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Samstag, 5. Juni 2010, 22:30 MESZ
Starkregen/Überschwemmungen Südbayern, Ostalpen Südost-, Osteuropa 30.05.-04.06.2010 Satellitenbild: 02.06.2010, 03:44 UTC, NOAA-15 IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Intensive Regenfälle gingen Ende Mai/Anfang Juni 2010 in Teilen Ost- und Südosteuropas sowie in Bayern und im östlichen Alpenraum nieder. Örtlich fielen mehr als 200 mm Regen innerhalb von drei Tagen. Vielerorts kam es zu Überflutungen, an einzelnen Flüssen wurde die höchste Hochwassermeldestufe erreicht.
Wetterlage und Entwicklung Zum 31. Mai verlagerte sich ein kräftiges Höhentief quer über die Mitte Deutschlands hinweg nach Südosten. Am Boden korrespondierte dazu ein umfangreiches Bodentief ("Bergthora") das mit seinem Zentrum von den Britischen Inseln her über den Norden Deutschlands nach Osteuropa zog. Die zugehörige Kaltfront überquerte rasch die Bundesrepublik und im Verlauf auch den nördlichen zentralen Mittelmeerraum. Bereits im Vorfeld der Kaltfront entwickelten sich am 30. auf dem nördlichen Balkan zum Teil heftige Gewitter, wie 24-stündige Niederschlagsmengen bis 139 mm in Nova Gorica (Westslowenien) bis zum 31., 6 UTC eindrucksvoll zeigen. Im Bereich der Kaltfront selbst traten am 31. erneut kräftige Gewitter mit Sturmböen und hohen Regensummen auf (z. B. Senj/Kroatien 51 mm in 24 Stunden bis zum 1., 6 UTC). Auf der Vorderseite des mit seinem Kern nach Kroatien wandernden Höhentiefs entstand am 31. über Ungarn/Rumänien ein weiteres Bodentief, "Bergthora II". Das ursprüngliche Tiefzentrum über Nordpolen erhielt sodann die Bezeichnung "Bergthora I". Im Umfeld von "Bergthora II" fiel, unterstützt durch um das Höhentief schwenkende Kurzwellentröge, am 1. vor allem in der Slowakei, im Osten Tschechiens und im Süden Polens kräftiger Regen. Liesek, eine im Norden der Slowakei an der Grenze zu Polen gelegene Gemeinde, meldete am Morgen des 2. eine 24-stündige Regenmenge von 57 mm.
Am 2. füllte sich "Bergthora I" über Nordpolen auf; an ihre Stelle trat das zweite Tiefzentrum, das sich über den Westen der Ukraine nach Südpolen bewegte und dort als neues Aktionszentrum fungierte. Eine Kombination aus massiver Warmluftadvektion, einem um das Höhentiefzentrum schwenkenden, markanten Kurzwellentrog sowie eine aus der niedertroposphärisch nördlichen Anströmung resultierende Staukomponente am Alpennordrand sorgte für großräumige Hebung und kräftige Dauerniederschläge im Süden Bayerns und im östlichen Alpenraum, die in der Nacht zum 3. ihre größten Intensitäten erreichten. Im bayerischen Alpenvorland kamen innerhalb von 24 Stunden verbreitet um 50 mm zusammen, am unmittelbaren Alpenrand regional deutlich mehr. Die größte 24-stündige Menge verzeichnete Aschau-Stein im Chiemgau mit 155 mm bis zum 3., 6 UTC, dicht gefolgt von Marktschellenberg im Berchtesgadener Land mit 141 mm. Dort hatten sich seit dem 28. mehr als 250 mm summiert. Dies sind für den kurzen Zeitraum zweifelsohne hohe Summen, allerdings lässt das Klimamittel der Jahre 1961 bis 1990 im Juni an diesem Ort auch über 200 mm erwarten. Auch im Norden Österreichs, speziell in Salzburg, Oberösterreich und der Nordsteiermark, waren Niederschlagsmengen um 40 mm binnen 24 Stunden keine Seltenheit. In Ramsau am Dachstein fielen rund 50 mm. Mit nachlassenden dynamischen Hebungsantrieben infolge eines sich von Westen annähernden Hochdruckrückens und schwächer werdender Warmluftadvektion klangen die Niederschläge am 3. allmählich ab. Die intensiven Regenfälle vom 2./3. waren nach einem ohnehin nassen Mai und den Niederschlägen seit dem 28. der ausschlaggebende Faktor für Überschwemmungen im Süden Bayerns und in manchen Regionen Österreichs. In Passau erreichte die Donau die höchste Hochwassermeldestufe vier, Teile der Stadt wurden überflutet. Auch der Pegel des Weißen Regens im Bayerischen Wald stieg in den Bereich der Meldestufe vier. Zahlreiche Straßen mussten wegen Überflutungen gesperrt und Keller ausgepumpt werden. Inneralpin kam es zu einzelnen Murenabgängen, zum Beispiel in Tirol und im Bundesland Salzburg. Dort waren mehr als 1.000 Feuerwehrleute im Einsatz. Im Umfeld des nordostwärts ziehenden Tiefs kam es am 4. in manchen Gebieten Osteuropas neuerlich zu kräftigen Regenfällen und Gewittern. Auf der Weichsel wanderte nach Mitte Mai (siehe Artikel) eine zweite, allerdings weniger hohe Hochwasserwelle stromab. In Kłodne bei Nowy Sącz (Polen) zerstörte ein Erdrutsch 30 Häuser, Dutzende weitere waren einsturzgefährdet. Ein heftiges Gewitter setzte Teile von Warschau kurzzeitig unter Wasser. Weitere Überflutungen und Schäden wurden aus der Slowakei und aus Ungarn gemeldet. Wetterwerte Nachstehend die höchsten gemessenen 24-stündigen Regenmengen in Bayern vom 02./03.06.2010 (06-06 UTC). Quelle: HND Bayern
Niederschlag
Satellitenbilder
Text: CE
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