Nicht nur in Europa haben heftige Regenfälle Anfang Juni 2010 vielen Menschen das Leben gekostet. In China kamen in Folge starker Niederschläge in der Mitte des Monats mehr als 170 Menschen ums Leben. Der entstandene wirtschaftliche Schaden wird auf mehr als 3,5 Milliarden Euro geschätzt.
Wetterlage und Entwicklung
Den Überschwemmungen im Juni 2010 war die schwerste Dürre seit einem Jahrhundert in den Provinzen Yunnan, Guizhou und Guangxi vorausgegangen. Betroffen von der Trockenheit waren 61 Millionen Menschen, die zeitweise ohne frisches Trinkwasser auskommen mussten. Mehr als fünf Millionen Hektar Land konnten in Folge des Regenmangels nicht bewirtschaftet werden.
Zu einer Umstellung der Situation kam es im Mai mit dem Einsetzen der Regenzeit. Immerwieder bildeten sich aus konvektiven Systemen über dem Südchinesischen Meer kräftge Regengebiete, die in den Regionen Fujian, Guangxi, Hunan und Jiangxi im südchinesischen Bergland für Überschwemmungen sorgten. Besonders schwere Folgen hatte die Entwicklung eines Tiefdruckgebietes ab dem 11.06. Zu Beginn der Entwicklung waren mehrere konvektive Zellen zu beobachten, die sich rasch zu einem ausgedehnten Tiefdruckkomplex zusammenschlossen. Dieses verlagerte sich nordwärts und befand sich ab dem 14.06. stationär über dem chinesischen Festland. Nahezu über einen Zeitraum von einer Woche fand keine weitere Verlagerung statt, so dass sich die Niederschläge auf einige hundert Millimeter aufsummieren konnten. In der Region Fujian wurden die höchsten Regenfälle seit 100 Jahren verzeichnet.
Kräftige Niederschläge wurden im Süden Chinas ab dem 14.06. registriert. Innerhalb von nur sechs Stunden regnete es in Mengshan 74 mm und in Nanping sogar 85 mm. Die Regenfälle intensivierten sich in den folgenden Tagen sogar, so dass am Tag später in Heyuan ebenfalls in sechs Stunden 96 mm Regen fiel. Über einen Zeitraum von 12 Stunden aufsummiert waren es sogar 134 mm. Im bereits genannten Mengshan summierten sich die Regenfälle innerhalb von drei Tagen auf knapp 200 mm. Dieses entspricht der hier sonst im Juni üblichen Monatsmenge. Auch am folgenden Tag konzentrierten sich die Niederschläge auf die gleichen Gebiete. Am 16.06. wurden in Heyuan innerhalb von 24 Stunden nochmals 110 mm Regen gemessen. In Mengshan waren es im gleichen Zeitraum 50 mm. Am 18.06. wurden die höchsten Niederschlagssummen etwas weiter östlich registriert. In Ji'an regnete es an diesem Tag innerhalb von nur sechs Stunden 119 mm, in 24 Stunden waren es insgesamt 174 mm. Weitere intensive Niederschläge fielen am Tag später. In den Städten Nanchang, Yuanling und Xiushui regnete es in sechs Stunden mehr als 110 mm. Dass sich die Gesamtniederschlagsmenge an diesen Orten an diesem Tag wenig ändert, lässt darauf schließen, dass die Niederschläge schauerartig ausfielen. Die insgesamt höchste Regenmenge verbunden mit diesem Ereignis fiel am 20.06. in Wuyishan. Innerhalb von 24 Stunden regnete es 242 mm. Vom 20.06. bis zum 22.06. ergibt sich in Wuyishan insgesamt eine Regenmenge von 352 mm.
Die Bilanz der Unwetter in China fällt verheerend aus. Mindestens 175 Menschen sind bislang in den Wassermassen ums Leben gekommen, 107 Menschen werden noch vermisst. Mehr als 1,7 Millionen Menschen mussten aus gefährdeten Gebieten evakuiert werden. Insgesamt sind mehr als zehn Millionen Menschen vom Hochwasser betroffen. In den Regionen kam der Straßenverkehr zum Erliegen nachdem Brücken weggespült und Straßen von Erdrutschen zerstört worden waren. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich bisher auf mehr als 3,5 Milliarden Euro.
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Update - Freitag, 25. Juni 2010, 19:45 MESZ
Die Zahl der Todesopfer im Süden Chinas hat sich nach weiteren Regenfällen deutlich erhöht. Mindestens 377 Menschen sind bisher ums Leben gekommen, mehr als 140 Menschen werden noch vermisst. Nach Angaben des chinesischen Wetterdienstes sind bislang rund 4,4 Millionen Menschen aus ihren gefährdeten Häusern evakuiert worden. Die entstandenen Schäden werden derzeit auf ungefähr neun Milliarden Euro geschätzt.
Auch in den nächsten Tagen ist kein Nachlassen der Niederschläge in Sicht, so dass mit weiteren Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet werden muss.
Wetterwerte
Nachstehend die gemessenen 24-stündigen Regenmengen in ausgewählten Städten in Südchina vom 15.-22.06., jeweils 08-08UTC. Quelle: wetteronline
Ort |
15. |
16. |
17. |
18. |
19. |
20. |
21. |
22. |
Summe |
Wuyishan Nancheng Ji'an Heyuan
Mengshan |
2 mm 0 mm 2 mm 139 mm 98 mm |
5 mm 1 mm 0 mm 110 mm 51 mm |
- - 7 mm 22 mm - |
81 mm 69 mm 174 mm 0 mm 0 mm |
- 43 mm 16 mm 0 mm 0 mm |
242 mm 230 mm 110 mm 0 mm 18 mm |
42 mm 18 mm 16 mm 3 mm 20 mm |
68 mm 10 mm 9 mm 8 mm 4 mm |
440 mm 371 mm 334 mm 282 mm 191 mm |
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Niederschlag
Interpolierte Niederschlagsmenge vom 16. bis 21.06.2010, jeweils 08:00 - 08:00UTC | Quelle: CMA |
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16.06.2010 |
17.06.2010 |
18.06.2010 |
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19.06.2010 |
20.06.2010 |
21.06.2010 |
Satellitenbilder
Satellitenbilder vom 14.-21.06.2010 Quelle: F. Valk |
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14.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
15.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
16.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
17.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
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18.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
19.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
20.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
21.06., 09:00 UTC, METEOSAT VIS/IR |
Text: JQ
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In Zusammenarbeit mit:
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