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Im unmittelbaren Anschluss an die enormen Regenmassen im Süden Frankreichs (siehe Artikel) fiel Mitte Juni 2010 auch im Süden Deutschlands, in der Nordostschweiz und im Westen Österreichs ergiebiger Regen. Lokal summierten sich mehr als 100 mm in weniger als zwölf Stunden, örtliche Überschwemmungen waren die Folge.
Wetterlage und Entwicklung Eine entscheidende Rolle kam dabei einem Höhentief zu, das mit seinem Zentrum am 15. Juni 2010 mit seinem Zentrum noch über dem Norden Spaniens lag und 48 Stunden später über dem Südosten Frankreichs analysiert werden konnte. Am Boden korrespondierte dazu Tief "Eliane", wobei es sich eher um eine lang gestreckte, von Spanien über Südfrankreich und Norditalien bis zum nördlichen Balkan reichende Zone tiefen Luftdruckes mit mehreren kleinen Zentren handelte. Ein an der Ostflanke des Höhentiefs nordwärts schwenkender, markanter Randtrog hatte großräumige Hebungsprozesse zur Folge, die in der potentiell labil geschichteten Warmluft im östlichen Bereich der Tiefdruckrinne schauerartige Regenfälle und teilweise kräftige Gewitter induzierten. Luftdruckfall am Boden ließ die Tiefdruckzone und mit ihr die feuchtwarme Luft im Laufe des 17. über die Alpen hinweg nach Norden ausgreifen.
Darin entwickelten sich zuerst im Süden Bayerns und im baden-württembergischen Landkreis Waldshut örtlich Gewitter; zum Abend zogen aus den Alpen heraus kräftige und länger andauernde Regenfälle nach Süddeutschland. Besonders intensiv regnete es in der Nacht zum 18. von Oberschwaben über Ostwürttemberg und Franken bis zum Oberpfälzer Wald. Die höchste Regensumme verzeichnete Wutöschingen-Ofteringen in Baden-Württemberg, wenige Kilometer von Waldshut-Tiengen entfernt gelegen. Durch die Gewitter fielen dort allein am 17. zwischen 18 Uhr MESZ und Mitternacht 83 mm; bis 12 Uhr MESZ am 18. kamen weitere 26 mm hinzu, was eine Gesamtmenge von 109 mm innerhalb von 18 Stunden ergibt. Das ist mehr als die nach dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 dort im gesamten Monat Juni übliche Menge (90 mm). Verbreitet fielen in der Südosthälfte Baden-Württembergs zwischen 30 und 60 mm innerhalb von 24 Stunden, am meisten in den Landkreisen Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald mit örtlich über 100 mm. Kaum Regen bekam dagegen der Nordwesten zwischen Nordbaden und dem Kraichgau ab. Besonders im Landkreis Waldshut liefen einige Keller voll Wasser. Straßen waren überflutet und damit unpassierbar, auf der Autobahn 8 bei Merklingen kam es infolge von Aquaplaning und schlechter Sicht zu mehreren Unfällen. Am 18. selbst und in der Nacht zum 19. regnete es hauptsächlich im Allgäu noch anhaltend und ergiebig, dabei konnten Mengen zwischen 60 und 80 mm binnen 24 Stunden registriert werden.
Auch im Nordosten der Schweiz und im Westen Österreichs gingen intensive und teilweise von Gewittern begleitete Regenfälle nieder. Am Flughafen Zürich-Kloten wurden zwischen dem 17., 14 Uhr MESZ und dem 18., 14 Uhr MESZ 85 mm gemessen, was etwa drei Viertel der üblichen Monatsmenge im Juni entspricht. In Bregenz (Vorarlberg) prasselten binnen 48 Stunden zwischen dem 17., 8 Uhr MESZ und dem 19., 8 Uhr MESZ gar 146 mm vom Himmel. Feuerwehren mussten zu Dutzenden Einsätzen ausrücken um vollgelaufene Keller leer zu pumpen und überflutete Straßen zu sperren.
Text: CE
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