Wetterlage und Entwicklung
Nach einer ungewöhnlich kalten ersten Monatshälfte gestaltete sich der Juni 2006
in seiner zweiten Hälfte sehr warm, insgesamt verzeichnete der Monat
am Ende einen Wärmeüberschuss von deutschlandweit 0.5 bis 2.5 K.
Häufig gelangte aus Südwesten auch feuchte Luft nach Deutschland, in der sich
zahlreiche, teilweise sogar unwetterartige Gewitter mit hühnereigroßen
Hagelkörnern entwickelten. Gleichwohl fiel der Monat im Flächenmittel
deutlich zu trocken aus.
Gewitter am 16.6.2006
Am 16.6.2006, 00 UTC, lag über der Deutschen Bucht ein kleines
Tiefdruckgebiet, "Ortrun", besonders in der Höhe
war es gut ausgebildet. Es lenkte in den Westen und Südwesten des Landes
bereits kühle Luft, in der sich kaum oder keine Schauer oder Gewitter bildeten.
Anders im Osten: Hier induzierte der Höhenwirbel auf seiner Vorderseite in feuchtwarmer Luft -
die Temperaturen
im 850 hPa-Niveau lagen über 15°C - am Nachmittag und Abend
Gewitter. Ein besonders kräftige Gewitterzelle zog über das Stadtgebiet
von Leipzig hinweg
und hinterließ dort Millionenschäden. In einem räumlich sehr begrenzten Gebiet
fiel Hagel mit Korngrößen von 5 Zentimetern. Nur wenige Kilometer weiter
war von dem Unwetter kaum etwas zu merken.
Das Stellitenbild lässt die Wirbelstruktur des Höhentiefs über dem Nordwesten Deutschlands
gut erkennen, gleichzeitig entstehen im Bereich Thüringer Wald - Erzgebirge die ersten Gewitterzellen.
Bodendruckanalyse, 850 hPa-Temperatur
vom 16.6.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 16.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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16.6.2006, 00 UTC |
16.6.2006, 00 UTC |
16.6.2006, 00-23 UTC |
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16.6.2006, 12:13 UTC, N18, VIS Quelle: B. J. Burton |
Gewitter am 19.6.2006
Gewitterträchtige Luftmassen aus Südwesten gelangten erneut nach Deutschland, als
am 19.6.2006 im Vorfeld des ehemaligen Tropensturms "Alberto", der sich von den Britischen Inseln
Richtung Südnorwegen verlagerte, ein kleines und flaches Tief von Frankreich nach Deutschland zog.
Im ganzen Land enstanden Schauer und Gewitter, die zum Teil auch wieder kräftig waren.
Bodendruckanalysen,
vom 19. und 20.6.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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19.6.2006, 00 UTC |
20.6.2006, 00 UTC |
19.6.2006, 00-23 UTC |
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19.6.2006, 16:44 UTC, N15, VIS Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
Gewitter am 21. und 22..6.2006
Am 21.6.2006, 00 UTC, lag ein Sturmtief, "Philodora", mit einem Kerndurck
von unter 980 hPa mit seinem Zentrum bei Schottland. Es zog an den beiden Folgetagen
ins nördliche Norwegen und überdeckte ganz Nordeuropa.
Über dem Südosten Deutschland trennte am 21.6.2006 noch die Kaltfront von "ex-Alberto" schwül-warme von
etwas kühleren Luftmassen im Nordwesten. Während die Kaltfront von "Philodora"
dem Nordwesten Deutschlands stratiforme Bewölkung und leichten Regen brachte,
lebte entlang der Luftmassengrenze im Südosten die Schauer- und Gewittertätigkeit
im Tagesverlauf wieder auf; Schauer und Gewitter entwickelten sich vom südlichen Baden-Württemberg
bis zur Oder. Gegen Abend kamen von den Alpen her intensive, teilweise unwetterartige Gewitter auf,
die sich über Südbayern zu einem großen Komplex zusammenschlossen. Dieser zog bis zur Nacht langsam
nordostwärts. Die größten Niederschlagsmengen traten dann auch in Bayern auf und erreichten
mit 64 mm in Lechfeld südlich von Augsburg ihren größten Wert.
Tags darauf floss nach fast ganz Deutschland kühlere und trockenere Luft ein, die unter den
Einfluss des nachrückenden Hochs "Yves" geriet. Im Alpenbereich allerdings blieb
die Kaltfront "Philodoras" nahezu stationär, hier konnte die Gewitterluft nicht ausgeräumt werden.
Die Folge waren erneut Gewitter im äußersten Südosten Bayerns; dieses Mal erreichten die Regenmengen
in Siegsdorf sogar 88.6 mm.
