Wetterlage und Entwicklung
Mit zum Teil heftigen Gewittern ging am 25. und 26.05.2007 eine zumindest in der Südhälfte Deutschlands gut eine Woche
andauernde Wärme- und Hitzeperiode zu Ende, die ihren Höhepunkt am 25. mit Höchsttemperaturen bis +32 °C in Baden,
Bayern und den neuen Bundesländern fand. Hauptsächlich in Nord- und Ostdeutschland wurden hohe Niederschlagsmengen,
vereinzelt Orkanböen und nach Augenzeugenberichten walnussgroße Hagelkörner beobachtet.
Am 21. verlief eine Luftmassengrenze vom Süden Spaniens über West- und Nordfrankreich sowie über Nordwestdeutschland
hinweg nach Nordosten. Diese trennte warme Luft im Süden von kühlerer Meeresluft nordwestlich davon. Vor der Iberischen
Halbinsel hatte sich ein umfangreiches Höhentief etabliert. In Mitteleuropa bestimmte der nach Osten gerichtete Keil
eines kräftigen Hochdruckgebietes bei den Azoren das Wetter. Gleichwohl entwickelten sich bereits am 23. erste Gewitter,
z.B. fielen in Karlsruhe dabei innerhalb kürzester Zeit 10 mm Regen. Am 24. brachte ein Gewitter in Warburg 24 mm
Niederschlag.
Vom 25. an dehnte sich über dem Nordatlantik ein Langwellentrog nach Süden aus und verleibte das südwesteuropäische
Höhentief ein. Mitteleuropa geriet somit auf die Vorderseite dieses Troges in eine südwestliche Höhenströmung, in der
kurzwellige Tröge nach Nordosten abliefen und für dynamische Hebungsantriebe sorgten. Im 850 hPa-Niveau gelangte zudem
sehr warme Luft subtropischen Ursprungs bis zur Mitte Deutschlands, über Baden-Württemberg und Bayern wurden +18 °C
analysiert. Gleichzeitig entstand entlang der sich nach wie vor quer über Deutschland erstreckenden Luftmassengrenze am
Boden eine flache Tiefdruckrinne. An ein kleinräumiges Tiefzentrum ("Lothar I") innerhalb der Rinne gekoppelt, breiteten
sich am 25. ab den späten Vormittagsstunden von Benelux her Gewitter unter tagesgangbedingter Verstärkung über die
Nordhälfte der Bundesrepublik nach Osten aus. Im Bereich der Zugbahn fielen an manchen Orten über 20 mm Regen
(z.B. Osnabrück, Soltau). Zwischen 19 und 20 Uhr MESZ erreichten die Gewitter Berlin. In der Zwischenzeit hatte sich eine
Squallline formiert, die schwere Sturm-, an der Station Berlin-Mitte sogar Orkanböen bis 119 km/h verursachte. Weiter
südlich wurden beispielsweise im Westerwald Hagelkörner mit 3 cm Durchmesser beobachtet. In Osnabrück standen zahlreiche
Straßen unter Wasser, in Hannover schlug ein Blitz in eine Signalanlage der Deutschen Bahn ein und behinderte den
Schienenverkehr.
Am 26. war zunächst wiederum der Norden und Osten von kräftigen Gewittern betroffen. Über Berlin fegten erneut
orkanartige Böen bis 104 km/h (Berlin-Mitte) hinweg. Zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden rief die Feuerwehr dort
den Ausnahmezustand aus. Im Vorfeld des Finalspiels um den Deutschen Fußballpokal musste ein Fanfest vorübergehend
evakuiert werden. Am Abend erreichte von Frankreich her ein Gewitterkomplex auch Rheinland-Pfalz und zog bis zum
Morgen des 27. unter Abschwächung über die komplette Nordwesthälfte bis zur Ostseeküste. In dessen Umfeld konnten
verbreitet über 10 mm Regen gemessen werden. Im baden-württembergischen Niederstetten wurden bei einem Gewitter
67 mm Regen registriert. Auch in Frankreich gingen gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter nieder. In nur 6 Stunden
fielen z.B. in Bourges 59 mm.
Unter einem Maximum positiver Vorticity-Advektion intensivierte sich am 27. bei Großbritannien das Tief "Marian".
Es lenkte von Westen her in verstärktem Maße kühlere Atlantikluft nach West- und Mitteleuropa. Die feuchtwarme und
labil geschichtete Luft wurde zunehmend nach Osten abgedrängt, sodass sich am 27. in erster Linie noch in Ostdeutschland
sowie im benachbarten Polen kräftigere Gewitter bildeten (z.B. Cottbus 35 mm, Zielona Gora 33 mm). In Verbindung mit
einer von West nach Ost ziehenden Kaltfront kam es aber auch im Westen noch einmal zu Gewittern, die am Abend auch den
Osten erreichten.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 25. bis 28.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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25.05.2007, 00 UTC |
26.05.2007, 00 UTC |
27.05.2007, 00 UTC |
28.05.2007, 00 UTC |
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 25. bis 28.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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25.05.2007, 00 UTC |
26.05.2007, 00 UTC |
27.05.2007, 00 UTC |
28.05.2007, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Regensummen bis 26.05., 27.05. und 28.05.
(jeweils 06 UTC) sowie die größten gemessenen Spitzenböen am 25.05. und 26.05. (ohne Bergstationen)
in Deutschland (Quelle: DWD, WetterOnline):
Ort |
25./26. |
Wahlen-Kirtorf
Barth Halle Lügde-Paenbruch Osnabrück
Goldberg Soltau Straubing Berlin-Tegel Fritzlar |
53 mm
27 mm 27 mm 25 mm 24 mm 23 mm 23 mm
22 mm 22 mm 20 mm |
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Ort |
26./27. |
Niederstetten
Wernigerode Kassel Lüchow Kl. Feldberg/Taunus
Brocken Wahlen-Kirtorf Wittenberg Bad Marienberg Leinefelde |
67 mm
35 mm 29 mm 24 mm 24 mm 24 mm 22 mm
22 mm 22 mm 20 mm |
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Ort |
27./28. |
Leutkirch-Herlazhofen
Bückeburg Hohenpeißenberg Cottbus Kempten/Durach
Kyritz Klippeneck Neuburg/Donau Dresden/Klotzsche Marnitz |
38 mm
37 mm 36 mm 36 mm 34 mm 31 mm 27 mm
27 mm 27 mm 26 mm |
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Ort |
Böe, 25.05. |
Berlin-Mitte
Ummendorf Berlin-Dahlem Lügde-Paenbruch Kyritz |
119 km/h
97 km/h 90 km/h 86 km/h 86 km/h |
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Ort |
Böe, 26.05. |
Berlin-Mitte
Berlin-Tempelhof Berlin-Dahlem Berus Trier/Petrisberg |
104 km/h
97 km/h 97 km/h 97 km/h 97 km/h |
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Niederschlag
Radaranimation vom 25.05.2007, 09 UTC bis 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe: ca. 500 KB
Quelle: DWD / wetter.com
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Radaranimation vom 26.05.2007, 09 UTC bis 27.05.2007, 03 UTC
in 1h-Schritten / Größe: ca. 670 KB
Quelle: DWD / wetter.com
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Radarbilder vom 27.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
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27.05.2007, 09 UTC |
27.05.2007, 12 UTC |
27.05.2007, 15 UTC |
27.05.2007, 18 UTC |
Satellitenbilder
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24.05., 15:47 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
25.05., 17:02 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
26.05., 16:39 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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27.05., 16:15 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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In Zusammenarbeit mit:
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