Ungewöhnlich früh im Jahr erlebten Ende Oktober 2008 manche Regionen Deutschlands und Teile der Alpen einen ersten
markanten Wintereinbruch. In der Nacht zum und am 30. fiel bis in tiefere Lagen Schnee. In Teilen der Schweiz wurden
Rekordschneehöhen für Oktober verzeichnet. Zudem gingen vor allem an der Alpensüdseite ergiebige Niederschläge nieder.
Wetterlage und Entwicklung
Nach einem zum wiederholten Male in diesem Herbst häufig sonnigen und milden Wochenende in Mitteleuropa dehnte sich am 27.
vom Nordatlantik her ein umfangreicher Höhentrog über Westeuropa südwärts aus. Seine Achse reichte am 29. vom Eismeer über
die Nordsee bis nach Nordafrika. Darin eingebettet fand sich bei den Lofoten Tiefdruckgebiet "Xevera", das seinen
Entwicklungshöhepunkt bereits überschritten hatte und als steuerndes Zentraltief agierte. Das okkludierende Frontensystem
von "Xevera" drang am 26. von Nordwesten her nach Deutschland vor, kam insgesamt aber nur sehr langsam südostwärts voran
und erstreckte sich am 28. mit leichten bis mäßigen Regenfällen quer über die Südhälfte des Landes. Es leitete einen Vorstoß
kalter Meeresluft ein.
Unter der Vorderseite des mächtigen Langwellentroges setzten vom 28. an verstärkt großräumige Hebungsvorgänge ein, die im
Bereich des Löwengolfs ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet entstehen ließen. Es lenkte von Süden her Warmluft gegen die
Alpen, die dort auf die von Norden her einströmende Kaltluft aufglitt, was zu länger anhaltenden Niederschlägen
führte. Permanenter Druckfall am Boden griff schließlich auch auf die Alpennordseite über, woraus am 30. ein Leetief über
Bayern resultierte. Auf den Wetterkarten des Deutschen Wetterdienstes handelt es sich hierbei allerdings um das selbe Tief
("Yulietta"), das zuvor vom Löwengolf nach Oberitalien gezogen war. Via Tschechien und Polen verlagerte sich "Yulietta" mit
ihrem Zentrum bis zum Abend des 30. zur Ostsee. Währenddessen nistete sich über Südwesteuropa ein weiteres Tief ("Zinnia")
ein, das vom 31. an wieder deutlich wärmere Luft nach Mitteleuropa transportierte.
Viel Regen brachte "Yulietta" in erster Linie der Alpensüdseite. Oftmals, so auch dieses Mal, sticht bei ähnlichen
Wetterlagen in punkto Niederschlag das Tessin hervor. In Robiei fielen binnen 72 Stunden bis zum 30., 06 UTC 229 mm, in
Locarno waren es im gleichen Zeitraum 122 mm. Im Süden Österreichs kamen in Kötschach (Kärnten) 205 mm innerhalb von nur 36
Stunden bis zum 30., 06 UTC zusammen.
Bis in mittlere, teilweise sogar bis in tiefe Lagen ging der Regen in der Nacht zum 30. in Schnee über. Am Morgen meldete
Meßstetten auf der Südwestalb mit 29 cm die höchste Schneedecke Deutschlands - noch vor der Zugspitze. Bei 26 cm wurde auf
dem Feldberg im Schwarzwald sogar schon ein Skilift in Betrieb genommen. Selbst in Konstanz lag eine 3 cm hohe
Schneedecke, in Chemnitz immerhin 1 cm.
Rekordschneefälle wurden in einigen Gegenden der Schweiz beobachtet. Zum Beispiel gab es laut MeteoSchweiz in Langnau im
Emmental (755 m, Kanton Bern) mit 27 cm noch nie soviel Schnee im Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr
1931. Gleiches gilt für Einsiedeln (910 m, Kanton Schwyz) mit 46 cm. An der Station Zürichberg in Zürich (569 m) wurden
20 cm gemessen, was ebenfalls einen neuen Rekord für Oktober bedeutete.
Vielerorts kam es aufgrund der Schneefälle zu Behinderungen, besonders im Straßenverkehr. Bäume stürzten unter der Last des
nassen Schnees um und blockierten Straßen. Im Südschwarzwald und auf den Albhochflächen waren Räumdienste und Polizei im
Dauereinsatz. Es kam zu zahlreichen Unfällen, meist blieb es jedoch bei Blechschäden. Im Kreis Konstanz und zwischen
Horb, Rottweil und Tuttlingen fielen zahlreiche Züge aus, einige Bahnstrecken mussten wegen Schneebruch gesperrt werden.
Auch in der Schweiz kam es zu etlichen Verspätungen im Bahnverkehr, betroffen war vor allem das
Züricher S-Bahn-Netz. Allein auf dem Gebiet der Züricher Kantonspolizei wurden 51 Verkehrsunfälle mit vier Verletzten
gezählt.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 28. bis 30.10.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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28.10.2008, 00 UTC |
29.10.2008, 00 UTC |
30.10.2008, 00 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 28. bis 30.10.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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28.10.2008, 00 UTC |
29.10.2008, 00 UTC |
30.10.2008, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die höchsten gemessenen Schneehöhen in Deutschland an DWD-Stationen am 30.10.2008, 06 UTC sowie eine Auswahl
gemessenener Niederschlagsmengen in der Schweiz vom 28.10., 06 UTC bis 30.10., 06 UTC. Quelle: DWD.
Ort |
30. |
Meßstetten Feldberg/Schw. Fichtelberg
Zugspitze Stötten |
29 cm 26 cm 16 cm 16 cm 15 cm |
Ort |
28. |
29. |
30. |
Summe |
Robiei Hinterrhein San Bernardino Locarno
Gütsch |
45 mm 29 mm 28 mm 9 mm 1 mm |
73 mm 62 mm 61 mm 44 mm 31 mm |
111 mm 98 mm 85 mm 69 mm 69 mm |
229 mm 189 mm 174 mm 122 mm 101 mm |
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Schneehöhen
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Neu- und Gesamtschneehöhenkarte Schweiz vom 30.10., 06 UTC; Quelle: MeteoSchweiz |
Satellitenbilder
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28.10., 10:40 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
29.10., 11:56 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
30.10., 09:53 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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In Zusammenarbeit mit:
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