Wetterlage und Entwicklung
Tiefer Druck zusammen mit recht warmer und feuchter Luft bestimmte
das Wetter in Mitteleuropa und dem Alpenraum von Dienstag, 1.6.2004, bis
Donnerstag, 3.6.2004. Auch in der Höhe zeichnete sich ein Wirbel ab,
der sich über Deutschland hinweg langsam nach Südosten verlagerte.
Lediglich der äußerste Norden und Nordosten Deutschlands
profitierte von einem Hoch über Skandinavien, das trockene Luftmassen
heranlenkte.
In den meisten Gebieten Deutschlands entstanden in der feucht-warmen Luft am Dienstag und
Mittwoch zahlreiche Schauer und Gewitter.
Länger anhaltender Niederschlag fiel im Westen und Südwesten des Landes.
An der Westseite des Höhenwirbels wurde entsprechend der Drehbewegung gegen
den Uhrzeigersinn die wolkenreiche, feuchte Luft aus Norden bzw. Nordwesten gegen die Alpen geführt.
Insbesondere in der Schweiz fielen intensive Niederschläge.
Von der Westschweiz verlagerte sich das Niederschlagsgeschehen im Laufe des Mittwochs
nach Osten und erfasste am Abend, in der Nacht zum Donnerstag und
am Donnerstag auch den Süden Baden-Württembergs, Vorarlberg und das Allgäu.
Die Niederschläge waren konvektiv durchsetzt und teilweise von Blitz und Donner begleitet;
im Südschwarzwald kamen örtlich mehr als 100 mm von Mittwoch bis Donnerstag früh
zusammen. Bregenz (Vorarlberg, Österreich) meldete von Donnerstag 6 UTC bis Freitag 6 UTC
eine Niederschlagsmenge von 62 mm, In Oberstdorf waren es 50 mm, in Oberammergau sogar 82 mm.
Während des betrachteten 72-stündigen Zeitraums summierte sich der Niederschlag
in der Zentralschweiz auf mehr als 100 mm.
Mit Hilfe des Niederschlagsradars (siehe Bild unten) wurde Summenberechnungen durchgeführt:
Die Regenmengen erreichten demzufolge Werte von örtlich mehr als
300 mm binnen 48 Stunden (nördlich und östlich von Interlaken)!
Bäche traten über die Ufer, es kam zu Erdrutschen. In der Nacht
zum Mittwoch verschüttete ein Erdrutsch bei Escholzmatt die SBB-Linie
Luzern-Bern, auch die Kantonsstraße war unpassierbar.
Etliche Flüsse führten Hochwasser (zB Aare), ebenso viele Seen
Meldungen über folgenschwere Starkniederschlagsereignisse
hört man sonst meist aus dem Tessin, wenn feuchte Mittelmeerluft
von Süden gegen die Alpen geführt wird. Dieses Mal hingegen erfreute
sich das Tessin meist guten Wetters, es fiel kein oder nur wenig Regen und
die Temperaturen stiegen auf über 20°C.
Wenngleich die Wettervorhersagemodelle die Verteilung der Niederschläge recht gut
voraussagten, lagen die tatsächlich gefallenen Werte deutlich über den
prognostizierten.
Nachstehend die NOGAPS-Modellniederschlagsvorhersagen (Modelllauf vom 1.6.2004, 12 UTC) für jeweils
12-stündige Zeiträume von 1.6.2004, 12 UTC bis 3.6.2004, 12 UTC:
 |
 |
 |
 |
1.6. 12 UTC bis 2.6. 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale |
2.6. 00 UTC bis 2.6. 12 UTC
Quelle: Wetterzentrale |
2.6. 12 UTC bis 3.6. 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale |
3.6. 00 UTC bis 2.6. 12 UTC
Quelle: Wetterzentrale |
Niederschlag
Nachstehend eine Auswahl gemessener Niederschlagsmengen von Dienstag, 1.6.2004, 6 UTC, bis
Freitag, 4.6.2004, 06 UTC, jeweils 24-stündig von 06 bis 06 UTC,
sowie die Summe dieses Zeitraums und das langjährige Mittel (1961-1990)
für den Monat Juni:
Ort |
Di-Mi |
Mi-Do |
Do-Fr |
Summe |
Juni-Mittel |
Interlaken (579 m)
Engelberg (1018 m)
Altdorf (451 m)
Grimsel-Hospiz (1969 m)
Glarus (470 m)
Plaffeien (1041 m)
Wädenswil (485 m)
Luzern (456 m)
Adelboden (1325 m)
Zürich (569 m)
Ulrichen (1348 m)
La Dôle (1675 m)
Bern (567 m)
Freiburg (D, 269 m)
Bregenz (A, 436 m) |
47 mm
45 mm
47 mm
33 mm
37 mm
42 mm
19 mm
46 mm
50 mm
14 mm
36 mm
48 mm
27 mm
4 mm
18 mm |
72 mm
50 mm
48 mm
42 mm
38 mm
48 mm
56 mm
30 mm
31 mm
55 mm
19 mm
15 mm
31 mm
54 mm
21 mm |
11 mm
29 mm
29 mm
27 mm
27 mm
7 mm
21 mm
28 mm
12 mm
17 mm
-
1 mm
4 mm
3 mm
62 mm |
130 mm
124 mm
124 mm
102 mm
102 mm
97 mm
96 mm
94 mm
93 mm
86 mm
65 mm
64 mm
62 mm
61 mm
101 mm |
139 mm
179 mm
127 mm
160 mm
164 mm
-
151 mm
153 mm
147 mm
124 mm
90 mm
145 mm
121 mm
117 mm
206 mm |
|
 |
 |
 |
500 hPa-Geopotential, 2.6.04, 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale |
48 h-Regensumme (Radar)
Quelle: MeteoRadar Schmid |
1.6.2004, 20:18 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR |
 |
 |
 |
2.6.04, 12:42 UTC, NOAA IR
Quelle: CHMU Prag
|
2.6.04, 10:10 UTC, NOAA 17 VIS
Quelle: FU Berlin |
2.6.04, 12:42 UTC, NOAA 16 VIS
Quelle: Geograph. Institut, Univ. Bern
|
|
In Zusammenarbeit mit:
|
|
|