Wetterlage und Entwicklung
Die sommerlich warme, zum Teil auch heiße und zwischendurch gewitterträchtige
Witterung der zweiten Junihälfte 2006 setzte sich auch in der ersten Monatshälfte des Juli 2006 fort.
Die Gewittertage zeichneten sich fast alle durch einen
außerordentlich geringen Luftdruckgradienten sowohl am Boden als auch in der Höhe aus.
Die Gewitter verlagerten sich dadurch nur sehr langsam ober blieben sogar stationär,
die Regenmengen waren teilweise beträchtlich.
Gewitter vom 5. bis zum 8.7.2006
Während das Hochdruckgebiet "Zorro" am 5.7.2007 über Südpolen/Ukraine
lag, gelangte Deutschland langsam in den Einflussbereich des flachen Bodentiefs
"Ramona", dessen Gewitterstörungen mit feucht-warmer Luft von Frankreich her ostwärts vorankamen
und Deutschland die ersten Gewitter brachten. Sie entwickelten sich im Tagesverlauf
in der Südwesthälfte des Landes und traten zwischen Alpen und Emsland auf.
Im baden-württembergischen Obersulm-Willsbach in der Nähe von Heilbronn wurde die größte
Regenmenge mit 70.2 mm registriert.
Tags darauf arbeitete sich die Gewitterluft allmählich weiter nordostwärts vor, nur der
äußerste Nordosten des Landes verblieb in trockenerer Luft. Kräftige Gewitter
brachten nun auch in Ostbayern (Straubing 56.6 mm) und in Schleswig-Holstein (Kiel-Holtenau 53.5 mm)
beträchtlichen Regenmengen.
Und auch der 7.7.2007 zeichnete sich örtlich durch sehr große Regenmengen aus.
Zwar gelangte in den Westen etwas kühlere Luft, nichtsdestotrotz blieb es extrem feucht.
Im Osten bildeten sich zahlreiche Gewitter, in den anderen Gebieten gewittrige Schauer,
die nahezu stationär waren. In Karlsruhe beispielsweise brachten die Schauer in der
Summe 76.5 mm, das entspricht mehr als der üblicherweise im gesamten
Monat Juli zu erwartenden Regenmenge und bedeutete die vierthöchste
jemals in Karlsruhe gemessene Tagesmenge seit 1876.
Und an einzelnen nicht vom Deutschen Wetterdienst betriebenen
Stationen im Stadtgebiet kamen sogar 110 mm zusammen!
Gleichzeitig blieb es nur wenige Kilometer entfernt zB in Ettlingen trocken.
Auch in der Hauptstadt Berlin verursachten Regenmengen zwischen 50 und bis über 100 mm teilweise
erhebliche Probleme.
Sonderbetrachtung für den 7.7.2006 von Christian Ehmann
76,5 l/m² binnen weniger Stunden
Tagesrekord in Karlsruhe verfehlt
Am Freitag, 07.07.2006, bildeten sich vorderseitig eines markanten
Höhentroges über Frankreich deutschlandweit zum Teil kräftige Schauer und
Gewitter aus. Eine schwülwarme Luftmasse bestimmte an diesem Tag das
Wettergeschehen, noch zwei Tage zuvor wurden Tageshöchsttemperaturen bis +34
Grad erreicht.
In allen Höhenschichten der Troposphäre waren nur geringe horizontale
Druckgegensätze und damit schwache Winde wirksam. Die entstandenen
Gewitterzellen verlagerten sich somit nur sehr langsam, sodass es an manchen
Orten kräftig und länger anhaltend regnete, während wenige Kilometer
entfernt zum Teil sogar die Sonne schien. Dementsprechend wiesen die
Niederschlagssummen große lokale Unterschiede auf.
An jenem Abend entluden gleich zwei Gewitter ihre nasse Last über dem
Stadtgebiet von Karlsruhe. An der Station des Deutschen Wetterdienstes in
Neureut konnte bis zum Morgen des 08.07. eine 24-stündige Niederschlagsmenge
von 76,5 Litern pro Quadratmeter gemessen werden. Die bisher größte
Tagessumme an dieser Station datiert vom 23.05.1978 mit 88,8 Litern pro
Quadratmeter. An der Station der privaten Firma meteomedia gingen gar 110
Millimeter Regenwasser nieder.
Die enormen Regenmengen blieben nicht ohne Folgen. Die Feuerwehr musste
zahlreiche vollgelaufene Keller auspumpen. Kurzfristig wurden einzelne
Straßen wegen Überflutungen und ausgehobenen Kanaldeckeln gesperrt.
