Wetterlage und Entwicklung
Die letzte Oktoberwoche 2005 brachte Mittel- und Nordeuropa einen ungewöhnlich milden
Witterungsabschnitt, an etlichen Stationen in Deutschland traten neue Rekorde der Tageshöchsttemperatur
in der dritten Oktoberdekade (21.-31.10.) auf.
Am 26.10. sorgten zunächst noch Tiefdruckgebiete ("Innocentius" und "Heido")
über dem östlichen Nordatlantik und Südskandinavien zusammen mit hohem Druck
über den Alpen und dem Mittelmeergebiet ("Sabine") für eine südwestliche Strömung
in Mitteleuropa, mit der zwar schon recht milde aber noch wolkenreiche Luft herangeführt wurde.
Tags darauf gelangte dann hinter der Warmfront im breiten Warmsektor des Tiefdruckgebietes
"Innocentius" noch wärmere und zunehmend trockene Luft nach Deutschland.
Die ersten Rekorde fielen, besondere Erwähnung verdienen die 10.0°C auf der Zugspitze, deren
bisheriger Rekord in der über hundertjährigen Messreihe von 9.0°C gleich um 1K überboten wurde.
Aber auch im Norden wurde zB auf Norderney erstmals die 20°C-Marke überschritten (20.1°C).
Bis zum 28.10. etablierte sich von Marokko bis nach Skandinavien eine Tiefdruckrinne, gleichzeitig
überdeckten Hochdruckgebiete ("Sabine" und "Traudl") das Gebiet von Libyen bis nach Westrussland.
Diese Konstellation erwies sich als sehr stabil, Deutschland lag an der Südwestflanke des
Hochdruckgebietes in einer warmen süd- bis südwestlichen
Strömung, atlantische Störungen kamen nur bis Frankreich.
Die Temperaturen im 850 hPa-Niveau lagen teilweise über 15°C!
Erst als das riesige osteuropäische Hoch "Traudl" in seinem Westteil
sich abschwächte, gelang es den Fronten des ehemaligen Hurrikans "Wilma",
am 1.11. mit Wolken und Niederschlägen nach Deutschland vorzudringen und das
stabile, fast noch spätsommerliche Wetter zu beenden.
Die höchsten Temperaturen wurden vorwiegend am 27., 28., und 29.10., vereinzelt auch noch am 30.10.
registriert, bisherige Rekordmarken teilweise
deutlich überboten (zB St.Peter-Ording mit 19.1°C um 1.4K).
Auch in den Alpen erreichte das Thermometer ungewöhlich hohe Werte, zB in Disentis (1180 m)
23.0°C am 27.
Am wärmsten wurde es in Deutschland in Aachen (24.4°C am 30.), gefolgt
von Rottweil (24.1°C am 29.) und Bad Neuenahr-Ahrweiler (23.9°C am 28.).
Einen besonders krassen Temperaturanstieg erlebten weite Teile Skandinaviens:
Herrschten bis zum 27.10. noch winterliche Temperaturen vor (vielerorts kam das Thermometer nicht über 0°C hinaus,
im schwedischen Nikkaluokta betrug der Höchstwert -14.0°C!), rauschte ab dem 28.10. von Südwesten
die Warmluft heran und hatte bereits am 29.10. das gesamte Skandinavien überflutet.
Ålesund in Norwegen erreichte am 28.10. 20.7°C, Tafjord am 30.10. 21.3°C, Trondheim
am 31.10. 17.9°C.
Hochdruckgebiete, selbst wenn sie Warmluft aus Süden herantransportieren, verheißen
in Herbst und Winter nicht zwangsläufig Sonne und Wärme.
Bei negativer Strahlungsbilanz wird in den Nächten durch Ausstrahlung Kaltluft produziert,
die sich am Tage auch durch 9 bis 10 Stunden Sonnenschein nicht mehr richtig erwärmen kann.
Damit sich die Warmluft in der Höhe auch am Boden durchsetzen kann, bedarf es Wind, der für eine
Durchmischung sorgt.
In windschwachen Tälern, Senken und Niederungen kann sich die Kaltluft dann besonders gut halten.
