Wetterlage und Entwicklung
Nachdem 2007 bislang hauptsächlich der Pazifische Ozean von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht wurde, bildete sich Mitte
November "Sidr" als dritter Zyklon der Saison über dem nördlichen Indischen Ozean. Die Entstehungsgeschichte von "Sidr"
begann am 11.11. als tropischer Sturm bei 10° nördlicher Breite und 92° östlicher Länge wenige hundert Kilometer südöstlich
der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen. Bis zum 14. kam der Sturm nur langsam nordwärts voran, verstärkte sich
aber rasch zu einem Zyklon der zweithöchsten Kategorie 4. Vom 14. an bewegte sich "Sidr" beschleunigt nach Norden über den
Golf von Bengalen hinweg geradewegs auf die Küste Bangladeschs zu. Auf diese traf er am Nachmittag des 15.
mitteleuropäischer Zeit nach wie vor als Zyklon der Kategorie 4. Beim Landgang wies der Wirbelsturm Mittelwinde von 130 kt
auf (241 km/h) auf. In den darauffolgenden 24 Stunden zog "Sidr" noch gut 500 Kilometer landeinwärts, schwächte sich dabei
aber bald ab.
Wie bei einem tropischen Wirbelsturm üblich, brachte auch "Sidr" kräftigen Wind und schwere Regenfälle mit sich. Barisal im
Süden Bangladeschs meldete am 15. um 18 UTC 80 kt Mittelwind, das sind 148 km/h. Zudem fielen in der Hauptstadt Dhaka
innerhalb von 24 Stunden 95 mm Regen. Neben Bangladesch war auch der Osten Indiens betroffen: Zwar meldete Kalkutta bis
zum 16., 00 UTC nur 13 mm Niederschlag; in Agartala, unmittelbar an der östlichen Grenze Bangladeschs gelegen, kamen aber
101 mm zustande.
Obwohl in Bangladesch zuvor rund eine Million Menschen in Sicherheit gebracht worden waren, kamen nach Schätzungen von
Helfern mindestens 3.000 Menschen ums Leben. Eine Hilfsorganisation befürchtete im ganzen Land sogar 10.000 Tote. Die
meisten von ihnen starben, als Bäume, Telefon- und Strommasten infolge der kräftigen Windböen auf die oftmals nur aus
Bambus, Lehm und Wellblech bestehenden Unterkünfte stürzten und diese dabei meist völlig zerstörten. Insgesamt soll es
sich um 80.000 beschädigte Häuser handeln. Zudem wurden Felder und Fischfarmen verwüstet, tausende Nutztiere kamen um. Eine
etwa fünf Meter hohe Flutwelle verwüstete an der Küste des Landes drei Dörfer komplett. Das genaue Ausmaß der Katastrophe
war auch drei Tage nach "Sidr" nicht vollständig zu überblicken. Viele Orte konnten noch immer nicht erreicht werden,
die Rettungsaktionen gestalteten sich schwierig. Internationale Hilfe für eines der ärmsten Länder der Welt lief an. Derweil
lagen auch aus Indien Berichte über massive Schäden vor.
Text: CE
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener 24-stg. Niederschlagsmengen in Bangladesch und Indien am 15. und 16.11.2007,
jeweils bis 00 UTC (Quelle: DWD):
Ort |
15.11. |
16.11. |
Summe |
Jessore (BAN)
Chittagong (BAN) Dhaka (BAN) Kalkutta (IND) Agartala (IND) |
- k.M. 1 mm k.M. 8 mm |
71 mm 92 mm 95 mm 13 mm 101 mm |
71 mm 92 mm 96 mm 13 mm 109 mm |
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Zugbahn/Satellitenbilder
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Zugbahn "Sidr"
Quelle: solar.ifa.hawaii.edu
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Zugbahn "Sidr"
Quelle: weather.unisys.com
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11.11., 06:00 UTC, Meteosat VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
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12.11., 04:55 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
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13.11., 15:14 UTC, metop-a IR
Quelle: B. J. Burton
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13.11., 15:14 UTC, metop-a IR
Quelle: B. J. Burton
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14.11., 04:45 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
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15.11., 03:25 UTC, metop-a IR
Quelle: B. J. Burton
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16.11., 06:00 UTC, Meteosat IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
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In Zusammenarbeit mit:
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