Schwere Unwetter kosteten Mitte Januar 2010 am östlichen Mittelmeer mindestens acht Menschen das Leben. Durch heftige
Gewitter und starke Regenfälle kam es vor allem auf der Sinaihalbinsel und im Süden Israels zu Überflutungen. Örtlich fielen
mehr als 200 mm Regen innerhalb von 24 Stunden.
Wetterlage und Entwicklung
Verantwortlich für die Niederschläge zeichnete das Tiefdruckgebiet "Floora", das bereits am 12.01.2010 als
zunächst flache Frontalwelle über den Nordatlantik ostwärts zog. Auf Höhe der Azoren erfuhr es am 13. durch Interaktion
mit einem scharfen Kurzwellentrog in der mittleren und oberen Troposphäre eine Intensivierung; der Luftdruck im Zentrum
des Tiefs fiel auf unter 990 hPa. Entlang der spanischen Biskayaküste und über die Pyrenäen hinweg verlagerte sich
"Floora" unter zögernder Abschwächung ostwärts Richtung Mittelmeer. Ein rasch nachfolgender Höhentrog vergrößerte
seine Amplitude und schnürte sich am 14. über dem westlichen Mittelmeer zu einem eigenständigen Höhentief ab, das zusammen
mit "Floora" am Boden langsam ostwärts driftete. Temperaturen unter -25 °C im 500-hPa-Niveau (etwa
5,5 Kilometer Höhe) im Zentrum des Höhentiefs schufen über dem knapp +20 °C warmen Wasser des östlichen Mittelmeeres
ideale Voraussetzungen für hochreichende konvektive Prozesse und damit kräftige Schauer und Gewitter.
Bodendruckanalysen vom 15. bis 19.01.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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15.01.2010, 00 UTC |
16.01.2010, 00 UTC |
17.01.2010, 00 UTC |
18.01.2010, 00 UTC |
19.01.2010, 00 UTC |
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 15. bis 19.01.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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15.01.2010, 00 UTC |
16.01.2010, 00 UTC |
17.01.2010, 00 UTC |
18.01.2010, 00 UTC |
19.01.2010, 00 UTC |
Diese entluden sich am 15. zunächst über Sizilien. In Palermo fielen zwischen dem 14., 18 UTC und dem 16., 06 UTC 267
mm, das ist fast die vierfache Menge der im Januar dort zu erwartenden Niederschlagsmenge. Am 17. und 18. war dann
besonders der östliche Mittelmeerraum betroffen. Chania auf Kreta meldete am Morgen des 17. eine zwölfstündige
Niederschlagsmenge von 97 mm - das sind rund zwei Drittel des langjährigen Monatsmittels. Nicht ganz so hohe, aber dennoch
beachtliche Summen kamen bis zum Abend des 18. auf Zypern zusammen. In Larnaca im Südosten der Insel wurden 61 mm
registriert, fast soviel wie dort normalerweise im gesamten Januar fällt (65 mm).
Die schlimmsten Folgen hatten die Unwetter aber auf der Halbinsel Sinai, im Süden Israels und in Jordanien. In Nekhel, im
Zentrum Sinais gelegen, fielen am 17./18. 211 mm innerhalb eines Tages; die Station Aqaba im Süden Jordaniens übermittelte
bis zum 18., 06 UTC einen Wert von 201 mm.
In Ägypten und Israel kamen infolge der Unwetter mindestens acht Menschen ums Leben. In der ägyptischen Provinz Assuan
starben nach Behördenangaben zwei Menschen beim Einsturz mehrerer Ziegelhäuser. Beim Untergang eines Passagierschiffes auf
dem Nil verunglückte ein britischer Passagier tödlich; im Süden Israels wurde ein Mann getötet, als Wassermassen seinen
Geländewagen beim Versuch den Arava-Fluss zu durchqueren fortrissen. Vier weitere Tote gab es bei Busunfällen und
Überschwemmungen auf Sinai. Im Süden der Insel waren im Badeort Scharm El-Scheich die Hauptstraßen überflutet, am Flughafen
brach die Decke eines Terminals ein. Tausende Touristen saßen wegen Stromausfällen im Dunkeln.
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl diverser Niederschlagsmengen vom 15. bis zum 18.01.2010 vom zentralen und östlichen
Mittelmeerraum. Quellen: DWD, Ogimet
Ort |
Nds. |
Datum |
Zeitraum |
Catania/Sigonella (I) Palermo (I) Chania (GR) Heraklion (GR)
Aqaba (JOR) Akrotiri (CY) Larnaca (CY) |
83 mm 267 mm 97 mm 56 mm 201 mm
64 mm 61 mm |
15., 18 UTC 16., 06 UTC 17., 06 UTC 18., 06 UTC
18., 06 UTC 18., 18 UTC 18., 18 UTC |
12 h 36 h 12 h 12 h 24 h 12 h 12 h |
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Satellitenbilder
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15.01., 12:00 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
16.01., 12:00 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
17.01., 12:00 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
18.01., 12:00 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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