Wetterlage und Entwicklung
Ein feuchtwarmer und von Gewittern geprägter Witterungsabschnitt stellte sich in der Woche vom 09. bis zum 15.06.2007
in Deutschland ein. Nicht selten kam es aufgrund hoher Niederschlagsmengen binnen kurzer Zeit zu örtlichen Überschwemmungen,
auch Hagel wurde beobachtet.
Zwischen einem Hochdruckgebiet mit Zentrum über dem Nordmeer und tiefem Luftdruck über Südeuropa gelangte mit einer östlichen
bis südöstlichen Strömung am 9. warme und feuchte Luft nach Mitteleuropa. Innerhalb eines Rückens, der sich im 500 hPa-Niveau
etwa von Nordafrika über den westlichen Mittelmeerraum bis nach Skandinavien aufwölbte, konnten über Nordfrankreich und
Nordschottland zwei kleine Höhentiefs identifiziert werden. Ersteres verlagerte sich bis zum Abend des 10. über die
Benelux-Staaten nach Westdeutschland. Auf der Vorderseite bildete sich am 9. über der Mitte des Landes ein flaches Bodentief
aus. Aus der gesamten Konfiguration resultierten zusätzlich zur thermischen Auslösung dynamische Hebungsantriebe für die
Entwicklung hochreichender Konvektion. Im gesamten Bundesgebiet mit Ausnahme des äußersten Nordens entstanden zahlreiche
Schauer und Gewitter, die in der Westhälfte nahe des Höhentiefs zeit- und gebietsweise auch linienhaft organisiert waren.
Die höchste Regensumme aus den vorliegenden Daten verzeichnete dabei Leutkirch-Herlazhofen im Westallgäu mit 38 mm im
24-stündigen Zeitraum bis zum 10., 06 UTC. Bei Osnabrück wurden Hagelkörner bis 4 cm Durchmesser beobachtet, in
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Straßen und zahlreiche Keller überflutet. Ein Blitzschlag verletzte auf einem
Campingplatz in der Nähe des Nürburgrings (Eifel) 13 Menschen. Besonders betroffen waren auch Idar-Oberstein, wo an der
Station des Deutschen Wetterdienstes vom 09., 06 UTC bis 10., 06 UTC 35 mm Regen fielen, und der Landkreis Esslingen. Im
Aichtal war eine Straße nach einem Hangrutsch blockiert. Beeinträchtigungen gab es auch im Zug- und Flugverkehr. Auf dem
Stuttgarter Flughafen musste der Flugbetrieb kurzzeitig unterbrochen werden.
Am 10. konzentrierte sich die Schauer- und Gewitteraktivität auf die Mitte und den Süden Deutschlands. In den Norden floss
am Rande der nordeuropäischen Antizyklone etwas kühlere und stabiler geschichtete Luft ein. Bedingt durch die geringen
Luftdruckgegensätze und der daher rührenden langsamen Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen kamen örtlich wiederum hohe
Niederschlagsmengen zustande. Zum Beispiel gingen in Bad Marienberg und in Kalkar vom 10., 06 UTC bis 11., 06 UTC jeweils
40 mm nieder. Zu beachten ist dabei allerdings, dass sich diese Mengen meist innerhalb einer Stunde summierten. Mancherorts
kam es wieder zu Hagelschlag. Erneut überfluteten örtlich ernorme Wassermassen Straßen und Keller. Im Westerwald verlor
ein Mann beim Versuch, den Kamin seines Hauses abzudichten, den Halt und stürzte in die Tiefe. Dabei zog er sich tödliche
Verletzungen zu. In Koblenz stand ein Supermarkt unter Wasser, bei Bad Kreuznach lösten die Regenfälle Schlamm- und
Gerölllawinen aus.
Das Höhentief wanderte am 11. langsam über die südliche Mitte Deutschlands hinweg ostwärts. In dessen Umgebung entwickelten
sich im Tagesverlauf einmal mehr Schauer und Gewitter, nur die Gebiete östlich der Weser blieben davon weitestgehend
verschont. Die gemessenen Regenmengen wiesen ähnliche Größenordnungen wie an den Tagen zuvor auf (z.B. Weißenburg vom
11., 06 UTC bis 12., 06 UTC 42 mm).
