Wetterlage und Entwicklung
In diesem Jahr machte die "Schafskälte" ihrem Namen alle Ehre.
Unter der "Schafskälte" versteht man einen Kälterückfall, der sich
häufig zwischen dem 10. und 20. Juni ereignet.
Heuer strömte die Kaltluft schon ein paar Tage früher nach Mitteleuropa und
dauerte mit zwei Schüben etwa eine Woche lang an.
Am 6.6.2005 überquerte die Kaltfront des Tiefs "Ole", das über Skandinavien lag,
von Norden her Deutschland.
Vom Nordmeer rückte rasch das Hochdruckgebiet "Tanja" zu den Britischen Inseln vor,
wo es sich etablierte und mit einem Kerndruck von über 1035 hPa den
gesamten Nordwesten Europas überdeckte. Gleichzeitig wölbte sich ein mächtiger Höhenrücken
über die Britischen Inseln hinweg nach Norden auf.
An der Ostflanke gelangte hochreichende Kaltluft nach Südosten, die zum Teil
im 850 hPa-Niveau Temperaturen von unter -5°C aufwies und damit am unteren Ende dessen liegt,
was im Juni möglich ist.
Am 9. und 10.6.2005 erwärmte sich die Kaltluft etwas, bevor sich der Wetterablauf wiederholte
und ein neues Paar von Druckgebilden (Tief Steven und Hoch Ursula) frische
Kaltluft nach Deutschland transportierte.
Die Nacht- bzw. Frühtemperaturen in 2 m Höhe lagen in Deutschland zumeist im einstelligen Bereich.
Tagsüber bildeten sich der kalten Luft durch Konvektion Quellwolken, die sich vielerorts zu Schauern
und sogar Gewittern weiterentwickelten, gelegentlich zogen auch nur harmlose Wolkenfelder durch.
Nur mit Mühe stieg das Thermometer an den Flachlandstationen
am Tage über 10 Grad (zB Schwerin 12.6°C am 6., Görtlitz 10.3°C am 7.,
Bremerhaven 12.8°C am 8., Kempten 12.9°C am 9., Cuxhaven 13.6°C am 10.,
Nürnberg 12.7°C am 11., Emden 12.9°C am 12.).
Besonders nachts macht sich der Charakter einer Luftmasse bemerkbar: In kalter und
relativ trockener Luft kann das Thermometer weit absinken, sofern nicht Wolken oder Wind oder
Nebel die Ausstrahlung behindern. Bodenfrost (in 5 cm Höhe) trat häufig auf (zB
Plauen -3°C am 9., Stuttgart-Flughafen -1°C, Nürnberg -2°C am 10.).
Luftfrost (in 2 m Höhe) wurde allerdings nur auf den Bergen und ganz vereinzelt
in ungünstigen Tallagen (Donau, Neckar) registriert (zB Rottweil -1.0°C am 8.).
In der ersten Junidekade blieben neue Rekorde der Tiefsttemperatur aus, wenn auch zum Teil
nur denkbar knapp (zB Lahr 4.1°C am 8., bisheriger Rekord 4.0°C).
Immerhin 3 Stationen erzielten dann in der zweiten Junidekade (11.-20.6.)
neue Rekorde oder stellten die bisherigen ein: Manschnow mit 4.1°C,
Wittenberg mit 4.0°C und Michelstadt-Vielbrunn mit 5.1°C).
Mit der Ausweitung des skandinavischen Tiefdruckgebietes über die Nordsee hinweg
nach Westen, drehte die Strömung über Deutschland allmählich auf westliche,
am 14.6. auch auf südwestliche Richtungen; wärmere und feuchtere Luft gelangte zu uns
und beendete die Schafskälte.
Bodendruckanalyse, 500- und 850 hPa -Geopotential- und temperatur vom 8.6.2005, jeweils 00 UTC
Quellen: www.metoffice.com; Wetterzentrale
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8.6.2005, 00 UTC
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8.6.2005, 00 UTC
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8.6.2005, 00 UTC
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Temperatur
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Tiefsttemperaturen vom Sonntag, 8.5.2005,
bis zum Freitag, 13.5.2005:
Ort |
7.6. |
8.6. |
9.6. |
10.6. |
11.6. |
12.6. |
Zugspitze Wendelstein
Fichtelberg Brocken Rottweil Sigmaringen-Laiz Großer Arber
Feldberg/Schw. Oberstdorf |
-6.4°C
-2.6°C -1.0°C -1.0°C 7.2°C 8.1°C -1.7°C 0.4°C
7.5°C |
-11.3°C
-3.1°C -0.6°C 1.5°C -1.0°C -0.7°C -1.1°C -1.0°C
-1.0°C |
-10.2°C
-3.5°C 0.7°C 3.2°C 0.5°C 0.1°C -0.8°C 0.5°C
2.5°C |
-9.1°C
-1.3°C 2.9°C 3.6°C -0.2°C -0.5°C 1.4°C 1.8°C
1.4°C |
-6.9°C
1.7°C 1.2°C -0.5°C 6.9°C 5.8°C 3.6°C 5.2°C
1.6°C |
-3.2°C
2.9°C 0.9°C 0.4°C 6.4°C 8.9°C 1.0°C 4.8°C
8.7°C |
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7.6.05, 11:58 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
8.6.05, 13:29 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
10.6.05, 13:09 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
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9.6.05, 10:32 UTC, N17 VIS
Quelle: L. Hamilton |
10.6.05, 10:06 UTC, N VIS
Quelle: CHMU Prag |
10.6.05, 10:20 UTC, N17 VIS
Quelle: M. Wienzek |
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