Wetterlage und Entwicklung
Während die erste Juni-Dekade noch von hochreichender Kaltluft und Tiefdruckeinfluss bestimmt wurde, stellte
sich die Großwetterlage zur Monatsmitte hin grundlegend um. Ein kräftiger Hochkeil etablierte sich über
Mittel- und Nordeuropa und wurde durch Tiefdruckaktivität über dem Nordatlantik immer wieder gestützt.
Dadurch konnte sich die Luft rasch erwärmen und hochsommerliches Wetter setzte ein. Dieses Muster erwies sich
als außergewöhnlich persistent und hielt nahezu unverändert bis Ende Juli an. Gelegentlich
durchziehende Gewittertiefs brachten kaum Abkühlung und nur lokal größere Regenmengen.
Es war weniger die Wetterlage an sich, die diese Periode auszeichnete, sondern die sehr stabile und nicht
von den im Sommer oft üblichen Kaltluftvorstößen unterbrochene Konstellation.
Bodendruckanalysen vom 19. bis zum 22.7.2006,
jeweils 00 UTC, sowie 850 hPa-Geopotential und -temperatur vom 19.-22.7.2006:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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19.7.2006, 00 UTC |
20.7.2006, 00 UTC |
21.7.2006, 00 UTC |
22.7.2006, 00 UTC |
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19.7.2006, 00 UTC |
20.7.2006, 00 UTC |
21.7.2006, 00 UTC |
22.7.2006, 00 UTC |
Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer
Schon der Juni 2006 fiel auf dem gesamten Kontinent Europa zu warm aus, meist lagen die
positiven Abweichungen (bezogen auf den Zeitraum 1961-1990)
bei Werten zwischen 1 und 3 K, etwas geringer blieb der Wärmeüberschuss
in Südosteuropa, die größte Abweichung mit mehr als 4 K verzeichnete das Gebiet am nördlichen Ural.
Der Juli 2006 brachte für den gesamten Westen und die Mitte Europas eine weitere Steigerung, überall
lagen die Abweichungen zwischen 2 und 4 K; das Zentrum der positiven Wärmeanomalie
umfasste das Gebiet von den Alpen bis ins südliche Skandinavien sowie Teile Polens und Frankreichs
mit Werten zwischen 4 und 8 K!
Allerdings etablierte sich im Gegensatz zum Vormonat und noch dazu dort, wo zuvor die
größte positive Temperaturabweichung beobachtet worden war, ein großes Gebiet mit zu kühlen Temperaturen:
Der gesamte Osten Europas und das westliche Sibirien
blieben bis 2 K unter ihren langjährigen Vergleichswerten.
In Deutschland betrug der Wärmeüberschuss im Juli 2006 überwiegend 4 bis 6 K, örtlich auch knapp darüber (zB Berlin,
Magdeburg, Aachen +6.1 K), selbst im Küstenbereich gestalteten sich die Monatsmitteltemperaturen
rund 4 K zu warm.
Örtlich lagen die Monatsmitteltemperaturen über 25°C (zB Berlin, Heidelberg), den höchsten Wert
verzeichnete erwartungsgemäß Freiburg im Breisgau mit 25.7°C. Das ist ein Wert, wie
ihn im Mittel zum Beispiel Heraklion auf Kreta zu bieten hat, selbst Rom kommt nur auf 23.7°C.
An den deutschen Küsten herrschten bei Mittelwerten zwischen 20 und 22 Grad Verhältnisse
fast wie an der Adria (Rimini 22.7°C).
Nahezu flächendeckend wurde in Deutschland nicht nur der wärmste Juli seit Aufzeichnungsbeginn
verzeichnet, sondern der wärmste Monat überhaupt registriert; selbst Freiburg überbot
den schon extremen Wert aus dem August 2003 mit 25.5°C noch um 2 Zehntel K.
Die absoluten Höchstwerte reichten im Juli 2006 allerdings nur selten an die
bisherigen Allzeitrekorde heran. Diese datieren weiter aus dem August 2003, als im Südwesten Deutschlands
das Thermometer auf über 40°C kletterte. Gleichwohl
gab es an vielen Stationen neue Monatsrekorde der Tageshöchsttemperatur für den Juli (zB Hamburg).
Am heißesten wurde es am 20.7. in Bernburg an der Saale mit 38.9°C, tags zuvor stand
Kalkar am Niederrhein mit 38.6°C dem nur wenig nach.