Während in Karlsruhe binnen weniger Stunden die sonst für Juli übliche
Monatsniederschlagsmenge von 70 Millimetern überschritten wurde, fielen im
Umland meist nur wenige Tropfen oder es blieb sogar ganz trocken. Im etwa 10
Kilometer nördlich gelegenen Forschungszentrum Karlsruhe beispielsweise
registrierten die Messbecher lediglich 7 Liter pro Quadratmeter, etwas
südlich von Karlsruhe in Rheinstetten war der Niederschlag kaum messbar.
In Baden-Württemberg verzeichnete von den Stationen des Deutschen
Wetterdienstes bis zum 08.07., 06 UTC nur Stuttgart/Flughafen mit 47
Millimetern eine zumindest in der Größenordnung annähernd hohe
Niederschlagssumme. Bundesweit konnte man Gebiete mit deutlich zweistelligen
Mengen in der Mitte und rund um Berlin ausmachen. So meldeten im gleichen
Zeitraum z.B. Sonneberg-Neufang 72, Bad Hersfeld 70 und Erfurt 63
Millimeter, sowie Berlin-Dahlem 63, Berlin-Tegel 60, Berlin-Mitte 56 und
Potsdam 50 Millimeter.
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 5./6., 6./7., 7./8.7.2006,
jeweils von 06 bis 06 UTC:
Ort |
5./6. |
Obersulm-Willsbach, BW
Wasserkuppe, HE Lienen-Kattenvenne, NRW Freudenstadt, BW Baiersbronn-Mitteltal, BW
Beerfelden, HE Tann/Rhön, HE Sachsenheim, BW |
70.2 mm
53.3 mm 51.9 mm 49.6 mm 49.5 mm 41.8 mm 40.6 mm 39.5 mm |
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Ort |
6./7. |
Straubing, BY
Kiel-Holtenau, SH Kemnath, BY Amberg, BY Bad Mergenthm., BW
Hohenstein, BW Twist, NS Osterhofen, BY |
56.6 mm
53.5 mm 52.9 mm 48.4 mm 44.8 mm 44.4 mm 43.3 mm 42.5 mm |
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Ort |
7./8. |
Karlsruhe, BW
Sonneberg, TH Bad Hersfeld, HE Erfurt, TH Berlin-Dahlem
Uelzen, NS Berlin-Tegel Berlin-Alex. |
76.5 mm
71.6 mm 70.5 mm 63.2 mm 63.2 mm 60.4 mm 60.1 mm 55.9 mm |
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Bodendruckanalysen vom 6. bis zum 8.7.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge vom 5.-7.7.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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6.7.2006, 00 UTC |
7.7.2006, 00 UTC |
8.7.2006, 00 UTC |
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5.7.2006, 00-23 UTC |
6.7.2006, 00-23 UTC |
7.7.2006, 00-23 UTC |
Niederschläge an 3 Stationen in Baden-Württemberg am 7.7.2006
Quelle: HVZ
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Karlsruhe |
Eggenstein |
Ettlingen |
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5.7.2006, 12 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
5.7.2006, 15 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
5.7.2006, 18 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
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6.7.2006, 15 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
Gewitter vom 11. bis zum 14.7.2006
Nur kurze Zeit ließ das Hochdruckgebiet "Axel" keine Gewitter zu,
bereits am 11.7. kam erneut vor einer im Küstenbereich liegenden
Kaltfront des Skandinavientiefs "Ute" aus Südwesten feuchtwarme Luft zu uns.
Größere Gewitterkomplexe entstanden zunächst im Westen, vor der langsam
landeinwärts ziehenden Front schließlich auch weiter im Nordosten.
Einzelne Gewitter entluden sich zudem zwischen Bodensee und Schwarzwald.
Die größte Menge brachte ein Gewitter am Abend in Ihringen am Kaiserstuhl mit 38.1 mm.
Früh schon setzte die Quellwolkenbildung am 12.7.2006 ein, die besonders über den süddeutschen Mittelgebirgen
rasch zu Cumulonimbus-Wolken und somit Gewittern führte. Die ersten Zellen waren schon zur Mittagszeit
ausgereift. In Baden-Württemberg konzentrierten sich die Gewitter auf die Mittelgebirge,
in Bayern entstanden auch über dem Flachland oft Gewitter. Trockene Luft unterdrückte
in der Nordhälfte Deutschlands jegliche Schauer- und Gewitteraktivität.
Am Folgetag kam die Gewitterluft etwas weiter nach Norden voran, so dass nun
auch in der Mitte und teilweise im Osten wieder Gewitter auftraten.
