Wetterlage und Entwicklung
Kräftige Westlagen, mit der in rascher Folge Tiefdruckgebiete von West nach Ost
über den Atlantik, Nord- und das nördliche Mitteleuropa hinwegrauschen, sind in diesem
Herbst und Winter bislang kaum aufgetreten; bei solchen Lagen entwickeln sich gelegentlich auch
Orkantiefs, die dann Nordwest- und Mitteleuropa Sturm bringen.
Und auch "Dorian" gelangte nicht mit einer Westströmung zu uns, sondern entstand am Rande
eines Zentraltiefs über Skandinavien. Als Welle am 15.122005 noch nördlich von Schottland gelegen,
zog das Tief unter kräftiger Intensivierung über die Nordsee hinweg rasch nach Südosten.
Am 16.12.2005, 12 UTC, konnte das Tiefzentrum östlich von Berlin
an der Oder analysiert werden, der Druck im Zentrum betrug zu diesem Zeitpunkt unter 973 hPa.
Anschließend zog "Dorian" zunächst weiter südostwärts, gesteuert durch den umfangreichen
Höhentrog über Osteuropa, um schließlich den Weg nach Nordosten und schließlich Norden einzuschlagen
und sich dem nordosteuropäischen Zentraltief anzugliedern.
"Dorian" sorgte in Deutschland verbreitet für Sturm, selbst im Flachland traten vereinzelt Orkanböen auf (zB
Ummendorf in Sachsen-Anhalt, 119 km/h).
das Sturmfeld erfasste nahezu das gesamte Land, die höchsten Windgeschwindigkeiten
traten auf den Bergen im Warmsektor und mit Passage der Kaltfront auf; sie überquerte etwa zur
Mittagszeit die Mainlinie, die Druckdifferenz zwischen dem Oderbruch und dem Markgräfler Land
betrug da rund 40 hPa!
Der Wendelstein registrierte mit 180 km/h die größte Bö gefolgt vom Fichtelberg im Erzgebirge
mit 176 km/h, hier blies der Wind um 12 UTC im Mittel (!) mit 119 km/h. Auch über die Berge im
benachbarten Ausland fegte der Sturm mit Orkanstärke hinweg (zB Feuerkogel 169 km/h),
in Wien traten 126 km/h auf.
Vergleichsweise windschwach blieb es unmittelbar nördlich und östlich des Tiefkerns
in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns. Dafür konnte hierhin die Warmluft nicht vordringen
und es schneite anhaltend.
Sonst stieg im geöffneten Warmsektor des Tiefs besonders in der Mitte Deutschlands
das Thermometer kurzzeitig bis über
10 Grad (zB Mendig 10.4°C).
Bestens ausgeprägt präsentierte sich anschließend die Kaltfront, die neben der abrupten Änderung der
Windrichtung auch mit heftigen Niederschlägen, zum Teil als Graupel, und hier
und da mit Blitz und Donner einherging.
Die Satellitenbilder des 16.12. zeigen eine ausgeprägte Leewirkung der
norwegischen Gebirge, Dänemark und in Deutschland ein breiter Streifen
etwa entlang der Elbe blieben nahezu wolkenfrei. Zudem lassen die Bilder vor der Westküste Norwegens
einige Polarwirbel erkennen. Am 18.12. schließlich tritt die markante und riesige Wolkenspirale
"Dorians" über Osteuropa eindrucksvoll in Erscheinung.
Bodendruck am 16.12.2005:
Quelle: metoffice.com, Wetterzentrale
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16.12.2005, 00 UTC
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16.12.2005, 12 UTC
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16.12.2005, 18 UTC
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17.12.2005, 00 UTC
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Wind
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Spitzenböen am 16.12.2005:
Ort |
Bö |
Wendelstein Fichtelberg
Feuerkogel (Österreich, 1621 m) Brocken Milesovka (Tschech. Rep., 836 m)
Zugspitze LT Alte Weser Hohenpeißenberg Helgoland
Feldberg/Schw. Wien Schleiz
Ummendorf Stötten Lichtenhain-Mittelndorf Wasserkuppe
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180 km/h
176 km/h 169 km/h 161 km/h 161 km/h 141 km/h 137 km/h
137 km/h 133 km/h 130 km/h 126 km/h 122 km/h
119 km/h 119 km/h 119 km/h 119 km/h |
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16.12.05, 12:00 UTC, MET 8 VIS
Quelle: Eumetsat |
16.12.05, 13:01 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
16.12.05, 14:52 UTC, N12 IR
Quelle: B. J. Burton |
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15.12.05, 15:07 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
16.12.05, 4:18 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
16.12.05, 14:43 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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17.12.05, 4:34 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
17.12.05, 9:17 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
18.12.05, 4:09 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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