Heftige Monsunregenfälle lösten Ende Juli 2010 im Norden Pakistans die schwersten Überschwemmungen seit mehr als 80 Jahren
aus. Über 800 Menschen kamen ums Leben, Hunderttausende wurden obdachlos. Innerhalb von drei Tagen fielen verbreitet um 200,
örtlich sogar über 350 mm Regen.
Wetterlage und Entwicklung
Die starke Aufheizung des Indischen Subkontinents während der Sommermonate zieht im asiatischen Raum in den Monaten Juni bis
September oftmals intensive Regenfälle nach sich, den "Sommermonsun". Nach langer Trockenheit im Winter und Frühjahr
sehnen insbesondere Landwirte den Beginn der Regenzeit herbei, wird das Wasser doch zum Anbau von Reis und anderem Getreide
dringend benötigt. Infolge der Regenfälle kommt es jedoch auch immer wieder zu teilweise verheerenden Überschwemmungen, in
den Bergen auch zu Erdrutschen, die alljährlich Menschenleben kosten.
Die nördlichen Teile Pakistans hatte der Sommermonsun 2010 Mitte Juli erreicht. Gegen Ende des Monats schob sich, ausgehend
vom Golf von Bengalen, eine ausgeprägte Tiefdruckrinne nordwestwärts bis in den Süden, zum 27. und 28. auch in den Norden des
Landes vor. Speziell in den gebirgigen Regionen im Norden kam es dabei zu heftigem Regen, die größten Niederschlagsmengen
wurden am 28. und 29. registriert. In Murree, einer auf 2.300 Metern Höhe gelegenen Kleinstadt in der Region Galyat, fielen
am 29. innerhalb von 24 Stunden 237 mm. Im Zeitraum vom 27. bis zum 30. wurden gar 366 mm registriert - mehr als die nach
dem klimatologischen Mittel des Zeitraumes 1961 bis 1990 zu erwartende Menge. In der Hauptstadt Islamabad konnten innerhalb
derselben Zeitspanne 218 mm verzeichnet werden, was 80% des Julimittels entspricht.
Bodendruckanalysen vom 26. bis 28.07.2010 | Quelle: Thai Meteorological Department |
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26.07.2010, 12 UTC |
27.07.2010, 12 UTC |
28.07.2010, 12 UTC |
Die durch die Regenfälle ausgelösten Überschwemmungen waren in dem Land die schlimmsten seit dem Jahre 1929. Mehr als 800
Menschen starben, befürchtet wurden jedoch mehr als 3.000 Tote. Rund 400.000 Menschen verloren ihr Zuhause, große Teile der
Infrastruktur wir Straßen, Brücken und Mobilfunkmasten wurden zerstört.
Auch im benachbarten Afghanistan standen ganze Landstriche unter Wasser. Dort forderten die Überschwemmungen im Norden des
Landes mindestens 65 Todesopfer.
Satellitenbilder vom 27.-30.07.2010 | Quelle: Dundee Sat. Rec. Station |
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27.07., 06 UTC, Meteosat-7 VIS |
28.07., 06 UTC, Meteosat-7 VIS |
29.07., 06 UTC, Meteosat-7 VIS |
30.07., 06 UTC, Meteosat-7 VIS |
Niederschlag
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Interpolierte Niederschlagsabweichung in Pakistan, 01.-30.07.2010. Quelle:
Pakistan Meteorological Dep. |
Klimadiagramm von Islamabad (Pakistan), Mittelwerte 1961 bis 1990. Quelle: klimadiagramme.de |
Nachstehend eine Auswahl zwölfstündiger Niederschlagsmengen im Norden Pakistans vom 27. bis zum 30.07.2010, jeweils bis zum
angegebenen Termin. Quelle: DWD
Ort |
27., 12 UTC |
28., 00 UTC |
28., 12 UTC |
29., 00 UTC |
29., 12 UTC |
30., 00 UTC |
Summe |
Murree Islamabad Saidu Sharif Kakul Balakot |
24 mm 65 mm k. M. 4 mm 3 mm |
44 mm 2 mm 27 mm 12 mm 33 mm |
61 mm 14 mm 84 mm 34 mm 43 mm |
k. M. 2 mm 99 mm - 5 mm |
108 mm 88 mm k. M. 68 mm 51 mm |
129 mm 47 mm 2 mm 65 mm 41 mm |
366 mm 218 mm 212 mm 183 mm 176 mm |
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Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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