Während Mitteleuropa und im Speziellen Deutschland einen vor allem in den ersten beiden Monatsdritteln ausgesprochen
kühlen Mai 2010 erlebte, traten im Norden und Nordosten Europas für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperaturen bis über
+30 °C auf. In Finnland und im Norden Russlands wurden neue Monatsrekorde zum Teil nur knapp verfehlt.
Wetterlage und Entwicklung
Ist es in einem Gebiet der mittleren Breiten über einen längeren Zeitraum besonders kalt oder warm, findet sich zwangsläufig
fast immer eine Region mit umgekehrten Vorzeichen. Ein Ausgleich zwischen den warmen niederen und den kalten hohen Breiten
geschieht besonders während der Übergangszeiten durch weit nach Süden reichende Kaltluftvorstöße und - im Gegenzug - mittels
nach Norden gerichteten Warmlufttransporten. Diese Vorgänge laufen parallel zueinander ab; es gibt keinen massiven
Kaltluftvorstoß gen Süden ohne die entsprechende Gegenbewegung von Warmluft nach Norden.
Bodendruckanalysen vom 08. bis 11.05.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD |
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08.05.2010, 00 UTC |
09.05.2010, 00 UTC |
10.05.2010, 00 UTC |
11.05.2010, 00 UTC |
850-hPa-Temperatur vom 08. bis 11.05.2010 | Quelle: wetter3.de |
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08.05.2010, 00 UTC |
09.05.2010, 00 UTC |
10.05.2010, 00 UTC |
11.05.2010, 00 UTC |
Insbesondere die ersten beiden Drittel des Mais 2010 waren durch wiederholte und mit hochreichender Kaltluftadvektion
verbundene Trogvorstöße über West- und Mitteleuropa gekennzeichnet. Die anhaltend kühle Witterung machte sich beispielsweise
im Westen Deutschlands mit negativen Temperaturabweichungen von mehr als 5 K bis zur Monatsmitte bemerkbar. Auf der
Vorderseite des sich immer wieder regenerierenden, langwelligen Trogmusters wurde subtropische Warmluft über das östliche
Mittelmeer und Schwarze Meer nordwärts geführt. Einen ersten massiven Warmlufttransport bewerkstelligte am 6. und 7. das
über die Adria, Ungarn, Tschechien und Polen nordwärts ziehende Tief "Valeska", das sich im weiteren Verlauf über
die Halbinsel Kola zur Barentssee verlagerte. Während bei kräftigen Niederschlägen an dessen Westflanke in Frankreich und
Deutschland bis in tiefe Lagen Schneeflocken fielen, wurden in Osteuropa sommerliche Höchsttemperaturen gemessen. Am 8.
erreichte die Warmluft den Polarkreis, am 11. wurde dort im 850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter Höhe) über dem Norden Russlands
eine Temperatur von mehr als +15 °C analysiert. In Petschora, einer Stadt mit knapp 50.000 Einwohnern in der russischen
Teilrepublik Komi etwa in Höhe des Polarkreises, konnte an diesem Tag eine Höchsttemperatur von +30,0 °C und damit ein
heißer Tag registriert werden. Nur einen Tag später zeigte das Thermometer sogar noch ein Zehntel Kelvin mehr an, was den
wärmsten Maitag seit 1991 bedeutete. Damals wurde mit +30,6 °C die bislang höchste im Mai gemessene Temperatur seit
Beginn der Messungen im Jahre 1958 erreicht. Noch etwas weiter nördlich in Narjan-Mar, auf 67° 37’ nördlicher
Breite gelegen, stiegen die Temperaturen am 11. ebenfalls auf sommerliche Werte (+25,9 °C). Der absolute Rekord für Mai
steht dort bei +27,8 °C und datiert wie in Petschora aus dem Jahre 1991. Umso bemerkenswerter wird diese Temperatur
jedoch wenn man bedenkt, dass die mittlere Temperatur der Jahre 1961 bis 1990 im Monat Mai dort -0,5 °C beträgt - zum
Vergleich, in Karlsruhe liegt die mittlere Temperatur im kältesten Monat des Jahres, dem Januar, bei +1,2 °C.
Bodendruckanalysen vom 15. bis 18.05.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD |
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15.05.2010, 00 UTC |
16.05.2010, 00 UTC |
17.05.2010, 00 UTC |
18.05.2010, 00 UTC |
850-hPa-Temperatur vom 15. bis 18.05.2010 | Quelle: wetter3.de |
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15.05.2010, 00 UTC |
16.05.2010, 00 UTC |
17.05.2010, 00 UTC |
18.05.2010, 00 UTC |
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Tägliche Minima (blau) und Maxima (rot) der Temperatur im April und Mai 2010 in Helsinki und Siilinjärvi, Finnland.
Tägliches Mittel der Jahre 1971 bis 2000 in lila, im Hintergrund die Werte von 2009. Quelle: fmi.fi |
Ein weiterer Schwung warmer Luft fand zum 12. und 13. auf der Vorderseite von Tief "Xena" über Osteuropa den Weg
nach Norden. Südlich einer lang gestreckten Hochdruckzone über den arktischen Regionen und dem Norden Russlands wurde diese
zur Monatsmitte nach Westen Richtung Skandinavien geführt. So traten auch in Finnland um die Monatsmitte sehr hohe
Temperaturen zwischen +25 und +30 °C auf. Der Mairekord seit 1961, mit +31,0 °C am 30. und 31.05.1995 in Lapinjärvi,
knapp 100 Kilometer nordöstlich von Helsinki aufgestellt, wurde am 14. nur um etwas mehr als 1 K verfehlt (Kruunubyy/Flgh.
+29,6 °C). Umso höher einzustufen ist dieser Wert jedoch, wurde er rund zwei Wochen früher als der Rekordwert vom
Monatsende gemessen. Insgesamt lagen die täglichen Durchschnittstemperaturen in diesem Zeitraum 5 bis 10 K über dem
langjährigen Mittel (siehe Grafik). Sommerlich warme Maitage kommen in Finnland nicht allzu selten zum Ende des Monats
vor. Temperaturen über +25 °C zu Beginn oder Mitte des Monats bilden dagegen eher die Ausnahme. Beispiele für einen
warmen Maibeginn aus der jüngeren Vergangenheit sind die Jahre 2006 und 2004.
Zum 17. und 18. erreichte die Warmluft aus Osten auch den Norden Schwedens und Norwegens. An der Station Banak (Finnmark),
auf 70° 3’ nördlicher Breite gelegen, wurden Maxima von +24,7 und +25,7 °C gemessen. Das war der erste
Sommertag an dieser Station im Mai seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen (1957).
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener Höchsttemperaturen in Norwegen und Finnland vom 14. bis 18.05.2010, höchste jeweils in rot.
Quelle: DWD
Ort |
14. |
15. |
16. |
17. |
18. |
Hammerfest (N) Banak (N) Tampere (FIN) Lahti (FIN) Helsinki-Vantaa (FIN) |
9,6 °C 10,7 °C 26,9 °C
27,5 °C 26,3 °C |
15,0 °C 12,0 °C 26,3 °C 25,6 °C 24,6 °C |
16,2 °C 15,2 °C 27,0 °C
27,1 °C 25,7 °C |
20,8 °C 24,7 °C
24,1 °C k. M. 24,4 °C |
19,5 °C 25,7 °C
19,7 °C 21,7 °C 23,4 °C |
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Weitere Höchsttemperaturen:
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11.05.2010 |
12.05.2010 |
13.05.2010 |
14.05.2010 |
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15.05.2010 |
16.05.2010 |
17.05.2010 |
18.05.2010 |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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