Wetterlage und Entwicklung
Nach einem kalten Start in den Januar 2008 setzte sich im ersten Drittel des Monats von Westen her nach und nach mildere
Luft auch im Osten Deutschlands durch. Es stellte sich eine "Winkelwestlage" ein, die allgemein gekennzeichnet ist durch
tiefen Luftdruck über dem isländischen Raum und eine dadurch gut ausgeprägte Frontalzone, die in zonaler Ausrichtung bis
zum östlichen Mitteleuropa verläuft. Demgegenüber steht in der Regel ein kräftiges Hochdruckgebiet über Russland, sodass
die Frontalzone an dessen Westflanke nach Nordosten abbiegt. Der steuernde Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik bringt,
wie in diesem Fall, immer wieder neue Randtiefs hervor, die über den Atlantik und die Britischen Inseln hinweg zur
Westküste Norwegens ziehen. Für Mitteleuropa bedeutet dies abwechselnd Zufuhr von milder Luft im jeweiligen Warmsektor
eines Tiefs und etwas kühlerer Meeresluft hinter der Kaltfront.
Nachdem schon am 05.01. im äußersten Südwesten Deutschlands Höchsttemperaturen von über +10 °C auftraten (z.B.
Freiburg/Flugplatz +12,0 °C), griffen die zu den Tiefdruckgebieten korrespondierenden Höhentröge über dem mittleren
Nordatlantik in der Folge weiter nach Süden aus. Dies bedingte eine zunehmende Südkomponente in der Strömung über
Mitteleuropa, sodass immer mildere Luft nach Nordosten geführt werden konnte. Den vorläufigen Höhepunkt dieses
Warmlufttransportes bewerkstelligte am 11. das Tief "Gisela", das sich erst am Abend des 10. vor der Bretagne an der
langgezogenen Kaltfront von Tief "Feride" über Südwestnorwegen bildete. Während sich "Gisela" durch den Ärmelkanal
nordostwärts verlagerte, wurden in deren Warmsektor Temperaturen von über 0 °C im 850 hPa-Niveau (etwa 1500 Meter Höhe)
advehiert. Durch Föhneffekte in und an den Alpen konnten in dieser Höhenschicht über weiten Teilen Deutschlands mehr als 5,
örtlich sogar bis 8 °C analysiert werden. Hinter der in der Nacht zum 12. ostwärts ziehenden Kaltfront des Tiefs wurde
die milde Luft durch deutlich kältere Meeresluft ersetzt.
Die recht kräftige Südwestströmung machte sich vor allem in höheren Lagen bemerkbar. Beispielsweise registrierte der Brocken
im Harz (1142 Meter) am 11. eine Spitzenböe von 122 km/h, auf dem 557 Meter hohen Weinbiet im Pfälzer Wald wurden immerhin
68 km/h in Böen gemessen. In tiefen Lagen hielt sich dagegen häufig eine flache Kaltluftschicht, die nicht vollständig
ausgeräumt werden konnte. So verweilten die Temperaturen etwa im unteren Donautal auch tagsüber um den Gefrierpunkt, nicht
nur in Fürstenzell herrschte sogar Dauerfrost. Im großen Rest des Landes aber stiegen die Temperaturen verbreitet teilweise
weit in den zweistelligen Bereich. In Saarbrücken (+13,6 °C) und in Tholey (+12,2 °C) wurden die bisherigen Rekorde
der Höchsttemperatur für die zweite Januardekade übertroffen. Genauso hohe Temperaturen hatten im Westen Nörvenich und der
Flughafen Köln/Bonn (je +13,6 °C) zu bieten. Im Südwesten schaffte Baden-Baden-Geroldsau (+15,1 °C) den Sprung über
die +15 °C-Marke, eine private Wetterfirma maß in Neuenburg am Rhein im südlichen Oberrheintal sogar +17,0 °C. In
Karlsruhe kletterte das Quecksilber dagegen nur langsam. Ein Vergleich der Temperaturen in zwei und in 200 Metern Höhe,
aufgezeichnet im Forschungszentrum Karlsruhe, zeigt, dass dort das Potential der Luftmasse bei weitem nicht ausgeschöpft
wurde (siehe unten). Hinzu kam, dass sich am Vormittag - wie übrigens auch im Westen - mittelhohe Wolkenfelder
ausbreiteten, aus denen kurzzeitig sogar ein paar Regentropfen fielen. So blieb es an der Station des Deutschen
Wetterdienstes mit einer Höchsttemperatur von +11,3 °C vergleichsweise ‚kühl'.
Nicht nur in Deutschland, auch in den benachbarten Ländern erreichten die Temperaturen fast schon frühlingshafte
Werte. Besancon im Osten Frankreichs kam auf +15,7 °C, Feldkirch in Vorarlberg (Österreich) mit Föhnunterstützung
auf +16,8 °C. Die Hauptstadt Liechtensteins, Vaduz, verbuchte +15,7 °C, die ebenfalls mit Hilfe des Föhns zustande
kamen. Dieser brachte dort schwere Sturmböen bis 96 km/h hervor. Mit Orkanböen wehte der Südföhn unter anderem über den
Patscherkofel (Österreich, 2254 Meter, 158 km/h), die Zugspitze (2962 Meter, 130 km/h) und den
Wendelstein (1835 Meter, 126 km/h) hinweg.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 10. bis 12.01.2008, jeweils 00 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD
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10.01.2008, 00 UTC |
11.01.2008, 00 UTC |
12.01.2008, 00 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 10. bis 12.01.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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10.01.2008, 00 UTC |
11.01.2008, 00 UTC |
12.01.2008, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die 15 höchsten gemessenen Temperaturen in Deutschland vom 11.01.2008, soweit vorliegend. Dazu ausgewählte
Höchsttemperaturen desselben Tages aus Frankreich, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Quellen: DWD,
WetterOnline, Wetterzentrale.
Ort |
Tmax, 11.01. |
Baden-Baden-Geroldsau Freiburg/Flugplatz Trier/Petrisberg
Geilenkirchen Köln/Bonn Flgh. Nörvenich Saarbrücken/Ensheim Bendorf Lahr Bad Hersfeld
Frankfurt/Main Flgh. Idar-Oberstein Münster/Osnabrück Flgh. Gütersloh Bonn-Roleber Düsseldorf/Flgh. |
15,1 °C
14,5 °C 13,9 °C 13,6 °C 13,6 °C 13,6 °C 13,6 °C
13,5 °C 13,4 °C 13,3 °C 13,3 °C 13,3 °C 13,2 °C
13,0 °C 12,8 °C 12,7 °C |
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Ort |
Tmax, 11.01. |
Besancon (F) Colmar (F) Metz (F) Glarus (CH) Altdorf (CH)
Basel/Flgh. (CH) Vaduz (FL) Feldkirch (A) Dornbirn (A) Bregenz (A) |
15,7 °C
14,8 °C 14,5 °C 15,4 °C 14,5 °C 13,2 °C 15,7 °C
16,8 °C 15,0 °C 14,9 °C |
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Temperaturverläufe Karlsruhe
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Temperaturverläufe vom 11.01.2008 am Forschungszentrum KA (2 und 200 m Höhe) Quelle: IMK Uni Karlsruhe |
Satellitenbilder
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10.01., 14:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT |
11.01., 12:28 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
12.01., 12:17 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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In Zusammenarbeit mit:
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