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Montag, 7. Juli 2010, 20:00 MESZ
Rekordhitze/Gewitter West-, Mitteleuropa 28.06.-04.07.2010 02.07.2010, 12 UTC, Meteosat-8 VIS/IR Quelle: F. Valk |
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Die erste ausgeprägte Hitzewelle - einige heiße Tage hatte es schon Anfang Juni gegeben, siehe hier und hier - des Sommers 2010 erreichte Anfang Juli in West- und Mitteleuropa mit Höchsttemperaturen von verbreitet um +35 °C und einigen neuen Rekorden im Nordwesten Deutschlands ihren Höhepunkt. Zum Ende richteten örtlich schwere Gewitter Schäden an, eine überregionale Unwetterlage blieb jedoch aus.
Wetterlage und Entwicklung Ihren zunächst verhaltenen Anfang nahm die rund einwöchige Hitzeperiode am 27./28. Juni, als sich das Hochdruckgebiet "Xerxes" mit seinem Schwerpunkt über den Norden Deutschlands Richtung Nordpolen und Baltikum verlagerte. Es war vorderseitig eines nicht sonderlich ausgeprägten Hochdruckrückens über Westeuropa entstanden, der sich in der Folge zum südöstlichen Mitteleuropa verlagerte und abgebaut wurde. Großräumiges Absinken und diabatische Prozesse durch die kräftige Sonneneinstrahlung zum einen, andererseits auch schwache Advektion führten zu einer schrittweisen Erwärmung der Luftmasse auf hochsommerliches Niveau. Dabei wurden erstmals am 27. entlang des Rheins +30 °C und mehr erreicht (z. B. Düsseldorf/Flgh. +30,7 °C), am 29. hatte die Hitze auch den Norden und Osten Deutschlands erfasst.
Am 30. floss hinter den Fronten zweier skandinavischer Tiefdruckgebiete ("Ilse" und "Jutta") kurzzeitig etwas kühlere Luft in den Norden ein; im Westen und Süden blieb es heiß. Zum 1. Juli etablierte sich ein für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftiges Tief mit seinem Zentrum südlich von Island. Massive Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite ließ über West- und Mitteleuropa einen mächtigen Rücken entstehen, der am 2. etwa vom westlichen Mittelmeerraum über den Osten Frankreichs, Benelux und große Teile Deutschlands bis nach Südskandinavien und in gebogener Form nach Grönland reichte. Am Boden - wo insgesamt jedoch nur schwache Luftdruckgegensätze vorzufinden waren - bildete sich eine dem Rücken etwas vorgelagerte Hochdruckzone aus, die in "Yari" über der südlichen Ostsee einen Schwerpunkt fand. Mit einer südwestlichen Strömung ging die Erwärmung der unteren Troposphäre nun vor allem über advektive Prozesse vonstatten, wobei am 2. und 3. über nahezu ganz Deutschland Temperaturen von teilweise deutlich über +15 °C im 850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter) analysiert werden konnten.
Entsprechend heiß wurde es denn auch am Boden. Am 2. konnten verbreitet über +30, im Westen Deutschlands bis +35 °C (z. B. Köln/Bonn Flgh.) gemessen werden. In Benelux und Frankreich erreichten die Stationen in Kleine-Brogel im Nordosten Belgiens (+37,3 °C) und Auxerre (+36,0 °C) Spitzenwerte. Im Nordwesten Deutschlands wurden an sechs Stationen neue Rekorde für die erste Julidekade aufgestellt. Diese sollten aber nur 24 Stunden Bestand haben, denn alle sechs Stationen überboten am 3. ihren gerade aufgestellten Rekord zum Teil nochmals deutlich. In Bremerhaven (+34,1 °C) und Osnabrück (+36,9 °C) wurden neue Rekorde für den gesamten Monat verzeichnet; an den Stationen wird seit 1949 bzw. 1952 gemessen. Die höchste Temperatur im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) konnte das nordrhein-westfälische Rahden-Varl mit +37,1 °C für sich beanspruchen - an der Ende 2008 aufgegebenen Station in der Karlsruher Hertzstraße, wo das Institut für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie die Messungen jedoch unter denselben Bedingungen fortführt, konnten gar +37,9 °C registriert werden. Allerdings war es hier Anfang Juli 1952 noch heißer.
Die unwetterartigen Gewitter verursachten mancherorts große Schäden. Vor allem in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wurden zahlreiche Keller und Straßen überschwemmt. Besonders betroffen war der Kreis Ludwigsburg und der Großraum Stuttgart. In Schwieberdingen stand das Wasser bis zu 1,5 Meter hoch in den Straßen. Im Zollernalbkreis und bei Villingen-Schwenningen lösten Blitzeinschläge Dachstuhlbrände aus. In Teilen von Rheinland-Pfalz deckten zudem örtlich auftretende Sturmböen Dächer ab und entwurzelten Bäume.
Auch im benachbarten Ausland entluden sich teilweise heftige Gewitter. Im Salzkammergut fielen bis zu 145 mm innerhalb von 24 Stunden. In Ried im Innkreis (Oberösterreich) konnten 54 mm binnen einer Stunde notiert werden.
Wetterwerte Nachstehend die höchsten gemessenen Temperaturen in Deutschland an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 02. bis 04.07.2010. Quelle: DWD Die Messungen an der Ende 2008 aufgegebenen Station Karlsruhe/Hertzstraße führt das Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) unter denselben Bedingungen fort.
Text: CE
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