Zyklon "Nargis" löste Anfang Mai 2008 in Myanmar eine Katastrophe aus. Teilweise wird von über 100.000 Toten
ausgegangen.
Wetterlage und Entwicklung
Der spätere Zyklon "Nargis" formierte sich als tropischer Sturm am 27.04.2008 mitten über dem Indischen Ozean bei etwa 85
Grad östlicher Länge. Zunächst bewegte er sich nur wenig nach Norden, um zum 30.04. dann beschleunigt ostwärts
voranzukommen. Mit mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 70 und 85 kt (130 bis 157 km/h) wurde "Nargis" lange Zeit nur
als Zyklon der ersten und damit schwächsten Kategorie geführt. Erst am 01.05. legte er rasch an Stärke zu und erreichte am
02.05. um 06 UTC mit Mittelwinden von 115 kt (213 km/h) die zweithöchste Kategorie 4. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das
Zentrum des Wirbelsturms nur noch wenige hundert Kilometer westlich der Südwestküste Myanmars (ehemals Birma) über dem Golf
von Bengalen. Etwa sechs Stunden später ging "Nargis" südöstlich der Stadt Pathein im Irawadi-Delta mit Böen bis 250 km/h
und heftigem Regen an Land. Die weitere Zugbahn führte den Sturm am 03.05. über die größte Stadt des Landes, Rangun, hinweg
ins Landesinnere, wo er sich auflöste.
Aus Myanmar selbst liegen lediglich Wettermeldungen vom Flughafen in Rangun über Spitzenböen von 167 km/h am 02.05. und 148
km/h am 03.05. vor. Jedoch vermitteln die Regenmengen der benachbarten thailändischen Stationen Doi Ang Kang in der Provinz
Chiang Mai sowie Mae Sariang, unmittelbar an der Grenze zu Myanmar gelegen, einen kleinen Eindruck von den sicher noch
weitaus höheren Summen im Landesinnern Myanmars. Am 03.05. fielen an diesen beiden Stationen binnen 24 Stunden 66,2 bzw.
56,2 mm.
"Nargis" löste in Myanmar, einem der ärmsten Länder der Welt, eine beispiellose Katastrophe aus. Nach letzten offiziellen
Angaben der regierenden Militärjunta kamen über 22.000 Menschen ums Leben, 41.000 wurden noch vermisst. Hilfsorganisationen
gehen indes von mehr als 50.000 Toten aus, einigen Meldungen zufolge liegt die Opferzahl bei über 100.000. Nicht nur in der
ehemaligen Hauptstadt Rangun richtete der Zyklon massive Schäden an. Von katastrophalen Zuständen wurde vor allem aus dem
Irawadi-Delta berichtet. Zahlreiche Dörfer standen komplett unter Wasser. Dem staatlichen Fernsehen zufolge starben allein
in der Ortschaft Bugalay, das von einer drei Meter hohen Flutwelle überschwemmt wurde, 10.000 Menschen. Millionen Menschen
verloren ihr Hab und Gut, wichtige Anbaugebiete für Reis wurden zerstört. In den Tagen nach dem Sturm herrschte ein Mangel
an Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser. Unterdessen wurde heftige Kritik an der Militärregierung laut, die trotz
Hinweise der indischen Meteorologiebehörde die Bevölkerung nicht vor dem Zyklon warnte. Zudem wurde internationalen
Hilfsorganisationen die Einreise erschwert und teilweise sogar verweigert. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe war auch rund
eine halbe Woche nach dem Wirbelsturm noch nicht komplett überschaubar. "Nargis" gilt als der stärkste Zyklon in Asien seit
dem 29. April 1991, als ein Sturm im benachbarten Bangladesch etwa 140.000 Menschen das Leben kostete.
Text: CE
Zugbahn
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Zugbahn "Nargis"
Quelle: solar.ifa.hawaii.edu
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Weitere Grafiken
Grafik 1: Zugbahn "Nargis" und berechnete Regenmengen vom 27.04. bis 04.05.; Quelle: NASA NaturalHazards
Grafik 2: Überflutete Flächen im Süden Myanmars nach Satellitendaten. Die Größen und Farben der Kreise
geben ein Maß für die Größe der überfluteten Flächen an: Hellblau: 101-500 km², dunkelblau: 501-1000 km², violett:
1001-1400 km²; Quelle: NASA
Grafik 3: Satellitenaufnahmen vom Irawadi-Delta am 15.04. und 05.05.2008; Quelle: NASA MODIS System
Satellitenbilder
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01.05., 04:40 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
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02.05., 06:45 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
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03.05., 04:25 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
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In Zusammenarbeit mit:
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