flgh. |
79 mm 60 mm 41 mm 44 mm 6 mm 36 mm 51 mm
16 mm 36 mm 21 mm |
207 mm 158 mm 119 mm 140 mm 95 mm 118 mm 125 mm
110 mm 119 mm 83 mm |
64 mm 101 mm 118 mm 87 mm 132 mm 65 mm 41 mm
82 mm 46 mm 80 mm |
350 mm 319 mm 278 mm 271 mm 233 mm
219 mm 217 mm 208 mm 201 mm 184 mm |
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Satellitenbilder
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17.09.2010, 12 UTC, Meteosat-8 VIS/IR Quelle: F. Valk |
18.09.2010, 12 UTC, Meteosat-8 VIS/IR Quelle: F. Valk |
19.09.2010, 12 UTC, Meteosat-8 VIS/IR Quelle: F. Valk |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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