Wetterlage und Entwicklung
Ende September 2007 suchte erneut ein Starkregenereignis Mitteleuropa heim. Vor allem in der Mitte und im Norden
Deutschlands sorgte anhaltender Regen für gebietsweise Überschwemmungen. Verantwortlich dafür war das Tiefdruckgebiet
"Faysal", das am 25. über dem Golf von Genua entstand und bis zum 30. über die Alpen und Deutschland nordwärts zog.
Die Voraussetzungen für die Entwicklung von "Faysal" wurden bereits am 23. geschaffen, als ein langwelliger Höhentrog vom
Atlantik her nach Osten schwenkte. Er überdeckte am 25. weite Teile Nordwesteuropas. An seiner Westflanke liefen kurzwellige
Anteile über die Britischen Inseln und Frankreich nach Süden ab und weiteten den Trog in diesem Bereich aus. Am 26. vollzog
sich über der Nordsee zudem ein Abschnürungsprozess und der daraus resultierende Höhentiefkomplex verlagerte sich mit seinem
Zentrum zunächst nach Südostfrankreich. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich "Faysal" schon gebildet und konnte sich vorderseitig
des Höhentiefs am 26. und 27. intensivieren. Nördlich der Alpen war zusätzlich starke Warmluftadvektion ursächlich für
Hebungsvorgänge. Das gesamte Gebilde aus Höhen- und Bodentiefdrucksystem - zu manchen Zeitpunkten konnten zwei
Tiefdruckkerne analysiert werden - bewegte sich am 28. und 29. auf Vb-artiger Zugbahn über Deutschland nordwärts. Am 30.
erreichte "Faysal" Dänemark, während das Höhentief wieder Anschluss an die weit im Norden verlaufende Frontalzone fand.
Zum frühen Morgen des 26. setzten von der Schweiz her im Westallgäu Regenfälle ein, die sich rasch nach Norden ausbreiteten
und am Nachmittag große Gebiete Bayerns sowie das östliche Baden-Württemberg betrafen. In der Nacht zum 27. regnete es auch
in Thüringen und Hessen, während ein neues, kräftiges Regengebiet den Südosten Bayerns erreichte. Die beiden Regengebiete
vereinigten sich am 27., von Osten her griffen zudem verstärkt Regenfälle auf Sachsen und Brandenburg über. Am frühen Abend
lag somit ein breites Regenband quer über der Mitte Deutschlands mit der nördlichen Begrenzung Mittelgebirgsraum und dem
südlichen Rand Main, das sich in den darauffolgenden Stunden weiter nach Norden und Westen verschob. Es markierte die
Okklusion nahe des Tiefkerns; wirkende Hebungsprozesse wurden sowohl durch Warmluftadvektion als auch durch ein scharfen
Kurzwellentrog ausgelöst, der um das Höhentiefzentrum herumwanderte. Am Morgen des 28. verließ dieses Band den Norden des
Landes; im Süden begann es dagegen, getriggert durch einen weiteren markanten Kurzwellentrog, erneut zu regnen. Kräftiger
Regen ging am frühen Nachmittag über ganz Bayern und Sachsen nieder, aber auch Teile Tschechiens und Polens blieben nicht
verschont. In Berlin und Brandenburg waren am Abend vereinzelt kurze Gewitter eingelagert. Bei einem Blick auf das
Niederschlagsradarbild konnte auch in diesem Fall, ähnlich wie schon 24 Stunden zuvor, die um einen weiteren Kern von
"Faysal" herumgewundene Okklusion nachgezeichnet werden. Am 29. und 30. klangen die Niederschläge schließlich auch in
Norddeutschland langsam ab.
Über 72 Stunden - vom 27., 06 UTC bis zum 30., 06 UTC - aufsummiert ergab sich ein Maximum der Niederschläge über der Mitte
Deutschlands. In diesem Zeitraum fielen beispielsweise auf dem Brocken im Harz 183 mm, auf der Schmücke und der Wasserkuppe
116 bzw. 117 mm. Das ist an allen drei Stationen deutlich mehr als die normalerweise im gesamten Monat September zu
erwartende Regensumme. Auf 100 mm und mehr kamen zudem Harzgerode, der Fichtelberg sowie der Kahle Asten. Im Flachland
lagen die Mengen großflächig zwischen 30 und 80 mm mit einem Spitzenwert bis 94 mm in Lügde-Paenbruch (Nordrhein-Westfalen).
Auch in Bayern gingen verbreitet um 40 mm Regen nieder. Deutlich weniger Regen hatten dagegen das südliche Rheinland-Pfalz
und das westliche Baden-Württemberg zu verzeichnen.
