Ein schweres Unwetter richtete Mitte Februar 2010 auf der portugiesischen Ferieninsel Madeira schwere Schäden
an. Mindestens 42 Menschen kamen ums Leben, als infolge kräftiger Regenfälle Sturzfluten und Erdrutsche den Südteil
der gebirgigen Atlantikinsel rund um die Hauptstadt Funchal verwüsteten. In den Bergen wurden Niederschlagsmengen
bis 165 mm innerhalb von nur fünf Stunden gemessen.
Wetterlage und Entwicklung
Am 20. Februar lag Madeira im Bereich der weit südlich verlaufenden und recht kräftigen nordatlantischen Frontalzone,
innerhalb derer sich am Morgen noch ein Hochdruckrücken von West nach Ost Richtung Iberische Halbinsel verlagerte.
Unmittelbar stromauf schloss sich ein scharfer Kurzwellentrog an, der am späten Vormittag über das Archipel ostwärts
schwenkte. Am Boden korrespondierte dazu ein okkludierendes Frontensystem, das zu einem Tief ("Vija") mit Zentrum
über dem mittleren Nordatlantik gehörte. In den schmalen Warmsektor wurde von Südwesten her eine Zunge subtropischer Luft
einbezogen; die pseudopotentielle Temperatur (ein Maß für Temperatur und Feuchtegehalt eines Luftpaketes) erreichte, von
850 hPa aus berechnet, Werte bis etwa 55 °C.
Bodendruckanalysen vom 20.02.2010
Quelle: wetter3.de
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20.02.2010, 00 UTC |
20.02.2010, 06 UTC |
20.02.2010, 12 UTC |
20.02.2010, 18 UTC |
500-hPa-Geopotential, Bodendruck und relative Topographie H500-H1000 vom 20.02.2010
Quelle: wetter3.de
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20.02.2010, 00 UTC |
20.02.2010, 06 UTC |
20.02.2010, 12 UTC |
20.02.2010, 18 UTC |
Die ohnehin schon kräftigen Regenfälle wurden durch Stau an den steil aufragenden und knapp 2.000 Meter hohen Bergen der
Inseln noch verstärkt: Vorderseitig des Frontensystems herrschte eine stramme Südströmung, Porto Santo - etwa 50 Kilometer
nordöstlich von Madeira gelegen - meldete um 9 UTC eine Spitzenböe von 76 km/h. Am meisten Regen fiel am Vormittag zwischen
6 und 11 UTC. In diesem Zeitraum wurden auf dem Pico do Arieiro, mit 1.818 Metern dritthöchster Berg der Insel, 165 mm
Niederschlag registriert. In der Hauptstadt Funchal konnten im selben Zeitraum 108 mm gemessen werden, davon 52 mm innerhalb
einer Stunde zwischen 9 und 10 UTC. Im zwölfstündigen Zeitraum zwischen 4 und 16 UTC kamen 132 mm zusammen. Auf dem Pico do
Arieiro betrug die höchste Stundensumme 58 mm zwischen 10 und 11 UTC.
Im klimatologischen Mittel sind im Februar in Funchal 68 mm Niederschlag zu erwarten; der zwischen 6 und 11 UTC gefallene
Regen entspricht also etwa der anderthalbfachen Monatsmenge. Die Böden der Insel weisen durch ihren vulkanischen Ursprung
eine nur geringe Wasserdurchlässigkeit auf. So fließt der meiste Regen oberirdisch ab, was in Verbindung mit der hohen
Reliefenergie zu großen Abflussmengen führt. Zumindest ein Teil dieser Katastrophe lässt sich jedoch auch auf übermäßige
Bebauung in Gefährdungsgebieten - zum Beispiel in der Nähe abflussrelevanter Kanäle - sowie auf die Kanalisierung
natürlicher Flussläufe zurückführen.
Insgesamt starben mindestens 42 Menschen, weit mehr als 100 wurden verletzt. Die Wassermassen spülten Autos ins Meer und
richteten erhebliche Schäden an Straßen, Wegen und der Infrastruktur an. Zahlreiche Straßen waren unpassierbar und einige
Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten. Auch der Flughafen musste vorübergehend geschlossen werden.
Karten
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Lage von Madeira Quelle: Google maps |
Topografische Karte von Madeira. Rot der Pico do Arieiro, blau umrandet die
Hauptstadt Funchal. Quelle: Google maps |
Satellitenbilder
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20.02., 12:00 UTC, Meteosat SEVIRI VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St. |
20.02., 10:40-12:25 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Observatory |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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