Wetterlage und Entwicklung
Die Serie kräftiger Sturmereignisse in West- und Zentraleuropa reißt nicht ab.
Noch während der Orkan „Kyrill“ am 19.01.2007 – siehe Artikel – mit seinem
Windfeld große Teile Deutschlands beeinflusste, entwickelte sich an dessen
langgezogener und weit nach Westen zurückreichenden Kaltfront über dem östlichen
Atlantik aus einer flachen Wellenstörung das Tief „Lancelot“.
Unter der Vorderseite eines nach Nordosten schwenkenden Höhentroges
fand „Lancelot“ günstige Bedingungen für eine rasche Vertiefung vor.
Die weitere Zugbahn führte am 20. über Schottland und die Nordsee
hinweg nach Südwestnorwegen, wo um 12 UTC mit unter 970 hPa der
tiefste Kerndruck analysiert wurde. Am 21. zog das Tief unter langsamer
Abschwächung über die Ostsee zu den baltischen Staaten. Auf der Rückseite
liefen innerhalb einer lebhaften westnordwestlichen Strömung kurzwellige
Tröge nach Osten ab. Ein besonders markanter Kurzwellentrog, der
sich auch im Bodendruckfeld abbildete, wanderte am 21. über den Norden
und die Mitte Deutschlands ostwärts. Mit ihm verbunden waren zum Teil
kräftige Regen- und Graupelschauer, in deren Umgebung sich der starke
Höhenwind bis zum Boden durchsetzen konnte. Im Bereich eines
weiteren Maximums positiver Vorticity-Advektion im 500 hPa-Niveau bildeten
sich am späten Nachmittag und Abend örtlich sogar kurze Gewitter.
Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatte das Gebiet mit den stärksten Höhenwinden
das Bundesgebiet bereits verlassen, so dass keine heftigen Böen mehr auftraten.
Die Warmfront von „Lancelot“ überquerte bis zum Morgen des 20. mit etwas
Regen von Westen her den Norden und die Mitte des Landes. Im Bereich des
Warmsektors verschärfte sich am Vormittag der Druckgradient und es kam besonders
an den Küsten sowie auf den Bergen zu Sturm- und schweren Sturmböen.
Der Brocken im Harz (1142 m) meldete Orkanböen bis 144 km/h. Die Kaltfront
rückte von Nordwesten nach und erreichte am späten Abend die Alpen. Besonders
in der Nordosthälfte registrierten zahlreiche Stationen Sturmböen, vereinzelt
konnten schwere Sturmböen beobachtet werden (z.B. Potsdam 90 km/h). Im
Südwesten hingegen verzeichneten lediglich das Weinbiet im Pfälzer Wald (557 m), der
Feldberg im Schwarzwald (1493 m) sowie Freudenstadt Böen der Stärke 10.
Hinter der Front beruhigte sich das Wettergeschehen vorübergehend, ehe
zum Morgen des 21. der Südwestwind von Westen her wieder auflebte (z.B. Düsseldorf/Flgh. 97 km/h).
Schwere Sturmböen erfassten zur Mittagszeit die Mitte Deutschlands
(z.B. Göttingen und Leipzig/Schkeuditz je 101 km/h). Bis zum späten
Nachmittag verlagerten sich die größten Windgeschwindigkeiten weiter
nach Osten, wo auch orkanartige Böen gemessen wurden (z.B. Chemnitz 115 km/h,
Lichtenhain/Mittelndorf 108 km/h). In den darauffolgenden Stunden entspannte sich die Lage.
Auch außerhalb Deutschlands traten in Verbindung mit „Lancelot“ verbreitet
schwere Sturm-, an manchen Orten Orkanböen auf. Im südwalisischen Mumbles
blies der Wind in Böen am 20. mit 128 km/h. Stavanger/Sola (Südwest-Norwegen)
brachte es am 21. auf 155 km/h, das belgische Elsenborn ebenfalls am 21. auf 119 km/h.
Über größere Schäden wurde nichts bekannt. Jedoch musste der
Berliner Hauptbahnhof am 21. aus Sicherheitsgründen erneut gesperrt werden,
nachdem bei „Kyrill“ ein Stahlträger auf eine Treppe gestürzt war.
Text: CE, BM
Bodendruckanalysen vom 20. bis 21.1.2007
Quelle: FU Berlin / DWD
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20.1.2007, 00 UTC |
21.1.2007, 00 UTC |
21.1.2007, 12 UTC |
500 hPa-Geopotential und -temperatur vom 20.-21.1.2007
jeweils 00 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
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20.1.2007, 00 UTC |
21.1.2007, 00 UTC |
Windspitzen
Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen vom 20. und 21.1.2007
an einigen deutschen Stationen:
Ort |
Bö, 20.01. |
Brocken Wendelstein
Zugspitze Fichtelberg Großer Arber Meierwik
Helgoland Kiel Feldberg/Schw. |
144 km/h
133 km/h 130 km/h 126 km/h 122 km/h 115 km/h 108 km/h
108 km/h 108 km/h |
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Ort |
Bö, 21.01. |
Brocken
Fichtelberg Zugspitze Chemnitz Feldberg/Schw.
Kap Arkona Meierwik Doberlug Wendelstein |
162 km/h
133 km/h 122 km/h 115 km/h 115 km/h 115 km/h 115 km/h
112 km/h 112 km/h |
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Niederschlag
Radarbilder vom 21.1.2007:
Quelle: DWD
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21.1.2007, 06 UTC |
21.1.2007, 09 UTC |
21.1.2007, 12 UTC |
21.1.2007, 15 UTC |
Satellitenbilder
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19.1.07, 17:18 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
20.1.07, 1:53 UTC, NOAA18 IR
Quelle: B. J. Burton |
20.1.07, 05:30 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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20.1.07, 15:14 UTC, N IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
20.1.07, 11:27 UTC, N VIS
Quelle: DLR |
20.1.07, 09:31 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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