Von schweren Gewittern war am 11. Juli 2008 der Süden und Osten Deutschlands betroffen. In Waiblingen (Baden-Württemberg)
wurden zwei Frauen vom Blitz getroffen, Schäden entstanden besonders durch kräftige Böen.
Wetterlage und Entwicklung
Innerhalb einer gut ausgeprägten westlichen Höhenströmung mit vergleichsweise kurzen Trog-Rücken-Strukturen konnte
Tiefdruckgebiet "Viola" bereits am 06.07. bei Neufundland identifiziert werden. Es verlagerte sich über den Nordatlantik
hinweg und erreichte am 10. Irland. Vor dem zugehörigen Höhentrog, dessen Hauptachse sich von Südnorwegen über die
Britischen Inseln nach Südwesten erstreckte, wölbte sich über Westeuropa ein Hochdruckrücken auf, der unter leichter
Amplifizierung rasch über Mitteleuropa ostwärts wanderte; am 11. um 00 UTC lag die Achse dieses Rückens schon östlich von
Deutschland. Somit konnte von Südwesten her ein Schub feuchtwarmer Luft nach Mitteleuropa vordringen. Am 10. stiegen die
Temperaturen in der Südhälfte Deutschlands verbreitet bis nahe +30 °C, an Rhein und Main auch darüber hinaus
(z.B. Karlsruhe +32,0 °C). In der Nordhälfte fiel im Bereich der nordostwärts ziehenden Warmfront von "Viola" bei im
Schnitt 10 K kühleren Temperaturen zunächst länger anhaltender Regen. Am Abend entwickelten sich im Vorfeld der sich von
Nordwesten annähernden Kaltfront vor allem in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen erste Gewitter, aber auch zwischen
Leipzig und Dresden nahmen die Niederschläge in der hinter der Warmfront zunehmend labil geschichteten Warmluft gewittrigen
Charakter an.
In der Nacht zum 11. entluden sich im Nordwesten an der Kaltfront weitere Gewitter, auch über dem Süden von Rheinland-Pfalz
und Hessen sowie über Nord-Baden-Württemberg gingen Schauer und zum Teil recht blitzintensive Gewitter nieder. Wegen ihrer
nahezu höhenströmungsparallelen Lage kam die Kaltfront tagsüber nur langsam weiter nach Südosten voran. Ein in der Nacht
über Südfrankreich vor der Front entstandener Gewitterkomplex bewegte sich über Ostfrankreich hinweg nordostwärts und wurde
durch die bodennahe Aufheizung am Vormittag erneut aktiviert. Zur Mittagszeit griff die linienförmig angeordnete
Gewitterzone auf das mittlere und nördliche Oberrheintal über und brachte Starkregen und Sturmböen. In Karlsruhe wurden
dabei 79 km/h gemessen. Im weiteren Verlauf waren auch der Norden Baden-Württembergs sowie Nordbayern von den Gewittern
betroffen. Coburg verzeichnete mit 97 km/h schweren Sturm, Schleiz und Nürnberg/Flgh. mit 86 bzw. 83 km/h jeweils
Sturmböen. Auch in Teilen Hessens, Sachsen-Anhalts, Brandenburgs, Thüringens und Sachsens gewitterte es kräftig. In Sosa in
der Zwickauer Mulde (Sachsen) fielen 27 mm Regen. Am frühen Abend formierten sich unmittelbar an der Kaltfront neue
Gewitter, die über die Mitte Baden-Württembergs und Bayerns nach Osten zogen. Aus den Alpen heraus machten sich Gewitter auf
den Weg nach Südbayern. Die höchste Regenmenge verzeichnete Loiching an der Isar mit 50 mm in 24 Stunden bis zum 12., 06
UTC, Bad Säckingen am Hochrhein meldete im selben Zeitraum 42 mm. Am späten Abend schwächten sich die Gewitter allgemein
ab.
Die Unwetter richteten vor allem in Baden-Württemberg Schäden an. In Waiblingen im Rems-Murr-Kreis wurden zwei
Spaziergängerinnen vom Blitz getroffen und verletzt. Im Kreis Rottweil brannte eine Scheune nach einem Blitzschlag ab, der
Schaden wird auf 200.000 Euro geschätzt. Zudem wurde dort ein Wohnhaus durch einen Blitz in Brand gesetzt. Im Kreis
Tuttlingen gingen etwa 100 Notrufe ein, nachdem schwere Gewitterböen ganze Dächer abgedeckt hatten. Zahlreiche Bäume
stürzten um. Auch im Kreis Waldshut in Südbaden blockierten Bäume und Äste viele Straßen.
In einigen Regionen Bayerns knickten ebenfalls Bäume um, in Nürnberg liefen mehrere Keller voll Wasser. Aus der Nähe von
München liegen Berichte über 3 cm großen Hagel vor. In der Altmark in Sachsen-Anhalt beschädigten Sturm- oder Orkanböen
Gebäude.
Zu Behinderungen durch entwurzelte Bäume und überschwemmte Straßen kam es auch in der Nordschweiz und in Österreich. In
Basel gingen 48 mm Regen nieder, zudem wurden Böen bis 97 km/h gemessen. In Österreich war hauptsächlich das Innviertel
betroffen. Dort wurde ein Mann wurde von einem Baum erschlagen.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 11.07.2008, 00, 06, 12 und 18 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD / wetter3.de
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11.07.2008, 00 UTC |
11.07.2008, 06 UTC |
11.07.2008, 12 UTC |
11.07.2008, 18 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 09. bis 12.07.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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09.07.2008, 00 UTC |
10.07.2008, 00 UTC |
11.07.2008, 00 UTC |
12.07.2008, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen in Deutschland vom 11.07.2008 (Quelle: WetterOnline) sowie die höchsten
gemessenen Regenmengen an DWD-Stationen vom 11.07., 06 UTC bis 12.07., 06 UTC (Quelle: DWD).
Ort |
Böe, 11. |
Wendelstein Coburg Brocken Schleiz Dresden/Klotzsche |
101 km/h 97 km/h 94 km/h 86 km/h
83 km/h |
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Ort |
11./12. |
Loiching (BY) Bad Säckingen (BW) Rheinfelden (BW)
Metten (BY) Dippoldiswalde-Reinberg (SN) |
50 mm 43 mm 38 mm 31 mm
31 mm |
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Fotos
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Schäden nach einem Gewitter in und um Bad Säckingen Quelle: Südkurier |
Mammati am Rande eines Gewitters über Rheinstetten Fotos: Christian Ehmann |
Radarbilder und Blitzkarten
Quelle: DWD
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11.07.2008, 05 Uhr MESZ |
11.07.2008, 13 Uhr MESZ |
11.07.2008, 17 Uhr MESZ |
11.07.2008, 21 Uhr MESZ |
Quelle: BLIDS
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11.07.2008, 03 bis 05 Uhr MESZ |
11.07.2008, 11 bis 13 Uhr MESZ |
11.07.2008, 15 bis 17 Uhr MESZ |
11.07.2008, 19 bis 21 Uhr MESZ |
Niederschlag
Interpolierte Niederschlagsmenge in Baden-Württemberg vom 11.07., 06 Uhr MESZ bis 12.07., 06 Uhr MESZ. Quelle: HVZ
Baden-Württemberg.
Satellitenbilder
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11.07., 00:55 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR |
11.07., 09:14 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
11.07., 12:26 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
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11.07., 20:39 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR |
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In Zusammenarbeit mit:
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