Anfang März 2009 gingen in einigen Regionen Mitteleuropas länger andauernde und dadurch ergiebige Niederschläge
nieder. Teilweise fiel bis in tiefe Lagen Schnee. Örtlich traten Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer, im Schwarzwald
bereiteten große Neuschneemengen und Schneebruch Probleme.
Wetterlage und Entwicklung
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Etwa 50 cm Neuschnee fielen am Mummelsee im Nordschwarzwald. |
Ihren Ursprung nahm diese niederschlagsreiche Witterungsphase am 3. und 4., als sich das kräftige Tiefdruckgebiet "Andreas"
vom isländischen Raum auf den Weg zu den Britischen Inseln machte. Zwischen "Andreas" und einem mächtigen Hoch über dem
mittleren Nordatlantik kam eine flotte nordwestliche Strömung in Gang, mit der grönländische Kaltluft weit nach Süden
vordrang. Diese massive Kaltluftadvektion bewirkte die Ausweitung eines langwelligen Höhentroges in Richtung Westeuropa und
westliches Mittelmeer, wo ein dort liegendes Höhentief in die Zirkulation mit einbezogen und als kurzwelliger Anteil auf der
Vorderseite des Langwellentroges nordostwärts gesteuert wurde.
Während Tief "Andreas" nach Norden abdrehte, entwickelte sich über dem westlichen Mittelmeer - unterstützt durch den
Kurzwellentrog - ein neues Tief, "Berthold". "Berthold" zog bis zum 6., 00 UTC über Korsika hinweg nach Norditalien und
bildete mehrere Randtiefs aus. Das okkludierte Frontensystem von "Andreas" erreichte in der Nacht zum 5. den Westen
Deutschlands, kam dann aber aufgrund der zunehmend höhenströmungsparallelen Lage kaum noch nach Osten voran und wurde am 5.
und 6. schließlich sogar wieder etwas nach Westen rückläufig. Auf die bodennah von Nordwesten her einströmende Kaltluft
glitt im Gegenuhrzeigersinn um "Berthold" herum feuchte und warme Mittelmeerluft auf. Die stärkste Warmluftadvektion und
mithin die kräftigsten Hebungsvorgänge waren dabei in einem Streifen längs über dem Westen Deutschlands wirksam. Dieser
Streifen markierte in etwa die Lage des Frontensystems von "Andreas" als quasistationäre Luftmassengrenze.
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Die Gesamtschneehöhe wuchs auf rund 1,50 Meter an. |
Vom 5. bis zum 7. fielen ergiebige Niederschläge, die in erster Linie durch ihre Dauer von rund 48 Stunden zu hohen
Gesamtmengen führten. Beispielsweise gingen auf dem Klippeneck 49 mm überwiegend als Schnee nieder, der Neuschneezuwachs
betrug 33 cm. In Lahr fielen 45, an der Station Bonn-Roleber und in Essen je 44 mm Niederschlag. Lokal, besonders an den
Westhängen des Nordschwarzwaldes, gab es noch weitaus höhere Summen. Bis zum Morgen des 6. meldete Ohlsbach 24-stündig 46
mm, Baden-Baden 36 mm. In Baiersbronn-Ruhestein wurden am 5. und 6. insgesamt 68 mm gemessen. Dabei fiel bis in mittlere, in
der Nacht zum 6. bis in tiefste Lagen nasser Schnee. Selbst am Oberrhein schneite es, am Morgen des 6. lag in Rheinstetten 1
cm. Bei Temperaturen von etwa 0 °C dort sowie gleichzeitig in etwa 1000 Meter Höhe war dies ein eindrucksvolles Beispiel
für massive Kühlung großer vertikaler Luftschichten durch Verdunstungs- und Schmelzprozesse. Oberhalb etwa 500 Meter
schneite es durchweg, an der Schwarzwaldhochstraße beim Mummelsee und auf der 1164 Meter hohen Hornisgrinde kamen rund 50
cm Neuschnee zusammen. Nach dem Schneefallereignis vom 17. Februar betrug die Gesamtschneehöhe dort etwa 1,50 Meter.
