Wetterlage und Entwicklung
Nachdem wochenlang nahezu ununterbrochen Hochdruckeinfluss das Wettergeschehen in Mitteleuropa dominierte, stellte sich die
Wetterlage vom 05.05.2007 an grundlegend um. Zunächst verlagerte sich ein hochreichendes Tiefdrucksystem von der Iberischen
Halbinsel über Südfrankreich und Oberitalien nach Osten und beendete mit ergiebigen Regenfällen vor allem südlich der Donau
die seit Anfang April währende Trockenheit. Schließlich erfasste am Nachmittag des 6. ein Tiefausläufer Norddeutschland und
leitete eine lebhafte und abwechslungsreiche Westwetterlage ein, an deren Beginn hohe Niederschlagssummen zum einen und
schwerer Sturm am Ende zum anderen standen.
Am Abend des 6. und in der Nacht zum 7. erreichte die okkludierende Front des aus zwei Zentren bestehenden Tiefdrucksystems
"Carsten" über dem Nordatlantik und vor Südwestnorwegen Norddeutschland mit Regen. In der Höhe war dieser Vorgang mit dem
Übergreifen eines breiten Langwellentroges auf das nördliche und zentrale Europa verbunden. Die Frontalzone verlief von
Neufundland über den mittleren Atlantik, Großbritannien und Norddeutschland hinweg nach Nordosten. Am Boden spiegelte sich
diese in einer von der Okklusionsfront von "Carsten" ausgehenden Luftmassengrenze wider. Ihre Lage parallel zur
Höhenströmung ließen sie zunächst kaum weiter nach Süden vorankommen. Eingelagerte Kurzwellentröge sorgten zudem für die
Bildung kleiner und zumeist flacher Wellentiefs, die an ihr nach Osten abliefen.
Eine erste solche Welle zog am Vormittag des 7. unter Abschwächung über den Norden Deutschlands nach Osten. Ein weiteres,
besser entwickeltes und an einen kurzwelligen Höhentrog gekoppeltes Wellentief ("Dietrich") folgte nur wenige Stunden
später. In den Radarbildern sind beide Störungen als ausgeprägte Niederschlagsmaxima zu erkennen. Bis zum 8., 06 UTC
fielen 24-stündig in einem breiten Streifen südlich der Spur des Tiefkerns von Nordrhein-Westfalen über die nördliche
Mitte bis nach Brandenburg ergiebige Niederschlagsmengen von verbreitet mehr als 20 bis örtlich über 50 mm. Die höchsten
Mengen verzeichneten dabei Braunlage und der benachbarte Brocken im Harz mit 73 bzw. 67 mm. Im nordrhein-westfälischen
Ahaus an der Grenze zur Niederlande waren es 44 mm.
Die nächste Welle wählte am 8. eine südlicher verlaufende Zugbahn. Da der zugehörige kurzwellige Höhentrog sie aber bereits
überlaufen hatte, war kein Entwicklungspotential vorhanden und die Welle querte als sehr flaches Gebilde ohne eigenständigen
Tiefkern am Nachmittag das nördliche Baden-Württemberg und Bayern. Entsprechend verhalten fielen die Windböen aus, die nur
in den Mittelgebirgen und Alpen Beaufort 10 und mehr erreichten. Immerhin kamen bis zum 9., 06 UTC 24-stündig vom Oberrhein
bis zum Bayerischen Wald und südlich davon großflächig zweistellige Niederschlagssummen zusammen. Spitzenreiter war dabei
der Feldberg im Schwarzwald mit 57 mm, gefolgt von Freudenstadt und Landsberg mit 49 bzw. 48 mm. Einige private
Wetterstationen registrierten im Schwarzwald und im Süden Bayerns örtlich sogar über 100 mm Regen, z.B. in
Baiersbronn-Ruhestein, am Mummelsee und in Marktschellenberg.
Die Luftmassengrenze bewegte sich am 9. als Warmfront vorderseitig des Tiefs "Ewald" bei den Britischen Inseln nur langsam
wieder nach Norden. Dies bedeutete weiteren Regen, der sich nach wie vor auf die Gebiete südlich des Mains konzentrierte.
Bis zum 10., 06 UTC gingen in Michelstadt-Vielbrunn im Odenwald 24-stündig 56 mm nieder. Doch auch in Bayern summierten
sich die Niederschläge noch einmal auf bis zu 40 mm (Lechfeld und Landsberg). Da die Böden und Flüsse aufgrund der
Trockenheit in den Wochen zuvor jedoch viel Wasser aufnehmen konnten, beschränkten sich Hochwasser auf örtliche
Überflutungen an kleineren Bächen.