Der intensive Regen führte in einigen Bundesländern zu Überschwemmungen. Nach mehreren Deichbrüchen am Fluss Innerste wurde
im Kreis Hildesheim (Niedersachsen) Katastrophenalarm ausgelöst. Einzelne Häuser mussten evakuiert werden. Im Harz lief die
Innerste-Talsperre über. Auch in Sachsen-Anhalt traten Bäche und Flüsse über die Ufer, zahlreiche Straßen waren
unpassierbar. Bei Verkehrsunfällen infolge der starken Regenfälle kamen drei Menschen ums Leben. In Nordhessen starb eine
Frau bei einem Kajakunfall auf der Hochwasser führenden Fulda.
Auch im benachbarten Ausland kamen zum Teil enorme Regenmengen zustande. In Venedig wurden innerhalb von 24 Stunden
vom 26., 06 UTC bis zum 27., 06 UTC 167 mm registriert, im 60-stündigen Zeitraum vom 25., 18 UTC bis zum 28., 06 UTC
sogar 283 mm. Dort waren die Niederschläge von Gewittern durchsetzt. Auf dem höchsten Berg im Riesengebirge, der 1603 Meter
hohen Schneekoppe (an der Grenze zwischen Tschechien und Polen) fielen vom 26., 06 UTC bis zum 29., 18 UTC 68 mm.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 25. bis 30.09.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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25.09.2007, 00 UTC |
26.09.2007, 00 UTC |
27.09.2007, 00 UTC |
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28.09.2007, 00 UTC |
29.09.2007, 00 UTC |
30.09.2007, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 25. bis 30.09.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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25.09.2007, 00 UTC |
26.09.2007, 00 UTC |
27.09.2007, 00 UTC |
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28.09.2007, 00 UTC |
29.09.2007, 00 UTC |
30.09.2007, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend ausgewählte 24-stündige Niederschlagsmengen aus Deutschland vom 25. bis 30.09.2007,
jeweils bis 06 UTC (Quelle: DWD):
Ort |
26. |
27. |
28. |
29. |
30. |
Summe |
Magdeburg
Wernigerode Brocken Göttingen Kahler Asten
Erfurt/Bindersleben Aachen Bad Marienberg Schmücke Wasserkuppe
Ingolstadt München/Stadt |
3 mm
- 1 mm - 2 mm 1 mm 1 mm 2 mm 1 mm -
2 mm 20 mm |
-
3 mm 3 mm 4 mm 4 mm 7 mm 2 mm 12 mm 9 mm 5 mm
16 mm 15 mm |
10 mm
17 mm 40 mm 12 mm 39 mm 45 mm 56 mm 56 mm 54 mm 50 mm
5 mm 4 mm |
26 mm
55 mm 74 mm 36 mm 27 mm 40 mm - 3 mm 60 mm 66 mm
k.M. 22 mm |
15 mm
16 mm 69 mm 21 mm 34 mm - 6 mm 4 mm 2 mm 1 mm
k.M. - |
54 mm
91 mm 187 mm 73 mm 106 mm 93 mm 65 mm 77 mm 126 mm 122 mm
23 mm 61 mm |
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Niederschlag
(Die Uhrzeitangaben auf den nachstehenden Radarbildern sind falsch. Statt "MEZ" muss es "MESZ" heißen.)
Radarbilder vom 25.09. bis 30.09.2007 Quelle: wetter.com
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25.09.2007, 18 UTC |
26.09.2007, 00 UTC |
26.09.2007, 06 UTC |
26.09.2007, 12 UTC |
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26.09.2007, 18 UTC |
27.09.2007, 00 UTC |
27.09.2007, 06 UTC |
27.09.2007, 12 UTC |
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27.09.2007, 18 UTC |
28.09.2007, 00 UTC |
28.09.2007, 06 UTC |
28.09.2007, 12 UTC |
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28.09.2007, 18 UTC |
29.09.2007, 00 UTC |
29.09.2007, 06 UTC |
29.09.2007, 12 UTC |
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29.09.2007, 18 UTC |
30.09.2007, 00 UTC |
30.09.2007, 06 UTC |
30.09.2007, 12 UTC |
Satellitenbilder
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25.09., 16:31 UTC, NOAA-15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
26.09., 12:19 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
27.09., 15:43 UTC, NOAA-15 IR/VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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28.09., 12:10 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton |
29.09., 14:55 UTC, NOAA-15 IR/VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
30.09., 11:49 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton |
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In Zusammenarbeit mit:
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