In Karlsruhe löste der Juli 2006 mit einem Monatsmittel von 24.8°C den bisherigen
Rekordhalter, den Juli 1994 (24.1°C), ab, und stellte gleichzeitig auch den
August 2003 (24.3°C) als bisher wärmsten Monat in den Schatten.
Der mittlere Tageshöchstwert der Temperatur lag bei 32.1°C, nachts kühlte es im Schnitt auf 18.2°C ab.
Der 27.7. brachte mit 37.2°C die höchste Temperatur des Monats,
am 7. kam das Thermometer nicht über 26.8°C hinaus.
Ein Novum stellt auch die Zahl von 31 Sommertagen in einem Kalendermonat dar; an jedem
Tag des Juli 2006 wurde es wärmer als 25°C.
Insgesamt verzeichnete Karlsruhe vom 23.6. bis zum 2.8.2006 ohne Unterbrechung 41 Sommertage,
und lässt man den kleinen Ausreißer am 22.6 mit "nur" 24.1°C einmal außer Acht,
dauerte die Sommertag-Periode vom 9.6. bis zum 2.8., also 55 Tage!
Höchsttemperaturen von mindestens 30°C, heiße Tage, traten 21 Mal auf,
da konnte der August 2003 noch mit 2 Tagen mehr aufwarten.
Und in 7 Tropennächten sank das Thermometer auch nachts nicht unter 20°C.
Ein ganz anderes Bild hinterließ im Juli 2006 der Niederschlag, nämlich ein Mosaik
aus viel zu nassen und viel zu trockenen Gebieten, die oft nur wenige Kilometer voneinander
entfernt lagen; da zeigt sich der konvektive Charakter des Niederschlags, der ausschließlich
in Form teilweise heftiger Schauer und Gewitter fiel und immer nur lokal auftrat.
Großflächige Niederschlagsgebiete mit Dauerregen fehlten fast vollständig.
Vereinzelt erreichten die Monatsregenmengen mehr als 200 mm (zB Neuhaus am Rennweg 223 mm,
Arnsberg, NRW, 216 mm), anderswo kamen noch nicht einmal 10 mm zusammen (zB Brandenburg (Coschen 2 mm,
Cottbus 5 mm), Sachsen (Dresden 7 mm)). Insgesamt fiel der Monat deutschlandweit viel zu trocken aus,
eine ähnlich große Dürre wie 2003 blieb allerdings aus, damals hatte ja bereits ein extrem trockenes
Frühjahr die späteren Probleme heraufbeschworen und sich zudem noch die 4 trockenheißen Augustwochen
angeschlossen.
Klare Verhältnisse herrschten dagegen beim Sonnenschein. Überall zeigte sich die Sonne
sehr großzügig und bescherte ganz Deutschland einen extrem sonnenscheinreichen Monat.
Als sonnigster Ort tat sich Kap Arkona auf Rügen hervor, mit insgesamt 390 Stunden schien die Sonne
rund 12.6 Stunden täglich. Allerdings konnte der Juli 1994 noch mit ein paar Stunden mehr aufwarten (403 h).
Tagesmaxima und -minima der Temperatur, Tagesmengen des Niederschlags in Karlsruhe
sowie ein Vergleich der Tagesmitteltemperaturen vom 1.6. bis 31.7. der Jahre 2003 und 2006:
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Tmax, Tmin und Niederschlag Juni, Juli 2006 in KA |
Tagesmitteltemperaturen Juli 2003 und 2006 in KA |
Abweichung der Temperatur in den Monaten Juni und Juli 2006 vom Mittel 1961-1990
Quelle: NASA / GISS
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Juni 2006 |
Juli 2006 |
Wetterwerte an der synoptischen Station Karlsruhe, Juli 2006
Daten: DWD
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Satellitenbilder
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5.7.2006, 12:19 UTC, N18 VIS Quelle: B. J. Burton |
19.7., 13:17 UTC, M8V Quelle: B. J. Burton |
20.7., 13:06 UTC, M8V Quelle: B. J. Burton |
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21.7., 12:56 UTC, N18 VIS Quelle: B. J. Burton |
27.7., 11:56 UTC, N18V Quelle: B. J. Burton |
27.7., 13:36 UTC, N18V Quelle: B. J. Burton |
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