Am 11. stand das vorerst letzte Ereignis dieser meteorologisch interessanten Woche an. An der Kaltfront von Tief "Ewald"
entstand über dem östlichen Atlantik ein Randtief, das den Namen "Ewald II" erhielt. Auf der entwicklungsgünstigen
Vorderseite eines Kurzwellentroges in der Höhe gelegen, verlagerte sich "Ewald II" am 11. unter anfänglicher Intensivierung
zum Ärmelkanal und von dort aus über Schleswig-Holstein hinweg zum Baltikum. Auf seiner Südseite wurden im 850 hPa-Niveau
Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 50 kn analysiert. An zahlreichen Orten in der Mitte und im Süden des Landes
traten Sturm- und schwere Sturm-, vereinzelt auch im Flachland orkanartige Böen auf (Berlin-Mitte 112 km/h). In Karlsruhe
konnten am Vormittag 90 km/h gemessen werden. Stellenweise stürzten hauptsächlich in Nordhrein-Westfalen Bäume um und
behinderten den Straßen- und Schienenverkehr. Einige Streckenabschnitte mussten vorübergehend gesperrt werden. In
Norddeutschland nahe dem Zentrum des Tiefs spielten die Windböen nur eine untergeordnete Rolle. Dafür fielen dort im
Zeitraum vom 11., 06 UTC bis 12., 06 UTC bis zu 23 mm Regen (Marnitz).
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 05. bis 12.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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05.05.2007, 00 UTC |
06.05.2007, 00 UTC |
07.05.2007, 00 UTC |
08.05.2007, 00 UTC |
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09.05.2007, 00 UTC |
10.05.2007, 00 UTC |
11.05.2007, 00 UTC |
12.05.2007, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential, -Temperatur und Bodendruck vom 05. bis 12.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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05.05.2007, 00 UTC |
06.05.2007, 00 UTC |
07.05.2007, 00 UTC |
08.05.2007, 00 UTC |
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09.05.2007, 00 UTC |
10.05.2007, 00 UTC |
11.05.2007, 00 UTC |
12.05.2007, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die jeweils 10 größten gemessenen 24-stündigen Regensummen
in Deutschland vom 08., 09. und 10.05.2007 (jeweils 06 bis 06 UTC)
sowie die 10 höchsten gemessenen Spitzenböen vom 11.05.2007
(Quelle: DWD, WetterOnline):
Ort |
07./08. |
Braunlage
Brocken Ahaus Lügde-Paenbruch Kahler Asten
Münster/Osnabr. Flgh. Schmücke Lüdenscheid Osnabrück Göttingen |
73 mm
67 mm 44 mm 43 mm 43 mm 41 mm 39 mm
36 mm 33 mm 32 mm |
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Ort |
08./09. |
Feldberg/Schw.
Freudenstadt Landsberg Stötten Lechfeld
Chieming Mühldorf München/Stadt Wasserkuppe Altenstadt |
57 mm
49 mm 48 mm 43 mm 41 mm 40 mm 37 mm
36 mm 36 mm 34 mm |
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Ort |
09./10. |
Vielbrunn/Odenwald
Lechfeld Landsberg Fürstenzell Großer Arber
Chieming München/Stadt Neuhütten/Spessart Straubing Freudenstadt |
56 mm
40 mm 40 mm 39 mm 37 mm 37 mm 29 mm
28 mm 26 mm 25 mm |
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Ort |
Böe, 11.05. |
Fichtelberg Brocken
Weinbiet/Pf. Wald Großer Arber Feldberg/Schw. Berlin-Mitte
Lichtenhain/Mittelndorf Wasserkuppe Schmücke Chemnitz |
140 km/h 140 km/h
126 km/h 119 km/h 115 km/h 112 km/h 112 km/h 108 km/h
108 km/h 104 km/h |
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Niederschlag
Radarbilder vom 07. und 08.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
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07.05.2007, 03 UTC |
07.05.2007, 06 UTC |
07.05.2007, 09 UTC |
07.05.2007, 12 UTC |
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07.05.2007, 15 UTC |
07.05.2007, 17 UTC |
07.05.2007, 21 UTC |
08.05.2007, 00 UTC |
Radarbilder vom 08. und 09.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
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08.05.2007, 12 UTC |
08.05.2007, 15 UTC |
08.05.2007, 18 UTC |
08.05.2007, 21 UTC |
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09.05.2007, 00 UTC |
09.05.2007, 03 UTC |
09.05.2007, 06 UTC |
09.05.2007, 09 UTC |
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09.05.2007, 12 UTC |
09.05.2007, 15 UTC |
09.05.2007, 18 UTC |
09.05.2007, 21 UTC |
Satellitenbilder
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05.05., 21:00 UTC, MSG-1 IR
Quelle: B. J. Burton |
06.05., 12:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton |
07.05., 11:52 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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08.05., 13:16 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
09.05., 15:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton |
10.05., 12:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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11.05., 12:49 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
12.05., 12:40 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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In Zusammenarbeit mit:
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