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Mittwoch, 9. April 2008, 22:00 MESZ
Später Schnee/Frost Mitteleuropa 07./08.04.2008 Satellitenbild: 07.04.2008, 12:24 UTC, NOAA-18 VIS/IR Quelle: B. J. Burton |
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Wetterlage und Entwicklung Rund zwei Wochen nach dem massiven Spätwintereinbruch zu Ostern (siehe Artikel) stellte sich eine in ihren Grundzügen vergleichbare Wetterlage über Mitteleuropa ein. Zwar waren die Auswirkungen dieses Mal weit weniger dramatisch, für eine ungewöhnlich späte weiße Überraschung und mäßigen Nachtfrost reichte es dennoch an vielen Orten. Wie zwei Wochen zuvor verlagerte sich auch in diesem Fall ein hochreichendes Tief ("Sylvia") an der Ostflanke hohen Luftdrucks und Geopotentials über dem nördlichen Nordatlantik und Grönland nach Südosten. "Sylvia" kam mit ihrem unscharfen Zentrum am 7. über Südskandinavien und der Nordsee zum Liegen. Über einem weiten Gebiet, das auch die Britischen Inseln mit einschloss, betrugen die Temperaturen in 500 hPa unter -35 °C. Im 850 hPa-Niveau bahnte sich die polare Kaltluft nicht wie sonst üblich über Skandinavien, sondern über den "Umweg" Nordatlantik und Großbritannien ihren Weg nach West- und Mitteleuropa. Das kalte Höhentief über der Nordsee fungierte als steuerndes Gebilde und lenkte Kurzwellentröge um sich herum. Ein solcher Kurzwellentrog schwenkte am 6. und 7. über den Ärmelkanal, die Mitte Frankreichs und Süddeutschland hinweg nach Nordosten. Dieser initiierte ein Bodentief, das am 7. unter dem Namen "Sylvia II" über die Mitte Deutschlands nach Polen und am 8. weiter zum Baltikum zog. Nachdem bereits am 6. in der höhenkalten Luft zahlreiche Regen-, Schnee- und Graupelschauer niedergegangen waren, setzten in der Nacht zum 7. vor allem in Rheinland-Pfalz, dem südlichen Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Norden Baden-Württembergs neue Schnee-, nur in den tiefsten Lagen auch Regenfälle ein. Im Tagesverlauf breiteten sich die Niederschläge weiter nach Nordosten aus. Auf der Rückseite des Tiefs führte Warmluftadvektion im äußersten Nordosten Deutschlands am 8. noch zu länger anhaltenden Regen- und Schneefällen. Bis zum 9., 06 UTC fielen 48-stündig beispielsweise in Putbus auf Rügen 64 mm. Weiße Landschaften im Tiefland sind Anfang April durchaus bemerkenswert. Am Morgen des 7. lag selbst am Flughafen Frankfurt/Main 1 cm Schnee, in den etwas höheren Lagen fielen über Nacht nicht selten mehr als 10 cm Neuschnee. Büchel in der Eifel, knapp 500 Meter hoch gelegen, meldete sogar 24 cm. In Karlsruhe bildete stundenlanger, teilweise mäßiger Schneefall am Boden keine Decke aus, sodass es für die späteste Schneedecke seit 35 Jahren nicht reichte. Während der Schnee 24 Stunden später in der Südwesthälfte Deutschlands schon fast wieder komplett verschwunden war, konnten dann auch in Greifswald 9 cm, zum Mittagstermin sogar 11 cm Schnee gemessen werden. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich und Luxemburg kamen nochmals winterliche Gefühle auf: In Abbeville im Norden Frankreichs staunte man am Morgen des 7. über 13 cm Schnee, in der Stadt Luxemburg waren es 7 cm. In der Nacht zum 8. riss die kompakte Wolkendecke über großen Teilen Deutschlands mit Ausnahme des Nordostens auf. Die Temperaturen sanken verbreitet in den frostigen Bereich; an der im November 2006 umgesiedelten Station in Freiburg wurde mit einem Minimum von -5,2 °C ein neuer Monatsrekord aufgestellt, auf dem Feldberg im Schwarzwald mit -11,1 °C 24 Stunden zuvor ein neuer Rekord für die erste Aprildekade nur knapp verfehlt. Die kräftigen Schneefälle behinderten vor allem in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen den Verkehr. Besonders betroffen war das Kreuz Koblenz an der A48, wo sich mehrere LKW quer stellten und die Fahrbahn blockierten. Einzelne Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume und Schneebruch gesperrt werden. Es ereigneten sich mehrere Unfälle, unter anderem weil viele Autofahrer bereits Sommerreifen aufgezogen hatten. Text: CE
Wetterwerte Nachstehend ausgewählte Schneehöhen aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich vom 07.04., 06 UTC sowie ausgewählte Tiefsttemperaturen aus Deutschland vom 08.04., 06 UTC. Quellen: DWD, WetterOnline.
Satellitenbilder
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