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Tiefverschneite Hornisgrinde am 07.03.2009; alle Fotos: Christian Ehmann |
Aufgrund der anhaltenden Schneefälle gab es im Schwarzwald größere Behinderungen. Zahlreiche Straßen mussten wegen
Schneebruch gesperrt werden. Im Ortenaukreis auf der Bundesstraße 28 ging es für mehrere Autofahrer wegen Schnee nicht
mehr weiter. Sie wurden in einer Schule untergebracht und mit warmen Getränken versorgt. Auf schneeglatten Fahrbahnen
ereigneten sich zudem zahlreiche Unfälle. In mehreren Gemeinden war die Stromversorgung unterbrochen, nachdem der nasse
und schwere Schnee auf Stromleitungen gefallen war und diese beschädigt hatte. In den Niederungen Westdeutschlands kam es
gebietsweise zu Überschwemmungen, nachdem Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer getreten waren.
Kräftige Niederschläge gab es auch von der nördlichen Adria bis zu den Südalpen sowie im Norden Spaniens. Im slowenischen
Vojsko summierten sich bis zum 6., 06 UTC 123 mm binnen 48 Stunden. Im Bereich der Warmluft lag dort die Schneefallgrenze
deutlich höher, sodass selbst auf rund 1000 Meter Höhe nur zeitweise Schnee fiel und sich die Neuschneemengen in Grenzen
hielten. Immerhin 70 cm Neuschnee bei 106 mm Niederschlag verzeichnete das Skigebiet Vogel auf 1535 Meter Höhe. An der
spanischen Biskayaküste wurden am 4./5. in Santander am Flughafen 31, in Bilbao 29 mm registriert.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 04. bis 07.03.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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04.03.2009, 00 UTC |
05.03.2009, 00 UTC |
06.03.2009, 00 UTC |
07.03.2009, 00 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 04. bis 07.03.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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04.03.2009, 00 UTC |
05.03.2009, 00 UTC |
06.03.2009, 00 UTC |
07.03.2009, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die höchsten gemessenen 48-stg. Niederschlagsmengen in Deutschland vom 05. bis 07.03. (jeweils 06 UTC bis
06 UTC; soweit verfügbar) sowie eine Auswahl 48-stg. Niederschlagsmengen vom 04. bis 06.03. (jeweils 06 UTC bis 06 UTC)
aus Slowenien. Quelle: WetterOnline
Ort |
06. |
07. |
Summe |
Klippeneck (BW) Lahr (BW) Bonn-Roleber (NRW) Essen (NRW)
Werl (NRW) Meßstetten (BW) Nörvenich (NRW) Köln/Bonn Flgh. (NRW) Deuselbach (RP) Rheinstetten (BW) |
23 mm 25 mm 30 mm 22 mm 8 mm
12 mm 26 mm 22 mm 22 mm 21 mm |
26 mm 20 mm 14 mm 22 mm 28 mm
23 mm 9 mm 12 mm 12 mm 12 mm |
49 mm 45 mm 44 mm 44 mm 36 mm
35 mm 35 mm 34 mm 34 mm 33 mm |
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Ort |
05. |
06. |
Summe |
Vojsko Vogel Lesce Rateče |
78 mm 59 mm 50 mm 46 mm |
45 mm 47 mm 37 mm 19 mm |
123 mm 106 mm 87 mm 65 mm |
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Niederschlag
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24-stg. interpolierte Niederschlagsmengen in Baden-Württemberg vom
06. und 07.03., jeweils bis 13 MEZ; Quelle: HVZ BaWü |
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24-stg. Niederschlagsmengen an den Stationen Baiersbronn-Ruhestein (BW)
und Eggenstein (BW) vom 04. bis 07.03.; Quelle: HVZ BaWü |
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Radaranimation vom 05.03., 12:00 MEZ bis 07.03., 00:00 MEZ in 1 h-Schritten /
Größe ca. 2 MB | Quelle der Bilder: DWD |
Satellitenbilder
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05.03., 09:14 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
05.03., 20:39 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR |
06.03., 12:46 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
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06.03., 20:15 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR |
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In Zusammenarbeit mit:
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