Wetterlage und Entwicklung
Ungewöhnlich heftige Schneefälle gingen am 25. und 26.11.2005 in Teilen West-
und Mitteleuropas nieder.
Noch am 23.11. beherrschte einen umfangreiche Hochdruckzone, bestehend aus
"Xandra" und "Yrsa", weite Teile Europas,
doch schon einen Tag später zog sich der Westteil, "Xandra", auf den Atlantik zurück,
während sich "Yrsa" nach Osten verlagerte. Der Weg für hochreichende, arktische Kaltluft aus Norden
wurde frei. Sie stieß in einem Höhentrog ab dem 24.11. über Mitteleuropa nach Süden vor und nahm
am 25.11. einen bereits seit einiger Zeit im Mittelmeerraum liegenden Höhenwirbel auf. Die
Kaltluft überflutete nahezu ganz Europa und selbst das nördliche Afrika.
Bei Temperaturen von teilweise unter -40°C im 500-hPa-Niveau über der südlichen Nordsee
erreichte auch das Geopotential außerordentlich tiefe Werte. Am Boden zog das zugehörige
Tiefdruckgebiet "Thorsten" unter rascher Intensivierung vom Nordmeer südwärts und wurde
mit seinem Zentrum an der südlichen Nordseeküste stationär.
Die erste Kaltfront bzw. Okklusion überquerte in der Nacht vom 24. auf den 25.11.
Deutschland von Nordwesten her. Sie brachte in Nordwestdeutschland zunächst Regen, der sich
landeinwärts aber zunehmend in Schnee verwandelte. Allerdings blieben die Niederschlagsmengen
weit hinter den Erwartungen zurück, die Front wurde auf ihrem Weg nach Südosten rasch
schwächer. Größere Schneefälle traten nur in den westlichen Mittelgebirgen
und in Frankfurt/Main (10 cm) auf.
Anders am Folgetag: Ein kleines, aber intensives Hebungs-, Wolken- und Niederschlagsgebiet,
das mit der sich um das Tiefdruckzentrum herumwickelnden Okklusion in Verbindung stand
und feuchte Nordseeluft in die Zirkulation mit einbezog,
brachte ab dem Abend vom 25. auf den 26.11.2005 in Nordwestdeutschland
heftige Schneefälle. Besonders betroffen waren das Münsterland, das südliche Emsland,
das nördliche Ruhrgebiet und der Nordwestabhang des Sauerlandes. Selbst in tiefen
Lagen fielen bis zu 40 cm Schnee (Wuppertal), Rheine meldete 28 cm, der Flughafen
Münster/Osnabrück 25 cm. Viele Zentimeter nassen Schnees erzeugen eine enorme Schneelast,
die besonders den Überlandleitungen zu schaffen machte.
Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt ließen den Schnee an den Leitungen und auf den Masten festfrieren
und verhinderten ein Herunterfallen. Kräftige Windböen bis über 50 km/h erzeugten
zusätzliche Zugkräfte, denen schließlich die Masten nicht mehr standhielten und
umknickten. Tagelange Stromausfälle (zB Ochtrup) waren die Folge.
Selbst Tage später (1.12.) und trotz der in der Zwischenzeit deutlich positiven
Temperaturen zeigt das letzte Satellitenbild noch immer die Schneesignatur des
am stärksten betroffenen Gebietes im Osten Hollands und im Nordwesten Deutschlands.
Heftige Schneefälle, größere Behinderungen und Schneebruch gab es auch in Cornwall
und in der Bretagne.
Besonders an der Westflanke des Tiefdruckgebietes herrschte im Bereich der
südwärts rauschenden Kaltluft eine starker Druckgradient; von
Schottland über Irland bis nach Nordfrankreich und nach Benelux wurden Orkanböen bis 178 km/h verzeichnet.
Bodendruck und 500 hPa-Geopotential
vom 22. bis zum 25.11.2005,
jeweils 00 UTC:
Quelle: metoffice.com, Wetterzentrale
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24.11.2005, 00 UTC
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25.11.2005, 00 UTC
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26.11.2005, 00 UTC
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27.11.2005, 00 UTC
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24.11.2005, 00 UTC
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25.11.2005, 00 UTC
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26.11.2005, 00 UTC
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27.11.2005, 00 UTC
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Wind und Schneehöhen
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Spitzenböen vom 25. bis zum 27.11.2005 sowie
die maximalen Schneehöhen einiger Stationen:
Ort |
Bö |
Akraberg/Faröer North Rona
Sule Skerry Kirkwall Malin Head (Irland) Wick
Lossiemouth Dieppe (Frankreich) Ijmuiden (Niederlande) Brocken (Deutschland) |
141 km/h
178 km/h 124 km/h 117 km/h 130 km/h 120 km/h 117 km/h
115 km/h 141 km/h 133 km/h |
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Ort |
Schneehöhe |
Kalkar Essen
Münster/Osnabrück Bückeburg Bad Salzuflen Rheine Frankfurt-Flugh.
Beauvechain (Belgien) Paris (Frankreich) |
13 cm
22 cm 25 cm 20 cm 12 cm 28 cm 10 cm 11 cm 2 cm |
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25.11.05, 13:13 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
25.11.05, 13:13 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
26.11.05, 13:03 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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25.11.05, 15:05 UTC, N12 VIS
Quelle: L. Hamilton |
24.11.05, 11:23 UTC, N17 VIS
Quelle: L. Hamilton |
1.12.05, 12:12 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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