Wetterlage und Entwicklung
Nachdem in der Woche zuvor überwiegend kühle Atlantikluft das Wetter in Mitteleuropa bestimmt hatte, wurde am 07.
und 08.07.2007 kurzzeitig wärmere Luft aus der Mittelmeerregion bis in die Südhälfte Deutschlands geführt. Dafür
verantwortlich zeigte sich ein Höhenrücken, der mit seiner Achse am 8. in flacher Ausprägung über Deutschland hinweg
nach Osteuropa schwenkte und sich erst dort, aufgrund eines über Westeuropa südwärts ausgreifenden Höhentroges,
amplifizierte. Zwischen diesem Trog und dem Rücken stellte sich vor allem in höheren Troposphärenschichten vorübergehend
eine südwestliche Strömung ein. Am Boden bildete sich der Warmluftvorstoß durch eine nordwärts in Bewegung kommende
Luftmassengrenze ab, die am 7. noch vom mittleren Atlantik über die Iberische Halbinsel, Südfrankreich und die Alpen
nach Südosteuropa verlief. An ihr entstand am Nachmittag des 8. über dem mittleren Frankreich eine Frontalwelle, die
unter fortschreitender Entwicklung zu einem flachen Tief bis zum Abend des 9. über die Mitte Deutschlands nach Südpolen
zog. Ein zweites Wellentief formierte sich, begünstigt durch um den westeuropäischen Langwellentrog herumschwenkende
Kurzwellentröge, am Morgen des 9. über den Südwestalpen. Es verlagerte sich deutlich langsamer als sein Vorgänger und
löste sich einen Tag später über dem Süden Österreichs wieder auf.
Die Auswirkungen des ersten, über Deutschland hinwegziehenden Tiefs waren deutlich schwächer als es die Modellrechnungen
zuvor erwarten ließen. Erste, mit Gewittern durchsetzte Regenfälle kamen im äußersten Südwesten des Landes am 8. bereits
um die Mittagszeit auf und breiteten sich südlich der Donau sowie entlang der Schwäbischen Alb nach Osten aus. Am Abend
regnete es dann auch von Nordrhein-Westfalen über das nördliche und mittlere Baden-Württemberg bis nach Nordbayern. Ein
weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag in der Nacht zum 9. etwa über dem Mittelgebirgsraum und knapp östlich davon. Die
24-stündigen Regenmengen bis zum 9., 06 UTC blieben aber sowohl dort (Spitzenwert: Schmücke (948 m) 25 mm) als auch im
Süden (Spitzenwerte: 14 mm auf dem Feldberg im Schwarzwald (1493 m) und in Chieming) hinter den vorhergesagten Werten
zurück. Auch traten mit der Kaltfrontpassage keine bemerkenswerten Windböen auf.
Dafür griffen vom frühen Morgen des 9. an im Bereich des zweiten, südlich des Alpenhauptkammes nach Osten wandernden
Tiefs aus dem inneralpinen Raum verstärkt Regenfälle zunächst auf das bayerische Voralpenland und im Tagesverlauf auf
gesamt Südbayern über. Direkt an den Alpen ließen die Niederschläge - abgesehen von wenigen kurzen Unterbrechungen -
endgültig erst im Laufe des 10. nach. In Garmisch-Partenkirchen fielen vom 9., 06 UTC bis 10., 06 UTC 53 mm. Auch an
weiteren Stationen in Alpennähe konnten um 30 mm Regen gemessen werden. Letztendlich wurden die ergiebigen Niederschläge
durch nordostwärts schwenkende Kurzwellentröge, einer starken vertikalen Windscherung und zusätzlich durch eine bodennah
nordwestliche Strömung und damit verbundenen Stau an den Alpen ausgelöst.
Ähnlich viel und teilweise noch mehr Regen gab es vor allem in der Schweiz und in Österreich. In Aigle am Genfer See fielen
bis zum 9., 06 UTC 24-stündig 40 mm. Bis zum Termin 24 Stunden später gingen in Locarno-Monti, am San Bernardino (1638 m),
in Wädenswill und auf dem Weißfluhjoch (2667 m) ebenfalls rund 40 mm Regen, bzw. - bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt -
auf dem Weißfluhjoch auch Schnee nieder. Eine Schneehöhenmessung liegt von dort allerdings nicht vor. In Österreich
summierten sich die Niederschläge an zahlreichen Stationen im 72-stündigen Zeitraum vom 8., 06 UTC bis 11., 06 UTC auf
über 50 mm. Bei den 120 mm am Alpinzentrum Rudolfshütte (2310 m) handelte es sich dabei ab dem Abend des 9. um Schnee.
Am Morgen des 10. wurden dort 30 cm verzeichnet! 24-stündig konnte die Hauptmenge des Niederschlags zwischen dem 9. und
dem 10. registriert werden. Neben der Rudolfshütte mit 63 mm taten sich hierbei Mönichkirchen in Niederösterreich mit
ebenfalls 63 mm und Kötschach in Kärnten mit 59 mm hervor. Nicht verschwiegen werden sollen zudem die 79 mm im gleichen
Zeitraum im slowenischen Ratece/Planica. Auf der etwas südlich davon gelegenen Anhöhe Kredarica (2515 m) waren es sogar
94 mm, davon allein 76 mm innerhalb von 12 Stunden bis zum 10., 06 UTC.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 08. bis 11.07.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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08.07.2007, 00 UTC |
09.07.2007, 00 UTC |
10.07.2007, 00 UTC |
11.07.2007, 00 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 08. bis 11.07.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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08.07.2007, 00 UTC |
09.07.2007, 00 UTC |
10.07.2007, 00 UTC |
11.07.2007, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die jeweils 10 höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen an vorliegenden Stationen in Deutschland
bis zum 09.07., 06 UTC bzw. 10.07., 06 UTC sowie die höchsten 48-stündigen Niederschlagsmengen in
der Schweiz bis zum 10.07., 06 UTC und die höchsten 72-stündigen Niederschlagsmengen in Österreich bis
zum 11.07., 06 UTC (Quellen: DWD, WetterOnline):
Ort |
08./09. |
Schmücke
Würzburg Meiningen Zugspitze Neuhaus am Rennweg
Feldberg/Schw. Chieming Wendelstein Garmisch-Partenkirchen Neuhütten/Spessart |
25 mm
20 mm 17 mm 15 mm 15 mm 14 mm 14 mm
13 mm 13 mm 12 mm |
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Ort |
09./10. |
Garmisch-Partenkirchen
Zugspitze Oberstdorf Hohenpeißenberg Altenstadt
Kempten/Durach Wendelstein Leutkirch-Herlazhofen München/Stadt Großer Arber |
53 mm
48 mm 41 mm 33 mm 32 mm 31 mm 29 mm
25 mm 21 mm 21 mm |
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Ort |
08.-10. |
Grand St. Bernard (CH)
Wädenwil (CH) Adelboden (CH) Crans-Montana (CH) Weißfluhjoch (CH) |
58 mm
56 mm 56 mm 55 mm 51 mm |
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Ort |
08.-11. |
Rudolfshütte (A)
Warth (A) Hahnenkamm (A) Krimml (A) Kötschach (A) |
120 mm
84 mm 83 mm 78 mm 78 mm |
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Satellitenbilder
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08.07., 12:53 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton |
09.07., 12:39 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton |
10.07., 06:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton |
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11.07., 12:23 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton |
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In Zusammenarbeit mit:
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