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 21. auf den 22.6.2006 und vom 22. auf den 23.6.2006
jeweils von 06 bis 06 UTC:
Ort |
21./22.6. |
Lechfeld, BY
Nandlstadt, BY Neuburg-Kammel, BY Hagelstadt, BY Hohenthann, BY
Diedorf/Schwaben, BY |
64.8 mm
62.8 mm 55.8 mm 55.6 mm 50.8 mm 50.7 mm |
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Ort |
22./23.6. |
Siegsdorf-Höll, BY
Kreuth-Glashütte, BY Irschenberg, BY Inzell, BY
Teisendorf, BY Marktschellenberg, BY |
88.6 mm
62.8 mm 46.8 mm 40.2 mm 37.9 mm 35.2 mm |
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Bodendruckanalysen,
vom 21. bis zum 23.6.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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21.6.2006, 00 UTC |
22.6.2006, 00 UTC |
23.6.2006, 00 UTC |
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21.6.2006, 00 UTC |
22.6.2006, 00 UTC |
21.6.2006, 00-23 UTC |
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21.6.2006, 11:22 UTC, N18, VIS Quelle: B. J. Burton |
21.6.2006, 16:08 UTC, N12, VIS Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
22.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
Gewitter am 25 und 26.6.2006
Das Hochdruckgebiet "Yves" verlagerte sich in den Ostseeraum und verlor seinen
Einfluss in Deutschland. Mit einer vor allem in der Höhe kräftigen
südwestlichen Strömung strömte sehr warme und zunehmend feuchte Luft zu uns.
Die Temperaturen stiegen auf die in diesem Jahr bislang höchsten Werte, in Karlsruhe
wurden 35.2°C erreicht. Von Frankreich näherte sich das Tief "Queenie",
aber es dauerte bis zum Nachmittag, bevor in Deutschland die ersten
Gewitter auftauchten. Um 14 Uhr MESZ hatten sich die großen Gewitterkomplexe zunächst über Ostfrankreich und
Luxemburg gebildet und zogen dann in die Eifel. Kurz danach bildeten sich im gesamten Westen und Südwesten
fast überall heftige Gewitter, die sich teils vor der eindringenden Kaltfront "Queenies", teils
an ihr bildeten. Es gewitterte schließlich von Baden-Württemberg bis nach Hamburg,
der Osten blieb zunächst noch ausgespart; hier lagerte noch die trockenere Luft von "Yves".
Stellenweise fiel Hagel und in kurzer Zeit große Regenmengen bis über 40 mm.
Zudem traten örtlich orkanartigen Böen auf (zB Karlsruhe und Colmar je 115 km/h),
es kam zu Überflutungen und Sturmschäden.
Am Folgetag hatte sich "Queenie" Richtung Ostsee verlagert und in den größten Teil Deutschlands
trockenere und kühlere Luft gelenkt. Nur im äußersten Nordosten und Südosten bildeten sich in der hier
noch verbliebenen schwülwarmen Luft Gewitter, die in Untergriesbach (Bayern) 45, auf Rügen bis 17 mm brachten.
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 21. auf den 22.6.2006 und vom 22. auf den 23.6.2006
jeweils von 06 bis 06 UTC:
Ort |
25./26.6. |
Kirchdorf /Kr. Diepholz, NS
Sontra/Hessen Hess.-Lichtenau Karlsruhe Mittelnkirchen, NS
Verden/Aller, NS |
43.3 mm
42.7 mm 42.2 mm 41.4 mm 41.1 mm 40.4 mm |
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Ort |
26./27.6. |
Untergriesbach, BY
Kreuth-Glashütte, BY Grainet, BY Arkona, MV
Steinhagen, MV Groß-Kiesow, MV |
45.4 mm
29.6 mm 21.2 mm 17.0 mm 14.4 mm 14.2 mm |
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Niederschläge an 3 Stationen in Baden-Württemberg
Quelle: HVZ
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Ettlingen |
Germersheim |
Baden-Baden |
Radarbilder vom 25.6.2006,
Quelle: wetter.com
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25.6.2006, 18 MESZ |
25.6.2006, 20 MESZ |
25.6.2006, 22 MESZ |
Bodendruckanalysen,
vom 25. bis zum 27.6.2006,
jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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25.6.2006, 00 UTC |
26.6.2006, 00 UTC |
27.6.2006, 00 UTC |
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25.6.2006, 00 UTC |
26.6.2006, 00 UTC |
25.6.2006, 00-23 UTC |
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25.6.2006, 12:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
25.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
25.6.2006, 18:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
Gewitter am 27., 28. und 29.6.2006
Die Kaltfront und Luftmassengrenze des Tiefdruckgebietes "Queenie" blieb nur kurz
im Alpenraum stationär, schon bald wurde sie rückläufig und mit ihr
konnten erneut die schwül-warmen Luftmassen nordwärts Platz greifen.
Bereits am Vormittag des 27.6. erreichten erste Gewitter von Frankreich her den Oberrhein,
sie fielen aber noch nicht sonderlich spektakulär aus.