Am 12. wurde das Höhentief in eine über Mitteleuropa hinweg verlaufende, schwach westliche Strömung eingegliedert. An diesem
Tag war hauptsächlich die Osthälfte der Bundesrepublik von Gewitterschauern betroffen. Entsprechend findet man die höchsten
Niederschlagsmesswerte in diesen Regionen, z.B. mit 38 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum 13., 06 UTC in Weiden (Oberpfalz).
Dennoch hatten auch andere Gegenden mit den Auswirkungen heftiger Gewitter zu kämpfen: In Viernheim (Rhein-Neckar-Kreis)
liefen Keller und Wohnungen mit Wasser voll, auf einigen Straßen schwammen geparkte Autos davon. Der Sachschaden betrug
mehrere Millionen Euro.
Der Einfluss eines Zwischenhochs und etwas kühlere Luft im Westen Deutschlands sorgten am 13. dafür, dass sich Schauer und
Gewitter auf den äußersten Süden und Norden Deutschlands beschränkten. Im Süden entstanden diese in der immer noch feuchten
und warmen Luftmasse mit dem Tagesgang, im Norden war die Nähe zu der über Südskandinavien verlaufenden Frontalzone die
Ursache. Vom 13., 06 UTC bis 14., 06 UTC fielen auf dem Wendelstein 32 mm und in Emden 8 mm.
Vorderseitig eines hochreichenden Tiefdruckgebietes mit Schwerpunkt südwestlich der Britischen Inseln strömte am 14. und 15.
von Südwesten her wieder verstärkt feuchte Warmluft aus südlichen Breiten insbesondere in den Süden und Osten Deutschlands.
In dieser formierten sich am 14. ab dem späten Vormittag größere Gewittercluster, die weite Teile des Bundesgebietes
überquerten. Aufgrund der höheren Zuggeschwindigkeit rückten nun mehr die mit den Gewittern verbundenen Windböen in den
Mittelpunkt der Betrachtung, wenngleich sich hier und da weiterhin große Regenmengen ergaben (z.B. Lingen 30 mm innerhalb
von 30 Minuten). In Mannheim konnten Böen bis 90 km/h, am Düsseldorfer Flughafen 78 km/h registriert werden.
Im Vorfeld der nach Osten schwenkenden Kaltfront des Tiefs bildeten sich am 15. in erster Linie in den neuen Bundesländern
punktuell kräftige Schauer und Gewitter. Eine gesicherte Tornadomeldung liegt aus Tarmstedt in Niedersachsen vor, die
Sichtungen in vier weiteren Orten in Bayern, Sachsen und Brandenburg sind noch unbestätigt. Aus einer bodennahen
Konvergenzzone ging über Nordbayern am Nachmittag ein Teiltief hervor, das bis zum 16. über Ostdeutschland zur Ostsee zog.
Unter Einbeziehung der feuchtwarmen Luft breiteten sich am Nachmittag und Abend des 15. sowie in der Nacht zum 16. länger
anhaltende und schauerartig verstärkte Regenfälle von der Schweiz her über Süddeutschland und im weiteren Verlauf nach
Norden und Nordosten aus. Auf der Rückseite dieses Randtiefs drang die Kaltfront am 15. über Baden-Württemberg und Bayern
beschleunigt nach Osten vor. Damit verbunden waren auch im Flachland örtlich Sturm- und schwere Sturmböen, z.B. in
Ansbach/Katterbach (96 km/h) und in Ingolstadt (76 km/h). Bis zum 16., 06 UTC brachten Schauer, Gewitter und vorrangig der
ergiebige Dauerregen in der Osthälfte Deutschlands flächendeckend 24-stündige Niederschlagsmengen über 50 mm
(z.B. Boizenburg 79 mm).
Auch in anderen Ländern Europas kam es in dieser Woche teilweise zu intensiven Niederschlagsereignissen. Nahe des
Tiefkerns und im Bereich des sich dort nur langsam bewegenden Frontensystems regnete es in der Mitte und im Süden
Großbritanniens vom 14. bis zum 16. lang anhaltend und ergiebig. In der Region nördlich von Leeds fielen dabei bis 123 mm
innerhalb von 72 Stunden (Bingley).
