Heftige und von Gewittern begleitete Regenfälle richteten in den Nächten zum 14. und zum 15. Juli 2009 vor allem in
Ostfrankreich, in der Schweiz und im Südwesten Deutschlands Schäden an. Örtlich fiel innerhalb weniger Stunden ein Großteil
der gesamten Monatsmenge. Im Süden Österreichs trat großer Hagel auf.
Wetterlage und Entwicklung
Zwischen einem weit nach Süden reichenden Höhentrog über dem östlichen Nordatlantik und einem Hochdruckrücken, dessen Achse
zum östlichen Mitteleuropa gerichtet war, stellte sich zum 13.07.2009 über West- und Mitteleuropa eine kräftige südwestliche
Höhenströmung ein. Mit dieser wurde am 14. und 15. vorübergehend warme und außerordentlich feuchte Luft subtropischen
Ursprungs in den Süden Deutschlands und ins südöstliche Mitteleuropa geführt. Im Übergangsbereich zur kühleren Luft im
Westen etablierte sich eine von der Iberischen Halbinsel über den Osten Frankreichs und die Südhälfte Deutschlands bis nach
Osteuropa verlaufende Luftmassengrenze, die aufgrund ihrer nahezu strömungsparallelen Lage nur langsam nach Osten
vorankam. Aus dem ostatlantischen Trog herauslaufende kurzwellige Anteile sowie entlang der Luftmassengrenze nordostwärts
ziehende kleine Tiefs ("Uwe") und Wellen sorgten für großräumige Hebungsprozesse in der potentiell instabilen
Warmluft und initiierten so mehrere ausgedehnte und konvektiv durchsetzte Regengebiete.
Bodendruckanalysen vom 13. bis 15.07.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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13.07.2009, 00 UTC |
14.07.2009, 00 UTC |
15.07.2009, 00 UTC |
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 13. bis 15.07.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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13.07.2009, 00 UTC |
14.07.2009, 00 UTC |
15.07.2009, 00 UTC |
In der Nacht zum 14. zogen gleich drei solcher Gebiete über Ostfrankreich, den Süden von Rheinland-Pfalz, Südhessen, den
Norden Baden-Württembergs, Nordbayern und Südthüringen nach Osten. Die Niederschläge fielen besonders am südlichen Rand, im
Bereich der Warmluft, gewittrig aus. Im rheinland-pfälzischen Germersheim prasselten zwischen 0 und 9 Uhr MESZ 52 mm vom
Himmel, die größte 24-stündige Menge bis 06 UTC im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes verbuchte das etwas südwestlich
davon gelegene Rülzheim mit 43 mm. In Nancy (Ostfrankreich) fielen in diesem Zeitraum 42 mm. Zu Regen und Gewitter kamen
Sturm-, örtlich sogar schwere Sturmböen (z. B. Öhringen 90 km/h).
Die meisten Schäden waren in der Südpfalz zu beklagen. Zahlreiche Keller und Straßen standen besonders in der Region Landau
und im Landkreis Germersheim unter Wasser. Zudem blockierten mehrere Bäume und Äste die Autobahn 65 zwischen Ludwigshafen
und Wörth sowie einige Bahnstrecken. Die Polizei ging von einem Schaden in sechsstelliger Höhe aus. Behinderungen durch
umgestürzte Bäume und Überflutungen wurden auch aus dem Norden Baden-Württembergs gemeldet. Besonders betroffen waren hier
die Autobahn 5 zwischen Bruchsal und Karlsruhe sowie die Regionen Heilbronn und Böblingen.