Im Laufe des Tages zog das Gewittergebiet nordostwärts in
die Mitte des Landes,
am Nachmittag formierte sich von Thüringen bis nach Oberbayern eine
Gewitterlinie, in der teilweise Unwetter eingelagert waren. Diese zogen am Abend
und in der Nacht nach Österreich, Tschechien und Sachsen. Örtlich fielen Regenmengen
zwischen 30 und 50 mm.
Während der 28.6. zunächst ereignisarm verlief, traten am frühen Abend in Baden-Württemberg
doch noch Unwetter auf; besonders heftig tobten sie im
Kinzigtal/Schwarzwald und von Villingen-Schwenningen bis nach Trossingen.
Hühnereigroße Hagelkörner fielen vom Himmel und richteten einen Millionenschaden an, zahlreiche
Menschen wurden verletzt, in Haslach im Kinzigtal ertrank ein Mann.
Auch in zweiten Nachthälfte (29.6.) lebte die Gewitteraktivität
in Rheinland-Pfalz und im
nordwestlichen Baden-Württemberg wieder kräftig auf, bei nur geringen
Verlagerungsgeschwindigkeiten konnten die Gewitter enorme Niederschlagsmengen
bringen: In Heidelberg fielen fast 40 mm, eine Gewitterzelle über Wörth am Rhein
ließ gar über 80 mm innerhalb weniger Stunden
vom Himmel fallen, wenige Kilometer weiter in Karlsruhe kamen nur unbedeutenden Mengen zusammen.
Auch am 29.6. bildeten sich am Nachmittag südlich von Main und Mosel wieder kräftige Gewitter.
Ein von Frankreich hereinschwenkender Höhentrog sorgte zudem für großräumige
Hebung, so dass sich Gewitter teilweise zu ausgedehnten Komplexen zusammenschlossen und
große Regenmengen erzeugten. Besonders betroffen waren das östliche Bayern, Tschechien und Ungarn.
Während Sonnen (Bayern) knapp 70 mm verzeichnete, waren es in Tschechien teilweise mehr als 100 mm
(zB Ceske Budejovice (Budweis), 107 mm).
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 27. bis zum 30.6.2006
jeweils 24-stündig von 06 bis 06 UTC:
Ort |
27./28.6. |
Dippolsdiswalde, Sachsen
Sachsenheim, BW Dresden-Hosterwitz Thalmässing, BY Marktschellenberg, BY
Markt Erlbach, BY |
46.7 mm
45.8 mm 42.6 mm 31.7 mm 30.6 mm 28.7 mm |
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Ort |
28./29.6. |
Sigmaringen
Heidelberg Elztal, BW Teisendorf, BY
Eppingen, BW Roth, BY |
42.6 mm
38.8 mm 37.9 mm 37.4 mm 35.9 mm 35.8 mm |
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Ort |
29./30.6. |
Sonnen, BY
Freihung, BY Zwiesel, BY Hohenpeißenberg, BY Großer Arber, BY
Plech, BY |
68.8 mm
66.1 mm 56.4 mm 55.3 mm 54.7 mm 51.7 mm |
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Ort |
29./30.6. |
Kostelni Myslova, Tschechien
Ceske Budejovice, Tschechien Temelin, Tschechien Vezprem, Ungarn
Kleinzicken, Öst. Churanov, Tschechien |
117.5 mm
107.2 mm 75.2 mm 72.6 mm 75.0 mm 66.1 mm |
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Niederschläge an 2 Stationen in Baden-Württemberg
Quelle: HVZ
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Wörth am Rhein, RP |
Karlsruhe Nordwest |
Radarbilder vom 27., 28. und 29.6.2006,
Quelle: wetter.com
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27.6.2006, 10:45 MESZ |
27.6.2006, 16:00 MESZ |
27.6.2006, 19:00 MESZ |
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28.6.2006, 18:45 MESZ
Gewitter Haslach/Kinzigtal |
28.6.2006, 19:15 MESZ
Hagel Villingen-Schw. |
29.6.2006, 2:45 MESZ |
29.6.2006, 3:45 MESZ |
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29.6.2006, 14:00 MESZ |
29.6.2006, 16:00 MESZ |
29.6.2006, 18:00 MESZ |
29.6.2006, 20:00 MESZ |
Bodendruckanalysen,
vom 27. bis zum 29.6.2006,
jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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27.6.2006, 00 UTC |
28.6.2006, 00 UTC |
29.6.2006, 00 UTC |
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27.6.2006, 00 UTC |
28.6.2006, 00 UTC |
29.6.2006, 00 UTC |
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27.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
27.6.2006, 16:54 UTC, NOAA15 VIS Quelle:Geog. Inst., Uni Bern |
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28.6.2006, 18:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
28.6.2006, 21:00 UTC, MET8, VIS Quelle: B. J. Burton |
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29.6.2006, 11:40 UTC, NOAA18 VIS Quelle: B. J. Burton |
29.6.2006, 15:00 UTC, MET8 VIS Quelle: B. J. Burton |
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