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 09. bis 16.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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09.06.2007, 00 UTC |
10.06.2007, 00 UTC |
11.06.2007, 00 UTC |
12.06.2007, 00 UTC |
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13.06.2007, 00 UTC |
14.06.2007, 00 UTC |
15.06.2007, 00 UTC |
16.06.2007, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 09. bis 16.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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09.06.2007, 00 UTC |
10.06.2007, 00 UTC |
11.06.2007, 00 UTC |
12.06.2007, 00 UTC |
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13.06.2007, 00 UTC |
14.06.2007, 00 UTC |
15.06.2007, 00 UTC |
16.06.2007, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die jeweils von 06 UTC bis 06 UTC gemessenen höchsten Niederschlagsmengen der vorliegenden Stationen
in Deutschland vom 09. bis 16.06.2007 (Quellen: DWD, WetterOnline):
Ort |
09./10. |
Leutkirch-Herlazhofen
Idar-Oberstein Osnabrück Kahler Asten Lahr
Emden Stuttgart/Echterdingen Hohenpeißenberg Braunlage Deuselbach |
38 mm
35 mm 34 mm 32 mm 24 mm 21 mm 21 mm
21 mm 20 mm 19 mm |
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Ort |
10./11. |
Bad Marienberg
Kalkar Roth Mühlacker Feldberg/Schwarzwald
Göttingen Aachen Wahlen-Kirtorf Hahn Warburg |
40 mm
40 mm 37 mm 28 mm 24 mm 17 mm 16 mm
15 mm 14 mm 12 mm |
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Ort |
11./12. |
Weißenburg
Freudenstadt Augsburg/Mühlhausen Kümmersbruck Oberstdorf
Landsberg Stuttgart/Echterdingen Wendelstein Berus Lechfeld |
42 mm
38 mm 32 mm 30 mm 29 mm 28 mm 27 mm
25 mm 20 mm 20 mm |
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Ort |
12./13. |
Weiden
Berlin-Schönefeld/Flgh. Schleiz Gera/Leumnitz Harburg
Kempten/Durach Großer Arber Frankfurt/Flgh. Neuburg/Donau Augsburg/Mühlhausen |
38 mm
34 mm 27 mm 26 mm 21 mm 21 mm 20 mm
19 mm 16 mm 15 mm |
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Ort |
13./14. |
Wendelstein
Kempten/Durach Zugspitze Garmisch-Partenkirchen Michelstadt-Vielbrunn
Quickborn Hohenpeißenberg Emden Oberstdorf Berus |
32 mm
26 mm 22 mm 22 mm 9 mm 9 mm 8 mm
8 mm 8 mm 7 mm |
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Ort |
14./15. |
Lingen
Braunlage Münster/Osnabrück Flgh. Diepholz Angermünde
Bamberg Stuttgart/Echterdingen Feldberg/Schwarzwald Hof/Flgh. Stuttgart/Schnarrenberg |
31 mm
31 mm 29 mm 28 mm 25 mm 23 mm 20 mm
20 mm 20 mm 19 mm |
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Ort |
15./16. |
Boizenburg
Genthin Berlin-Dahlem Gardelegen Berlin-Mitte
Carlsfeld Magdeburg/Flugplatz Baruth Fichtelberg Berlin-Tegel |
79 mm
57 mm 55 mm 53 mm 53 mm 52 mm 52 mm
51 mm 50 mm 49 mm |
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Niederschlag
Radaranimationen vom 09. bis 16.06.2007
Quellen: DWD / wetter.com
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09.06., 09 UTC bis 09.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 460 KB |
10.06., 12 UTC bis 10.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 320 KB |
11.06., 12 UTC bis 11.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 340 KB |
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12.06., 09 UTC bis 12.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 460 KB |
13.06., 12 UTC bis 13.06., 16 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 130 KB |
14.06., 12 UTC bis 14.06., 23 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 560 KB |
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15.06., 06 UTC bis 16.06., 09 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 1370 KB |
Satellitenbilder
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09.06., 12:49 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
10.06., 12:42 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
11.06., 10:18 UTC, NOAA-17 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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12.06., 12:22 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
13.06., 15:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton |
14.06., 12:01 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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15.06., 11:51 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
16.06., 09:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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In Zusammenarbeit mit:
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