Und so überrascht es nicht, dass die höchsten Temperaturen bzw Rekorde fast ausschließlich
im Westen und Nordwesten Deutschlands aufgestellt wurden. Zum einen blies der Wind bei einem stärkeren
Druckgradienten etwas kräftiger, zum anderen sickerte in den Osten und Nordosten
bodennah etwas kühlere Luft ein. Mehr Mühe hatte die Warmluft, sich in den hügeligen Mittelgebirgslandschaften
in der Mitte und im Süden auch in den Tälern durchzusetzen. Besonders
in Bayern im Gebiet zwischen Main und Donau gelang das überhaupt nicht.
Hier entstand auch noch Nebel oder Hochnebel, der sich tagelang hielt und in dessen Bereich
sich die Luft von Tag zu Tag weiter abkühlte.
So konnte man sich am 31.10. an der Mosel über Sonne und Temperaturen von mehr als 23°C freuen,
während an Inn und Isar das Thermometer bei trübe-kalten 5.5°C hängenblieb.
Bodenanalysekarten vom 26.10. bis 31.10.2005, jeweils 00 UTC
Quelle: DWD / FU Berlin
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26.10.2005
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27.10.2005
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28.10.2005
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29.10.2005
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30.10.2005
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31.10.2005
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850 hPa-Geopotential- und temperatur sowie 500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 27.10. bis 29.10.2005, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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27.10.2005, 00 UTC
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28.10.2005, 00 UTC
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29.10.2005, 00 UTC
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Temperatur
Nachstehend alle Stationen, an denen neue Rekorde der Höchsttemperatur in
der 3. Oktoberdekade (21.-31.10.) aufgetreten bzw. alte Rekorde eingestellt worden sind sowie der bisherige Höchstwert.
Dazu die jeweils höchsten und tiefsten Tagesmaxima der Temperatur im Zeitraum vom 25. bis
zum 31.10.2005:
Ort |
Tmax |
Ort |
Tmax |
25.10.2005 |
Emmendingen Bad Dürkheim Lahr |
21.9°C
21.9°C 21.7°C |
Zugspitze Brocken Großer Arber |
3.8°C
7.9°C 9.1°C |
26.10.2005 |
Emmendingen Rheinfelden Freiburg/Brsg. |
22.7°C
22.1°C 22.1°C |
Zugspitze Brocken Großer Arber |
3.0°C
7.6°C 7.9°C |
27.10.2005 |
Stuttgart-Neckartal Bad Neuenahr-Ahrw. Bendorf |
23.6°C
23.6°C 23.6°C |
Zugspitze Greifswalder Oie Arkona |
10.0°C
12.8°C 12.9°C |
28.10.2005 |
Bad Neuenahr-Ahrw. Idar-Oberstein Aachen |
23.9°C
23.5°C 23.2°C |
Zugspitze Harburg Neuburg/Donau |
9.9°C
10.1°C 10.5°C |
29.10.2005 |
Rottweil Aachen Euskirchen |
24.1°C
23.4°C 22.6°C |
Zinnwald-Georg. Zugspitze Meiningen |
8.6°C
8.7°C 8.9°C |
30.10.2005 |
Aachen Bernkastel Trier |
24.4°C
23.3°C 22.9°C |
Zinnwald-Georg. Harburg Neuburg/Donau |
6.9°C
8.1°C 8.2°C |
31.10.2005 |
Bernkastel Euskirchen Trier |
23.3°C
23.1°C 22.8°C |
Zinnwald-Georg. München (FJS) Mühldorf/Inn |
2.1°C
5.5°C 5.5°C |
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Ort |
Max |
Bisher |
St. Peter-Ording Schleswig
Kiel Norderney Bremerhaven Cuxhaven Oldenburg Lingen Bocholt Bendorf
Neuhaus a.R. Trier Berus Zugspitze Kassel Saarbrücken Tholey
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19.1°C
19.6°C 20.5°C 20.1°C 20.8°C 20.4°C 21.3°C
21.9°C 22.9°C 23.5°C 15.7°C 23.0°C 21.5°C
10.0°C 20.5°C 22.5°C 20.9°C
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17.7°C
18.9°C 19.5°C 19.5°C 20.2°C 19.6°C 21.0°C
21.8°C 21.9°C 23.4°C 15.5°C 22.6°C 21.5°C
9.0°C 20.3°C 22.1°C 20.9°C
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29.10.05, 12:46 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
30.10.05,12:36 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
31.10.05, 12:26 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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30.10.05, 10:57 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR |
29.10.05,12:44 UTC, N18 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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