Etwas südlicher spielte sich das Geschehen in der darauffolgenden Nacht zum 15. ab. Die kräftigsten Gewitter zogen dabei am
späten Abend des 14. und in der ersten Nachthälfte über die Nordschweiz und den südlichen Teil Baden-Württembergs Richtung
bayerisch-tschechische Grenze; weitere eingelagerte Gewitterzellen folgten nach. Nach Norden hin fiel dagegen überwiegend
stratiformer Regen. Entsprechend wurden die höchsten Regensummen aus der Schweiz und vom Hochrhein gemeldet. Am
Kernkraftwerk Beznau im Schweizer Kanton Aargau wurden 69 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum 15., 06 UTC und damit 82
Prozent des Monatssolls gemessen. Neben Beznau verzeichneten in diesem Zeitraum noch vier weitere Stationen in der Schweiz
Mengen über 60 mm (siehe Auflistung unten). Ähnlich hohe Summen kamen in Südbaden zusammen (z. B. Jestetten 57 mm,
Waldshut-Tiengen 51 mm).
Die Schadenmeldungen glichen - räumlich verschoben - denen vom Vortag. Erheblicher Sachschaden entstand durch herabfallende
Äste und Blitzeinschläge im Landkreis Esslingen. Am Hochrhein und im Ortenaukreis wurden Straßen und Keller überflutet sowie
Gullydeckel aus der Verankerung gerissen. Im Kreis Konstanz musste eine Grund- und Hauptschule vorsichtshalber evakuiert
werden, nachdem ein an der Schule vorbeifließender Bach über die Ufer getreten war. In der Schweiz richteten die Gewitter
Schäden in Millionenhöhe an, dort kam es verbreitet zu Überschwemmungen und Erdrutschen.
Am 15. verlagerte sich die Gewittertätigkeit nach Österreich und ins östliche Mitteleuropa. An der Universität in Graz
(Steiermark) gingen bis zum 16., 06 UTC 49 mm in zwölf Stunden nieder, in Hričov (Slowakei) 29 mm und in
Łódź (Polen) 20 mm. In der Steiermark wurde zudem großer Hagel mit Durchmesser bis 7 cm (Södingberg)
beobachtet, der hunderte Häuser beschädigte.
Wetterwerte
Nachstehend die jeweils fünf größten 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) bis zum 14. und 15.07.2009, 06 UTC sowie die fünf größten 12-stündigen Niederschlagsmengen in der
Schweiz bis zum 15.07.2009, 06 UTC. Quelle: DWD
Ort |
13./14. |
Rülzheim (RP) Waghäusel-Kirrlach (BW) Seckach (BW)
Hirschthal (RP) Elztal-Rittersbach (BW) Rheinstetten (BW) |
43 mm 42 mm 40 mm 39 mm 38 mm
21 mm |
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Ort |
14./15. |
Wutöschingen-Ofteringen (BW) Singen (BW) Gottmadingen (BW)
Freiburg (BW) Stockach (BW) Rheinstetten (BW) |
59 mm 54 mm 54 mm 54 mm 50 mm
9 mm |
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Ort |
14./15. |
Beznau (AG) Schaffhausen (SH) Rünenberg (BL)
Gösgen (SO) Leibstadt (AG) |
69 mm 68 mm 65 mm 64 mm 61 mm |
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Niederschlag
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Interpolierte 24-stg. Niederschlagsmenge in BW bis zum 14. (links) und 15.07.2009 (rechts), jeweils bis 13 MESZ |
Quelle: HVZ BW |
Stündliche Niederschlagsmengen in Germersheim (RP, links) und Gottmadingen (BW, rechts) vom 13.-16.07.2009 | Quelle: HVZ BW |
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Radaranimation vom 13.07., 21:00 MESZ bis 14.07., 12:00 MESZ in 15-min-Schritten /
Größe ca. 2 MB | Quelle der Bilder: DWD |
Radaranimation vom 14.07., 21:00 MESZ bis 15.07., 12:00 MESZ in 15-min-Schritten /
Größe ca. 2 MB | Quelle der Bilder: DWD |
Satellitenbilder
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13.07., 20:29 UTC, NOAA-17 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
14.07., 02:08 UTC, NOAA-18 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
14.07., 20:07 UTC, NOAA-17 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
15.07., 01:38 UTC, NOAA-10 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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