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Mittwoch, 7. Juni 2006, 15:00 MESZ
Verfrühte Schafskälte Mitteleuropa 29.5.-7.6.2006 Satellitenbild: 2.6.2006, 9:28 UTC, NOAA 14 VIS Quelle: M. Wienzek |
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Wetterlage und Entwicklung Fast zwei Wochen dauerte eine Kälteperiode, die in Mitteleuropa Ende Mai/Anfang Juni 2006 in den Niederungen noch einmal verbreitet Bodenfrost, mancherorts sogar Luftfrost brachte - die Temperaturen lagen sowohl in der Höhe als auch in Bodennähe durchaus im Bereich der bisherigen Rekorde. Die oft erst Mitte Juni zu erwartende Schafskälte trat somit in diesem Jahr etwa 2 Wochen früher ein. Kaltluft im Frühjahr kann nur aus Norden nach Mitteleuropa gelangen, und dazu bedarf es eines Hochdruckgebietes über dem Ostatlantik/Großbritannien und einem Tiefdruckgebiet über Skandinavien/Nordosteuropa. Je kräftiger die Druckgebilde, desto intensiver der Luftmassentransport. In der Höhe strömt dabei sehr kalte Luft aus dem Polargebiet im Bereich eines mächtigen Höhentroges weit nach Süden, und nicht selten gelangt diese bis ins zentrale Mittelmeer und bis nach Nordafrika. Am 29.5.2006, 00 UTC, erstreckte sich das Hoch "Ulrich" von den Azoren über Island hinaus bis nach Jan Mayen, ihm gegenüber standen über dem Baltikum und Finnland die Tiefs "Jekaterina" und "Kordula". Zwischen beiden Druckgebieten setzte aus Norden die Zufuhr hochreichender Kaltluft aus Norden ein, 24 Stunden später hatte sie bereits die Alpen erreicht und initiierte südlich der Alpen eine neue Tiefdruckentwicklung, aus der das Tief "Lella" hervorging. "Lella" zog während der darauffolgenden Tage entsprechend der Höhenströmung, die der Höhentrog vorgab, zunächst nach Osten, dann nach Norden und erreichte schließlich Finnland, wo es die beiden zuvor erwähnten Tiefs ablöste. "Lella" sorgte zB in La Chiappa auf Korsika am 31.5.2006 für 62 mm Regen, in Zavizan in Kroatien fielen gar 109 mm innerhalb von 12 Stunden. Auch danach herrschte im Bereich der Kaltluft im zentralen Mittelmeerraum und über dem Balkan rege Tiefdrucktätigkeit, die rund um Italien weitere Schauer und Gewitter brachte. Auf der Vorderseite wurde allerdings Warmluft aus dem östlichen Mittelmeergebiet in die Zirkulation mit einbezogen, sie führte im östlichen Alpenraum zu anhaltenden Niederschlägen, die oberhalb von 1400 bis 1800 Meter als Schnee fielen. Teilweise gab es in Österreich mehr als 1 Meter Neuschnee, Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich meldete vom 2. auf den 3.6.2006 eine Niederschlagsmenge von 88 mm. Auch von Nordwesten gelangte um das riesige Großbritannien-Hoch "Ulrich" herum zwischendurch etwas wärmere Luft nach Deutschland, bevor am 4.6. ein neuer Schwall Kaltluft den Weg nach Mitteleuropa fand. Die kalte Episode dauerte bis zum 7.6.2006, erst dann wurde durch die Ostwärtsverlagerung des Hochs der Weg für die Kaltluft aus Norden versperrt und die Luft konnte sich langsam erwärmen. In Deutschland traten im Zeitrum vom 29.5. bis zum 7.6.2006 an einigen Stationen auch im Flachland Luftfröste auf (zB Bad Muskau oder Holzdorf), Bodenfrost wurde verbreitet bis -5 Grad (Carlsfeld) gemessen, Lechfeld meldete am 7.6. -3°C. Für zwei Stationen bedeuteten die nächtlichen Tiefsttemperaturen sogar neue Rekorde für die 1. Junidekade: Oschatz (1.5°C) und Manschnow im Oderbruch (1.9°C). Allerdings reicht bei beiden Stationen die Messreihe noch nicht sehr weit zurück (1991 bzw 1993). In Deutschland verhinderten zumeist Wolken eine längere nächtliche Abkühlung, so dass die Rekorde nicht fielen. Dass die Luftmasse aber eine Temperatur am unteren Ende des für die Jahreszeit möglichen aufwies, zeigt die Messung auf dem Wendelstein (seit 1951), der seinen bisherigen Dekadenrekord aus dem Jahre 1962 am 2.6. mit -4.5°C nur um 2 Zehntelgrad verfehlte. Besonders markant gestaltete sich der Luftmassenwechsel und Kaltlufteinbruch am 29.5.2006 in der Schweiz. Es kam zu heftigem Regen, der sich bis zu 90 mm summierte (Einsiedeln). Der Temperaturrückgang betrug in allen Höhen 11 bis 14 K, stellenweise sogar 16K. In der Nacht zum 31.5.2006 fiel bis in Lagen von 600 Meter herab Schnee und sorgte am Morgen für eine geschlossene Decke (zB Meiringen im Haslital 2 cm). Auch in Süddeutschland lag gebietsweise in Lagen oberhalb von 700 Metern Schnee (zB Villingen-Schwenningen 2cm), in Breitnau im Südschwarzwald waren es auf 1000 Metern bereits 23 cm. Siehe auch Artikel von meteoschweiz.
Temperatur
Nachstehend gemessene Tiefsttemperaturen in Deutschland vom 29.5. bis zum 7.6.2006.
Schneehöhen
Nachstehend gemessene Schneehöhen in Deutschland vom 29.5. bis zum 6.6.2006, jeweils zu Morgentermin:
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