Nachdem in der letzten Dekade des März der Frühling in vielen Teilen Europas
bereits Einzug gehalten hatte, überquerte Ende des Monats ein Sturmtief
West- und Nordeuropa und sorgte dort zum einen für starke Schneefälle
und zum anderen für orkanartige Böen. Besonders schwer betroffen vom
Schneefall waren die Britischen Inseln: zeitweise fiel dort in 65.000 Haushalten
der Strom aus.
Wetterlage und Entwicklung
Bereits am 25.03. war Tief "Kerstin" über Neufundland im
Bodendruckfeld zu erkennen und verlagerte sich in den folgenden Tagen in
östlicher Richtung über den Nordatlantik. Zentral unter einem
Höhenhoch gelegen fand zunächst keine weitere Entwicklung statt;
im Gegenteil: zeitweise schwächte sich das Tiefdruckgebiet sogar ein
wenig ab. Zu einer signifikanten Änderung kam es, als sich am 28.03.
in der Höhe von Nordwesten ein Trog an das Bodentief annäherte,
so dass die Bedingungen für eine kräfitge Entwicklung gegeben waren.
Innerhalb von 24 Stunden fiel der Bodendruck bis zum 29.03., 06 UTC im Kern von
Tief "Kerstin" um 20 hPa auf unter 985 hPa. Sechs Stunden später
befand sich das Zentrum des entwickelten Sturmtiefs direkt unter der Achse des
Höhentroges, so dass die Entwicklung zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen war.
Mit demselben Kerndruck befand sich das Zentrum am 30.03., 00UTC über den
Britischen Inseln und verblieb dort nahezu stationär in den folgenden 36
Stunden. An der Südflanke entwickelte sich am 30.03. ein Randtrog, der
sich bis zum Mittelmeer erstreckte und innerhalb von nur 24 Stunden Frankreich,
die Beneluxländer und Deutschland überquerte. Am 31.03., 06 UTC befand
sich die Achse des Randtroges bereits über der Ostsee. Tief "Kerstin"
verlagerte sich von diesem Zeipunkt an ohne weitere Intensivierung in nördliche Richtung.
Bodendruckanalysen vom 28.03. bis 31.03.2010, jeweils 12 UTC
Quelle: wetter3.de / DWD
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28.03.2010, 12 UTC |
29.03.2010, 12 UTC |
30.03.2010, 12 UTC |
31.03.2010, 12 UTC |
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 28.03. bis 31.03.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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28.03.2010, 00 UTC |
29.03.2010, 00 UTC |
30.03.2010, 00 UTC |
31.03.2010, 00 UTC |
Besonders in Schottland wirkte sich die Stationarität des Tiefdruckgebietes
auf die Niederschlagssumme aus. Innerhalb von wenigen Tagen fiel hier bis zu 50 cm
Neuschnee. In Lough Fea beispielsweise summierte sich die Neuschneemenge vom
29.03. auf den 30.03. auf 11 cm und in Aviemore auf 6 cm. In den folgenden 24
Stunden kamen nochmals mehr als 20 cm hinzu, so dass in Aviemore 32 cm und in
Lough Fea sogar 37 cm Schnee lagen. In der Hauptstadt Edinburgh lagen an diesem
Tag 9 cm Schnee. Während in Lough Fea in den folgenden Stunden keinen neuen
Schneefälle zu verzeichnen waren, erhöhte sich die Schneedecke in
Aviemore bis zum 01.04. nochmals auf insgesamt 43 cm.
Weiter südlich machte sich Tief "Kerstin" bzw. der
Randtrog durch Sturm- und Orkanböen bemerkbar. Im Südosten
Frankreichs wurden zum Beispiel am 30.03. Windböen mit bis zu 115 km/h (Bft. 11)
registriert. Dabei waren nicht nur die Küstenregionen am Atlantik betroffen:
landeinwärts in Toulouse wurden 91 km/h registriert, in Bordeaux waren es
100 km/h und in Perpignan an der Mittelmeerküste sogar 115 km/h. Ähnlich
hohe Spitzenböhen wurden an der Nordküste Spaniens erreicht, wie z.B.
in Santander mit 100 km/h. Einen Tag später wurden an der Nordküste
Frankreichs orkanartige Böen gemessen. In La Hague waren es 107 km/h und in
Ploumanach in der Bretagne 94 km/h.
Über Sturmschäden in Europa gibt es keine Informationen.
Größere Auswirkungen hatte der Schneefall in Irland und Schottland.
Neben bereits erwähnten Stromausfällen in mehr als 60.000 Haushalten
mussten in Londonderry in Nordirland mehr als 300 Menschen aus steckengebliebenen
Fahrzeugen gerettet werden. Auf glatten Straßen kam es zu zahlreichen
Unfällen bei denen mindestents eine Person ums Leben kam und zwölf
Menschen schwer verletzt wurden. Auch im Zugverkehr in Schottland kam es zu
starken Beeinträchtigungen, nachdem auf Grund von Erdrutschen und
Überschwemmungen Bahnlinien gesperrt wurden.
Satellitenbilder
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28.02., 12:00 UTC, METEOSAT MSG VIS
Quelle: F.Valk |
29.02., 12:00 UTC, METEOSAT MSG VIS
Quelle: F.Valk |
30.03., 12:00 UTC, METEOSAT MSG VIS
Quelle: F.Valk |
31.03., 12:00 UTC, METEOSAT MSG VIS
Quelle: F.Valk |
Text: JQ
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In Zusammenarbeit mit:
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