In der extrem feuchten Luft, die sich im Südwesten vielerorts durch Taupunkte um oder über 20°C
auszeichnete, setzte die Gewitterbildung noch früher als tags zuvor ein.
Schon gegen 11 MESZ stand über dem Nordschwarzwald eine ausgereifte
Gewitterzelle.
Die Gewitter in der Mitte Deutschlands schlossen sich am Nachmittag zu einem größeren Komplex zusammen,
der bis zur Nacht Richtung Dresden und Berlin zog und in Axien (Sachsen-Anhalt)
mit 54.6 mm die deutschlandweit größte Regenmenge brachte.
Trocken blieb es vom Rheinland bis nach Rügen und im größten Teil Bayerns.
Mancherorts unruhig verlief auch noch die Nacht zum 14.7.2006.
Zwar klangen die Gewitter zunächst ab, lebten aber in der zweiten Nachthälfte vor allem
im Südwesten wieder kräftig auf. Einzelne Gewitter im Gebiet nördlich und nordöstlich von Karlsruhe
und auf der Schwäbischen Alb ließen bis 40 mm Regen fallen (zB Bretten).
Das Ende der Gewitterlage führte am 14.7.2006 trockene Luft aus Nordosten herbei,
die das Hochdruckgebiet "Bruno" über der Nordsee mit einer kräftigen Strömung
südwestwärts lenkte.
Allerdings gelang es der trockenen Luft noch nicht so ganz, auch im Süden Baden-Württembergs
und Bayerns die feuchtwarmen Luftmassen auszuräumen. Hier bildeten sich erneut Gewitter und in
Mühldorf am Inn fielen 31.2 mm Regen.
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 11./12., 12./13., 13./14.7.2006,
jeweils von 06 bis 06 UTC:
Ort |
11./12. |
Ihringen, BW
Weilerswist, NRW Schlüchtern, HE Mendig, RP Wasserkuppe, HE
Hess.-Lichtenau Wiesbaden, HE Alzey, RP |
38.1 mm
33.9 mm 29.9 mm 26.5 mm 24.6 mm 22.0 mm 21.4 mm 20.3 mm |
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Ort |
12./13. |
Dietenhofen, BY
Markt Erlbach, BY Diedorf/Schw., BY Eisenbach, BW Polsingen, BY
Neuhausen ob Eck, BW Oy-Mittelberg, BY Untergriesbach, BY |
49.7 mm
48.0 mm 47.0 mm 42.8 mm 36.2 mm 34.8 mm 33.6 mm 31.5 mm |
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Ort |
13./14. |
Axien, S-A
Blankenrath, RP Frauenwald, TH Mühlhausen, TH Groß-Gerau, HE
Münzenberg, HE Carlsfeld, Sachsen Wasserkuppe, HE |
54.6 mm
47.2 mm 43.2 mm 37.1 mm 30.9 mm 26.4 mm 25.1 mm 24.2 mm |
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Bodendruckanalysen vom 12. bis zum 14.7.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge vom 11.-13.7.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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12.7.2006, 00 UTC |
13.7.2006, 00 UTC |
14.7.2006, 00 UTC |
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11.7.2006, 00-23 UTC |
12.7.2006, 00-23 UTC |
13.7.2006, 00-23 UTC |
Niederschläge an 2 Stationen in Baden-Württemberg am 13.7.2006
Quelle: HVZ
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Bretten |
Feldberger Hof |
Radarbilder vom 12., 13., 14.7.2006,
Quelle: radar-info, wetter.com
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12.7.2006, 11 UTC |
12.7.2006, 13 UTC |
12.7.2006, 15 UTC |
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13.7.2006, 13 UTC |
13.7.2006, 16 UTC |
13.7.2006, 19 UTC |
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Reflektivität,14.7.2006, 1:20 MESZ |
Regenrate, 14.7.2006, 1:20 MESZ |
Regenrate, 14.7.2006, 1:40 MESZ |
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11.7.2006, 12:58 UTC, N18 VIS Quelle: B. J. Burton |
11.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS Quelle: B. J. Burton |
11.7.2006, 18 UTC, MET8 VIS Quelle: B. J. Burton |
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12.7.06, 12:48 UTC, N18 V Quelle: B. J. Burton |
12.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS Quelle: B. J. Burton |
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13.7.06, 12:38 UTC, N18 V Quelle: B. J. Burton |
13.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS Quelle: B. J. Burton |
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14.7.06, 12:28 UTC, N18 V Quelle: B. J. Burton |
14.7.2006, 16:56 UTC, N15 VIS Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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